@ Martin89
Du fragst nach den Pilzen. Das ist ein ganz heißes Thema, weil das der Schlüssel dazu ist, wie auch der üppigste Wald ohne Kunstdünger auskommt. Die Düngerindustrie will uns weismachen, dass Boden ein lebloses Substrat sei, in das man nur ihre Produkte geben müsse, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Diese Sichtweise ignoriert vollkommen, dass in einer Hand voll gesundem Boden über 5000 verschiedene Arten von Organismen leben. Arten - nicht etwa Individuen, die sind kaum noch zu zählen.
Diese Vielzahl von Organismen lebt in einem Fließgleichgewicht, von dem Menschen wenig Ahnung haben. Vor 60 Jahren wurde dazu mehr geforscht als heute. Heute wird darein weniger Geld gesteckt, weil daraus kein verkäufliches Produkt zu entwickeln geht.
Ein ganz wichtiger Faktor in diesen Lebensräumen Boden sind die Pilze, die mit höheren Pflanzen eine Symbiose eingehen. Ich habe dazu die entsprechenden Artikel aus dem Lexikon der Forstbotanik von Schütt,Schuck und Stimm eingescannt und etwas überarbeitet, in dem ich Fachausdrücke erklärt und Abkürzungen ausgeschrieben habe, das füge ich hier ein:
Zitat
Mykorrhiza (= Pilzwurzel}: Von Frank 1885 geprägter Begriff für die Symbiose zwischen Wurzeln od. wurzelähnlichen Organen (zumeist) höherer Pflanzen und dem Mycel bodenbewohnender Pilze (Mykorrhizapilze). Das Pilzmycel ersetzt hierbei funktionell die Wurzelhaare, hilft der Pflanze u.a. bei der Erschließung von Bodenwasser und Phosphat und wird von der Pflanze mit organischem Material (hauptsächlich Kohlenhydraten und Aminosäuren) versorgt. Die Mykorrhiza erhöht die Lebensdauer der Wurzel und fördert die Verzweigung der Seitenwurzeln. Man unterscheidet verschiedene Mykorrhizatypen aufgrund des Organisationsprinzips. Bei Forstgehölzen dominiert die Ektomykorrhiza; bei den krautigen Pflanzen ist es die VA-Mykorrhiza (Endomykorrhiza). Mehr als 90 % aller Landpflanzen sind mykorrhiziert, d.h. sie leben in mutualistischer Symbiose mit einer Vielzahl von verschiedenen Mykorrhizapilzarten (mit Ausnahme einiger Vertreter der Brassicaceae, Cyperaceae u. Centrospermen).
Mykorrhizapilze: Wurzelsymbionten (Mykorrhiza) der Cormophyta (Gefäßpflanzen); 1. meist Pilze mit septierten Hyphen (Pilzfäden mit Scheidewänden). Vertreter fast aller Gruppen der Basidiomyceten (Ständerpilze), davon sind über 500 Pilzarten als Symbionten bei ca. 250 Gehölzarten bekannt, schätzungsweise jedoch in Europa tatsächlich etwa 1300 Arten aus 58 Gattungen (hauptsächlich Boletus, Russula, Lactarius, Cantharellus, Tricholoma, Inocybe, Hebeloma, Cortinarius, Amanita) vorhanden, manche streng spezifisch an bestimmte Wirtsbäume gebunden (Begleitpilze), wie z.B. bei der Zirbe dieMykorrhizapilze Suillus placidus, S. plorans, S. sibiricus oder Rhizopogon spec. bei Douglasien Daneben andere mit breitem Wirtsspektrum bei Laubgehölzen und Nadelbäumen wie z.B. Amanita rubescens, Cantharellus cibarius, Paxillus involutus, Russula ochroleuca, Xerocomus badius. 2. Viele hypogäische Ascomycetes (ca. 10 Gattungen Gasteromycetales) und andere mit großen Fruchtkörpern; Wirtspflanzen sind gewöhnlich Bäume, Sträucher oder Zwergsträucher. Ektomykorrhiza. 3. Pilze aus der Gruppe der Zygomycetales, z.B. Endogone spec., Glomus spec. (Endogonaceae)
Endomykorrhiza.
Mykorrhizatypen: Verschiedene Erscheinungsformen der Mykorrhiza bei bestimmten Wirtspflanzenfamilien; der Ericaceen-Typ, der Orchidaceen-Typ ( Endomykorrhiza), der Arbutus-Typ und Monotropaceen-Typ ( Ektendomykorrhiza), die VA-Mykorrhiza, die bei den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen eine Rolle spielt und die Ektomykorrhiza, die teilweise obligat bei vielen Waldbäumen (z.B. Eiche, Fichte, Kiefer, Lärche) in der Nordhemissphäre vorkommt (Abb. S. 308).
Endomykorrhiza: Häufigster Mykorrhizatyp; Pilzsymbionten: Endogone spec., Glomus spec. (Zygomycetales) oder Pezizella spec. (Ascomycetes, bei Ericaceen), mit charakteristischen inter- und intrazellularen pilzlichen Strukturen: Vesikel, Arbuskel oder Hyphenknäuel im Wirtsgewebe, bzw. frei im Boden vorhandenes Mycelium im Bereich der Rhizosphäre, das u.U. Sporen bilden kann. Tritt bei einer Vielzahl krautiger und verholzter Wirtspflanzen auf.
Den fettgedruckten Satz habe ich so hervorgehoben und ich wiedehole ihn noch einmal, weil der meiner Meinung nach für eine intelligente ökologische Wirtschaftsform von zentraler Bedeutung ist.
Mehr als 90 % aller Landpflanzen sind mykorrhiziert, d.h. sie leben in mutualistischer Symbiose mit einer Vielzahl von verschiedenen Mykorrhizapilzarten