Hyacinthus und andere Frühlingsblumen

Autor: Frank   
Veröffentlicht: 02.11.2009 - 07:31 Uhr
 
 
Bildquelle: 1915-narzisse.jpg
Göttlicher Ursprung

In der griechischen Götterwelt ging es manchmal sehr dramatisch zu. Liebe, Tod und Leidenschaft haben, wenn man den Mythen Glauben schenkt, eine ganz große Rolle gespielt. Am Ende leidenschaftlicher und tragischer Beziehungen standen oft Verwandlungen in wunderschöne Blumen, deren Namen noch heute an die griechische Götterwelt erinnern. Im Fall der Anemone soll es der Legende nach darum gegangen sein, eine Nebenbuhlerin aus dem Weg zu schaffen: Am Hofe der Göttin Flora lebte die hübsche Nymphe Anemona. Floras Ehemann Zephyr, der Gott des Windes, verliebte sich in sie. Die verärgerte und eifersüchtige Gattin wollte die Konkurrentin aus dem Weg schaffen und verwandelte sie in eine Blume. So entstand also die Anemone, von denen einige schon früh im Jahr blühen, zum Beispiel die Vorfrühlingsanemone (Anemone blanda), die auch als Balkan-Anemone bezeichnet wird. Die kleinen Knollen, aus denen sie sich entwickelt, werden jetzt im Herbst gepflanzt.

Rache und Mitgefühl


Auch andere Frühlingsblumen verdanken ihre Existenz göttlicher Einflussnahme. Der Name der Narzisse geht auf einen attraktiven jungen Mann namens Narcissus zurück. Verehrerinnen wies er kühl ab, so auch die Nymphe Echo, die sich sehr in ihn verliebt hatte. Er war dabei so kaltherzig, dass er den Zorn der Göttin Nemesis auf sich zog. Sie sorgte dafür, dass Narcissus eine unheilvolle Neigung für Dinge entwickelte, die für ihn unerreichbar waren. So verliebte er sich beim Trinken aus einer Quelle in sein eigenes Spiegelbild im Wasser. Narcissus wollte es umarmen, aber es war nicht fassbar. Es blieb für ihn ein Sehnsuchtsziel, das er nie erreichen konnte. An dieser unstillbaren Liebe zu sich selbst ging er langsam zugrunde. Die Götter bekamen schließlich Mitleid mit ihm und verwandelten ihn in eine wunderschöne, gelb blühende Blume, die Narzisse, botanisch Narcissus.

Die Blume des Regenbogens

Auch die Iris hat ihren Ursprung in der griechischen Götterwelt. Sie wurde nach der griechischen Göttin des Regenbogens benannt, die zwischen den Göttern und den Menschen vermittelte. Ihr Symbol war der Regenbogen als Brücke zwischen Himmel und Erde. Diese vermittelnde Funktion spiegelt sich auch im Aufbau einer typischen Irisblüte wider, die aus jeweils sechs Blütenblättern besteht: Drei Blütenblätter, die oft als Domblätter bezeichnet werden, weisen himmelwärts, die anderen drei, manchmal Hängeblätter genannt, zeigen mehr oder weniger deutlich nach unten. So stehen sie für die Verbindung zwischen irdischer und himmlischer Welt. Auch bei den kleinen, im Frühling blühenden Zwiebeliris wie Iris reticulata und Iris bucharica ist dieser markante Blütenaufbau deutlich zu erkennen.

Tödliche Eifersucht

Bei der Hyazinthe kommt wieder Zephyr, der Gott des Windes, ins Spiel. Ein junger Mann namens Hyacinthus übte mit Apollo, einem Freund aus der Götterwelt, das Diskuswerfen. Zephyr war eifersüchtig und schleuderte die von Apollo geworfene Diskusscheibe gegen den Kopf von Hyacinthus, der an dieser Verletzung starb. Apollo war so untröstlich über den Tod seines Freundes Hyacinthus, dass er ihn als Blume wieder auferstehen ließ. Möglicherweise war ursprünglich mit Hyacinthus eine andere Blume als heute gemeint, denn es waren früher zeitweise ganz unterschiedliche Pflanzen unter diesem Namen bekannt. Doch mittlerweile gibt es nur eine Blume, die offiziell diesen Namen trägt, die aus einer Zwiebel wachsende Hyazinthe, botanisch Hyacinthus orientalis, die intensiv duftet und im Frühling blüht.

Duftendes Frühlingserwachen

Was mancher bei der Hyazinthe als eine einzige große Blüte wahrnimmt, ist tatsächlich ein ganzer Blütenstand aus vielen, je nach Sorte mehr oder weniger stark duftenden Blüten. Jede einzelne Hyazinthenblüte ist wie ein kleiner Stern mit elegant geschwungenen Spitzen geformt. Die Blütenstände sind so markant, dass auch einige andere Pflanzen, die botanisch gar nicht zur Gattung Hyacinthus gehören, die Bezeichnung Hyazinthe in ihrem Namen tragen. Dies trifft zum Beispiel auf die kleinen, zierlichen Traubenhyazinthen, botanisch Muscari, zu. Sie blühen ebenfalls im Frühling und werden wie die Zwiebeln der echten Hyazinthen im Herbst gepflanzt. Aus Südafrika stammen die Kaphyazinthe (Lachenalia) und die Sommer- oder Riesenhyazinthe (Galtonia candicans). Beide haben ebenfalls hochragende Blütenstände aus vielen einzelnen Blüten. Doch nur die Sorten der echten Hyazinthen - Hyacinthus orientalis - bringen den Duft des Frühlings in den Garten. Sie können den ganzen Herbst über bis Ende November gepflanzt werden, bei Frostfreiheit auch noch im Dezember. In einen Topf, eine Schale oder einen Kasten gepflanzt, bringen sie im Frühling Duft und Farbe auch auf den Balkon.

IZB
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