Getreidesamen als Bewurzelungshilfe für Stecklinge?

 
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Kiki85

Hallo!

Zurzeit versuche ich die (für mich) beste Methode zum Bewurzeln von Stecklingen zu finden. Neben den wichtigsten Faktoren wie Wärme und Feuchtigkeit gibt es ja auch das ein oder andere Pulverchen oder Fläschchen als Bewurzelungshilfe. Die offensichtlich wirksamsten Mittel (laut Forum hier und auch anderen Foren) wie Rhizopon und Superthrive sind jedoch in Deutschland nicht (mehr) zugelassen, die zugelassenen dagegen scheinen wohl teilweise nicht sehr wirksam zu sein.

Jetzt habe ich im Internet von der Methode gelesen, in das Pflanzloch (zum Steckling) ein Weizen- oder anderes Getreidekorn zu geben, da diese angeblich bei der Keimung geringe Mengen Wachstumshormone (?) freisetzt und so den Stecki zum Wurzeln anregt. Alternativ kann man wohl auch den Stecki an der Schnittstelle längs leicht einschneiden und ein Getreidekorn in den Spalt schieben.

Meine Frage ist jetzt, ob von euch jemand mehr über diese Methode weiß oder es selbst schon ausprobiert hat. Sofern es funktioniert, würde ich es für eine gute Alternative zu den synthetischen (in DE nicht zugelassenen) oder den nicht/weniger wirksamen (aber zugelassenen) Mittelchen halten. Was meint ihr dazu?
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Beatty

Hallo Kiki85,
selber habe ich es noch nicht ausprobiert aber hier gibt es weitere Infos
http://gaertnerblog.de/blog/20…chensamen/…it-radiessamen/

Mit Weiden- und Tomatenwasser habe ich es schon mal probiert, das funktioniert.
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Kiki85

Hallo Beatty,

so, nachdem ich gestern zweimal aus meinem Account geflogen bin, als ich die Antwort absenden wollte, versuche ich es jetzt nochmal:

Die Links aus deinem Beitrag kenne ich schon, unter anderem dadurch bin ich überhaupt auf die Idee gekommen
Leider findet man im Internet nicht wirklich mehr Informationen zu dem Thema, und diese dokumentierten Versuche sind leider auch nicht sehr umfangreich, da nicht mehrere Versuche (also größere Stückzahlen oder mehrere Versuche über einen längeren Zeitraum) durchgeführt wurden.

Von der Variante mit Weidenwasser habe ich auch schon gelesen, habe es aber selbst noch nicht versucht. Ich habe ehrlich gesagt keinen Schimmer, ob oder wo bei mir in der Nähe eine Weide wächst

Von Tomatenwasser habe ich bisher noch nicht gehört. Wie muss ich mir das vorstellen? Einfach ein paar Teile von einer Tomatenpflanze mit ins Steckiwasser geben? Oder muss man das extra ansetzen wie Brennesseljauche? Allerdings stelle ich mir die Tomatenwasser-Methode auch recht geruchsintensiv vor (Tomatenpflanzen haben ja von Hause aus einen recht intensiven Eigengeruch). Leider habe ich keinen Garten und auch keinen Balkon zur Verfügung und brauche daher eine eher "geruchsneutrale" Methode

Ich glaube ich werde das mit den Getreidesamen einfach mal ausprobieren. Wenn Interesse besteht, kann ich die Ergebnisse hier gerne mitteilen
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Beatty

Nein, mit dem Tomatenwasser warst du schon richtig. Einfach Stengel kleinschneiden und 1-2 Tage in Wasser ausziehen lassen. Das riecht nicht stark. Nur wird es jetzt mit Tomatenpflanzen schwierig. Weiden stehen häufig in der Gegend. Habt ihr einen See oder einen Wasserlauf in der Nähe? Dort mal bevorzugt gucken. Es kann auch eine Trauerweide sein.

Du hast Recht, es gibt keine richtigen Versuchsreihen. Aber vielleicht machst du ja den Anfang. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du berichten würdest.
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Kiki85

Ja einen See habe ich in der Nähe. Wird aber eher schwierig sein dort "unauffällig" an Bäumen rumzuschnippeln, da dort immer sehr viel los ist und auch das Ordnungsamt dort gerne seine Runden dreht... also ich glaube das lasse ich lieber

Okay, dann werde ich demnächst mal die ersten Versuchsreihen starten... Auch wenn im Moment das Interesse für dieses Thema leider nicht allzu groß zu sein scheint Aber solange es zumindest noch eine Person (außer mir) interessiert, macht es Sinn über die Ergebnisse zu berichten
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Beatty

Finde ich klasse. Und das Interesse kommt bestimmt im Frühjahr. In einem anderen Forum hatte übrigens vor Kurzem auch schon nach diesem Thema gefragt. Es ist also schon interessant, nur viele Leute nehmen Pflanzenhormone, weil es zu kaufen ist (und man keinen Ärger mit dem Ordnungsamt bekommt )
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r4pt0x

Habe vor kurzem zufällig festgestellt, dass zumindest manche Pflanzen extrem gut auf Ethen reagieren!

