Aus dem Arbeitsalltag eines Baumschulers

Autor: Frank   
Veröffentlicht: 17.09.2011 - 10:02 Uhr
 
 
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„Wir sorgen dafür, dass es andere schön haben.“

Um sechs Uhr morgens ist für Volker Fett die Nacht zu Ende. Als Inhaber einer Baumschule im rheinland-pfälzischen Dorf Gangloff beginnt sein Arbeitstag um sieben Uhr. Fett führt den seit 1953 bestehenden Betrieb in zweiter Generation, und auch die Nachfolge des Familienbetriebs ist mit Sohn Johannes bereits gesichert. Ehefrau Heidi ist ebenfalls in der Baumschule tätig und organisiert den Verkauf. Die fünf Hektar Baumschulfläche und der Verkauf werden von der Familie mit insgesamt sieben Mitarbeitern bewirtschaftet. Vier davon, zuzüglich zweier Teilzeitkräfte, sind für Dienstleistungen im Garten- und Landschaftsbau zuständig. Seit über dreißig Jahren bietet die Baumschule Fett ihren Kunden den Service an, Gehölze, die bei ihnen gekauft wurden, fachkundig einzupflanzen und auf Wunsch auch regelmäßig zu pflegen.

Regionalität ist wichtiges Verkaufsargument

Volker Fett hat sich mit seinem Betrieb nicht auf bestimmte Kulturen oder Gehölzarten spezialisiert. Als zertifizierte GartenBaumschule muss Fett unter anderem ein breites Angebot an Gehölzen bereithalten. Hecken, Rosen, Obstgehölze, Alleebäume, Koniferen sowie Obst- und Laubgehölze stammen aus der eigenen Erzeugung. Rhododendron kauft der leidenschaftliche Baumschuler aber aus dem Zentrum der Rhododendronkultur, dem niedersächsischen Ammerland, zu, weil dort der saure Boden besser für die Aufzucht geeignet ist. Sechzig Prozent seiner Kunden sind private Gartenbesitzer, und für diese sind Qualität und Regionalität sehr wichtig: „Die Kunden können sicher sein, was bei mir im Boden der Baumschule gewachsen ist, das wächst auch im Boden des heimischen Gartens weiterhin gut. Deswegen ist unsere eigene Baumschule so wichtig." Es komme auch immer wieder mal vor, so berichtet er weiter, dass Kunden beim Sonderangebot eines Supermarktes in Versuchung geraten und zum Beispiel eine gelbe Kletterrose dort kaufen, wo es eigentlich Lebensmittel gibt. „Wenn dann aber die Rose weder gelb ist noch klettert, dann sind die Leute ganz schnell wieder hier in der Baumschule und kaufen zuverlässige Qualität", freut sich der Gehölzfachmann.

Service und fachkundige Beratung spielen in der Baumschule eine sehr wichtige Rolle. „Viele Kunden", so Volker Fett, „kommen mit recht vagen Vorstellungen zu uns. Zumeist drehen sie erstmal eine Runde durch die Ausstellungsfläche und lassen sich dann von einem Mitarbeiter beraten." Vor der Pflanzzeit im Frühjahr und im Herbst wollen die Kunden vorwiegend Beratung hinsichtlich der Pflanzenauswahl und der geeigneten Standorte für die neuen Gehölze. Ab Ende Mai stehen dann aber eher Fragen rund um Pflege, Düngung und Pflanzenschutz im Mittelpunkt.

