Ich hab's mir angeschaut - sehr nett und lustig, aber nichts was man unbedingt gesehen haben muß. Ein wenig eindimensional halt, weil - wie bei Kurzfilmen so oft - nur eine einzige zentrale Botschaft da ist, an der sich alles ausrichtet.
Die Botschaft ist relativ einfach: freundlicher junger Mann läßt sich ständig von allen ausnutzen und auf der Nase rumtanzen. Er kann nicht nein sagen. Jedes Frühjahr trägt er den Kaktus seiner Nachbarin vom Dachboden 5 Stockwerke runter in den Garten, und im Herbst wieder zurück. Der Kaktus ist groß, schwer, und fies bedornt. Die Tatsache, daß er nicht nein sagen kann wird unterlegt mit Montagen aus seinem Leben, die zeigen, wie in andere Leute ausnutzen, etc.
Als nun wieder der Weg zurück in den Speicher ansteht, ringt er sich aus Angst vor dem Kaktus doch ein Nein ab, und, als die Nachbarin dies akzeptiert und er sieht, daß die Welt davon nicht untergegangen ist, ermutigt ihn das dazu, auch in anderen Lagen seinem Willen Gehör zu verschaffen.
Als er von seiner Freundin, von der wir aus den Montagen vermuten dürfen, daß sie ihn mit seinem Wissen und seiner "Zustimmung" betrügt, zu einem gemeinsamen Urlaub mit ihr und ihren Eltern im Schwarzwald genötigt werden soll, sinniert er darüber nach, daß er schon immer mal einen Abenteuer-Rucksackurlaub in einem fernen Land machen wollte.
Die Schlußszene zeigt in dann mit einem Rucksack in einer Wüste.
Strukturiert wird der Film von einem - vom Filmemacher leider nicht durchgehaltenen - Szenen-Wechsel zwischen dem jungen Mann, für dessen Leben der Kaktus ja offensichtlich eine Allegorie ist, und einem Wissenschaftler in einem Botanischen Garten, der den Kaktus rein wissenschaftlich erfaßt und beschreibt. Das beginnt recht witzig, wenn bei er ersten Erwähnung des Namens "Bananenkaktus", der Experte gönnerhaft erklärt, daß der Laie diesen vielleicht wegen seines Wuchses so nennen mag, der Kaktus eigentlich aber ein "Polaskia chichipe" sei.
Später taucht er noch zweimal auf, um die Aussagen des jungen Mannes (z. B.: der Schwerpunkt von einem Bananenkaktus liegt grundsätzlich so, daß er mit seinen Stacheln immer auf den ihn Tragenden fällt) zu kommentieren bzw. korrigieren.
Leider bricht diese Struktur dann - der Experte gibt vor, ihm sei entfallen, aus welcher Gegend der Kaktus stammt, und müsse dies nachschlagen.
Als man den jungen Mann in der letzten Szene in der Wuste stehen sieht, wo er von Polaskia-Exemplaren umringt ist, taucht der Experte wieder auf und liest aus einem Nachschlagewerk vor, daß der Polaskia chichipe aus einer bestimmten Gegend in Mexiko stammt. Abschließen sieht man den jungen Mann glücklich durch das Wüstental stapfen.
Es ist wie gesagt schade, daß der Wechsel Wissenschaft/Allegorie nicht durchgehalten wurde.
Und da der Experte vorwiegend in belehrendem Ton auftritt, halte ich es außerdem für eine schmerzhafte Lücke, daß er bei der Erwähnung der Stacheln nicht einschreitet, und erklärt, daß Kakteen keine Stacheln sondern Dornen haben. Unter anderem damit hätte man diese Wechsel-Struktur aufrecht erhalten können.