Habe bei mir im Wohnzimmer vor 2 Wochen einen schon leicht angeschrumpelten Apfel auf die Heizung gestellt, auf der direkt daneben auch Mangosamen und Zitronengras-Stecklinge standen.
Die Stecklinge haben in der Woche davor kaum wirklich Fortschritte gemacht - Mit Apfel waren innerhalb von 1 Woche alle 4 Stecklinge sehr stark bewurzelt und haben schon Seitentriebe bekommen! Sind nun seit 3 Tagen in Substrat und die Seitentriebe sind schon 20-25cm hoch!
Die beiden Mangosamen haben sich wenige Tage nachdem der Apfel daneben lag gespalten und die Triebe sind gewachsen - allerdings entwickelt sich bei beiden die Wurzeln bisher kaum. Jeweils nur ein kurzer Stummel mit einer sehr dünnen ca 2cm langen Wurzel. Die Triebe sind schon ca 5cm hoch...

Dass Reife Äpfel auf andere Früchte nachreifend wirken war mir bekannt, aber dass es auch auf Setzlinge/Keimlinge so gut wirkt war mir neu... Lässt sich ja eventuell unterstützend zu den Getreidesamen anwenden?
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Beatty

Auch ein interessanter Ansatz. Werde ich mal versuchen mehr Infos dazu zu bekommen.
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r4pt0x

Wikipedia liefert dazu schon recht umfangreiche Informationen, ausgehend vom Artikel über Ethen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethen#Biologische_Wirkung

Anscheinend lässt sich mittels Ethen auch das Verhältnis von Dicken- zu Längenwachstum steuern.
Ich glaube das werde ich an den Juniperus Chinensis und Ficus Virens etwas genauer ausprobieren - da sollen ein paar zu Bonsais werden, da wäre ein beeinflussbares Dickenwachstum natürlich genial!
Mal schauen ob man Ethen auch zu realistischen Preisen in kleinen Mengen bekommen kann - ansonsten werden wohl wieder Äpfel herhalten müssen ^^

Das dürfte auch erklären, warum die Wurzeln meiner beiden Mangos so kurz aber dafür sehr dick sind - die Triebe sind auch relativ dick.

Auch interessant ist die Deaktivierung des Gravitropismus - das werd ich evtl im Frühjahr ausprobieren wenn ich meinen "Kopfüber-Kräutergarten" überm Küchenfenster baue. Da sollen nämlich die Wurzeln durch ein feines Fleece/Gaze/Gitter nach oben ins Substrat wachsen (nach oben offen zum gießen+düngen) und die Triebe nach unten Richtung Licht zum Fenster. Während der Keimung und die ersten Wochen sollen die Pflanzen noch in "normaler Richtung" verbringen, dann könnte ich nach dem Umdrehen testweise eine Hälfte mit Ethen versorgen und beobachten ob die behandelten Pflanzen sich anderst entwickeln.
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Kiki85

Toll, das klingt ja wirklich auch sehr interessant! Muss den Beitrag aber erstmal mal in Ruhe lesen...

Ich habe hier auch noch ein paar Äpfel rumliegen. Die werde ich dann gleich zu den Stecklingen dazulegen, die sich seit Wochen nicht rühren... und schauen was passiert.

Mensch, das Thema wird echt immer interessanter!
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walmar

Ich kenne sowas nur mit Weidenrindenstücken- zum bewurzeln.

Äpfel lassen eher grüne / unreife andere Früchte nachreifen durch den Wirkstoff.
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Kiki85

Ja schon, das mit dem Beschleunigen der Reifung bei Früchten ist ja bekannt. Aber warum sollte es nicht auch Auswirkungen auf die Pflanzen selbst haben, wenn die das Ethylen aufnehmen und verstoffwechseln (oder so).
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r4pt0x

Habe mich noch etwas mehr damit beschäftigt:

Grob gesagt sorgt Ethen wohl für einen beschleunigten Stoffwechsel der gesamten Pflanze (Alterungsprozess) - Bei Keimen bedeutet das natürlich eine wesentlich schnellere Keimung, Trieb- und Wurzelbildung, aber wirkt eben auch alternd auf Blätter und Blüten. Ethen ist somit auch für das abwerfen der Blätter und ausbleichen der Blüten (mit)verantwortlich.
Bei Bromeliaceen stimuliert es die Blütenbildung, bei vielen anderen Pflanzen wirkt es eher hemmend.

Ethen wird auch bei Schädlingsbefall von der Pflanze abgegeben, um die betroffenen Pflanzenteile absterben zu lassen (Blätter verwelken). Die Restliche und angrenzende pflanzen werden durch das Ethen ebenfalls "alarmiert" und können je nach Art z.B. mit der Anreicherung von Giften reagieren. Hier wirkt es als also "Stresshormon" auf die Pflanze.

Bei Sauerstoffmangel v.A. an den Wurzeln kann durch Ethen ein kontrolliertes Absterben ausgelöst und gesteuert werden. Die Pflanze setzt das z.B. bei Staunässe ein, um diese Bereiche zu umwachsen.

Daneben gibt es noch etliche Effekte, die zum Großteil noch recht unerforscht sind. Anscheinend hängen viele Wirkungen von der Konzentration des Ethen und anderen Phytohormonen ab.
Man muss das also eher differenziert betrachten und ggf von Pflanze zu Pflanze durch Versuch und Irrtum eruieren ob es zum gewünschten Effekt führt, oder ob genau das Gegenteil erreicht wird.

Da meine Mangos nur kümmerliche Blättchen ausgebildet haben, werde ich da die "Versorgung" durch Ethen vorerst unterbinden. Beim Zitronengras hingegen scheint es sehr gut zu funktionieren, das macht Täglich deutliche Fortschritte, also wird das auch erstmal neben dem Apfel bleiben.
Ich habe jetzt Testweise auch meine Samen und Keimlinge im Gewächshaus aufgeteilt - jeweils die Hälfte wurde zusammen mit einem Apfel unter die Haube gesetzt, die andere Hälfte wie bisher ohne.

Das Erfolgversprechendste dürfte wohl sein, wenn man die Ethenquelle kurz nach der Keimung vor/bei der Bildung der ersten Blätter abstellt, damit diese Blätter nicht sofort wieder anfangen zu altern bevor sie überhaupt ausgebildet wurden. Werde also von den Keimlingen wieder jeweils die Hälfte zu diesem Zeitpunkt umsetzen ins "Apfellose" Gewächshaus, der Rest bleibt unter Begasung...

Für Früchtetragende Pflanzen die sich für unsere Breitengrade eher zu lange Zeit lassen mit der Reifung, könnte man die Reifung durch Ethen sicher beschleunigen um die Früchte auch noch ernten zu können bevor der Frost sie vernichtet.



Noch ein paar Infos:
- "Angematschte" Äpfel mit braunen Stellen sondern wohl am meisten Ethen ab - die Produktion steigert sich nahezu exponentiell mit der Reifung/Alterung und der Konzentration im Gewebe und veranlasst immer mehr Zellen zur Ethenproduktion. Das bewirkt in der Natur die gleichmäßige Reifung der Früchte. Das bedeutet aber auch, dass bei Zuführung von Ethen die Pflanze selber die Ethenkonzentration rasant erhöht; evtl deutlich über den Wert der den gewünschten Effekt erzielt.

- Durch den beschleunigten Stoffwechsel und die Synthese von Ethen steigt der Sauerstoffbedarf der Pflanze stark an. Kohlendioxid kompensiert die Wirkung von Ethen - also öfter mal durchlüften um die O-Konzentration hoch, und von CO2 niedrig zu halten. Bei niedriger O-Konzentration dürfte dann das angesprochene kontrollierte absterben ausgelöst werden! Schlägt die Behandlung mit Ethen fehl, kann man evtl den Negativeffekt durch Erhöhung der CO2-Konzentration stoppen oder ausreichend Verlangsamen um die Pflanze noch zu retten. (Evtl mit Mineralwasser gießen, am besten eins mit richtig viel "Gas")



Edit:
Eine knappe und leicht verständliche Übersicht über die Wirkungen verschiedener Phytohormone habe ich hier gefunden:
http://www.zum.de/Faecher/Materialien/beck/12/bs12-51.htm

Es gibt im Netz auch etliche wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema, die zwar teilweise recht aufschlussreich sind, aber unglaublich langatmig und trocken ^^ (Hätte nie gedacht dass ich mich als Techniker/Ingeneur mal durch Abhandlungen über Phytochemie wühlen würde )



Edit2:

Ganz vergessen:
In Samen während der Keimphase ist die Konzentration von Ethen und anderen wachstumsfördernden Phytohormonen besonders hoch - da Getreidesamen ja relativ schnell und leicht Keimen, dürfte das auch des Rätsels Lösung sein, warum diese zum Anwurzeln von Stecklingen empfohlen werden.

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