Handarbeit für Qualität und Umwelt

Baumschuler ist ein sehr vielseitiger Beruf, und wie in vielen anderen abwechslungsreichen Berufen auch, gibt es im Arbeitsalltag einer Baumschule Tätigkeiten, die gern ausgeübt werden und andere, die eher lästige Pflicht sind. Für Volker Fett zählen alle Arbeiten an den Pflanzen, so zum Beispiel das Veredeln, der Erziehungsschnitt, das Roden und das Vorbereiten der Gehölze für den Verkauf, zu dem, was er gerne tut. Die Unkrautbekämpfung ist eher eine der lästigen Pflichten - besonders, da das Unkraut in der Baumschule Fett manuell bekämpft wird. „Ich habe ein geschlossenes Bewässerungssystem mit einem 3.000 Kubikmeter großen Speicher", erläutert der Baumschuler. „Wenn ich das Unkraut mit chemischen Mitteln bekämpfte, würde die Chemie in den Wasserkreislauf gelangen und das Gießwasser verunreinigen. Das könnte dann wiederum andere Pflanzen schädigen. Deshalb jäten wir per Hand - und das ist auch besser für die Umwelt." Ruhige Zeiten gibt es in der Baumschule eigentlich nicht. Die erste Hochsaison beginnt je nach Witterung Anfang März und reicht bis in den Juni. Von Mitte August bis Anfang Dezember, je nach Beginn des Wintereinbruchs und des ersten Frostes, läuft dann die zweite Saison. Da der Dezember erfahrungsgemäß zu den ruhigeren Monaten zählt, hat die Baumschule Fett seit einigen Jahren den Weihnachtsbaumverkauf ins Sortiment aufgenommen. Selbst im Winter hat der Baumschuler noch jede Menge Aufgaben zu erledigen: Veredelung, Kronenschnitt und bei frostfreiem Boden das Verschulen von Hochstämmen.

Motivierte Azubis fehlen leider

Mit seinem Sohn Johannes hat Volker Fett einen Nachfolger, wenn er sich irgendwann aus dem Geschäft zurückziehen möchte. Doch wie steht es in der Baumschule mit dem Mitarbeiternachwuchs? Läuft es da ebenso problemlos? „Seit zwei oder drei Jahren leider nicht mehr", erklärt der Betriebschef. „Wir hatten bisher im Durchschnitt immer drei Auszubildende, doch mittlerweile ist es schwierig, geeignete Bewerber zu finden." Zumeist, so beklagt Baumschuler Fett, seien die schulischen Leistungen der Bewerber nicht mehr ausreichend. Häufig hätten die Schulabgänger Schwierigkeiten mit dem Rechnen, und ein Schüler der seine Englischvokabeln nicht lernt, wird wahrscheinlich auch die botanischen Namen nicht lernen. Dabei hätte ein guter Auszubildender eine sehr große Chance auf einen dauerhaften Arbeitsplatz in der Baumschule Fett. „In aller Regel werden unsere Auszubildenden nach Abschluss der Ausbildung übernommen. Die nächste Baumschule ist etwa 40 Kilometer entfernt. Da ist es schon wichtig einen sicheren Arbeitsplatz in dieser Branche zu haben."

Generation 50+ kauft größere Bäume

Mit der aktuellen Situation und den Zukunftsperspektiven für seinen Betrieb ist Volker Fett zufrieden. Grundlegende Veränderungen, zum Beispiel durch den Klimawandel, sieht der Gehölzexperte - zumindest in absehbarer Zeit - nicht gegeben: „Es mag ja sein, dass wir eine Klimaerwärmung haben, aber das heißt ja nicht, dass wir hier jetzt bevorzugt Gehölze aus der Toskana pflanzen. Viel wichtiger ist für uns und unsere Kunden nach wie vor die Frosthärte der Gehölze; besonders nach den beiden letzten strengen Wintern." Auch die Folgen der Wirtschaftskrise oder gar einer drohenden Rezession sind in der Baumschule nicht zu spüren. Das größte Kundensegment ist die Altersklasse der über Fünfzigjährigen. Die sind recht gut situiert und haben einen Lebensabschnitt erreicht, in dem sie es sich zu Hause noch mal so richtig schön machen wollen - und dazu gehört natürlich auch der Garten. Baumschuler sorgen halt dafür, dass es andere richtig schön haben. Da wird von den 50+-Kunden auch gern mal ein großer Baum gekauft, der eigentlich ein Luxusartikel ist. Junge Leute, die gerade ihr Haus gebaut haben, sind mit eher bescheidenen Finanzmitteln ausgestattet und kaufen daher die kleineren, günstigeren Gehölze. „Aber das", so Volker Fett, „sind unsere finanzkräftigen Kunden von morgen. Daher gibt es auch bei kleinen Einkäufen den gleichen guten Service und die gleiche kompetente Beratung."
Um achtzehn Uhr geht ein interessanter und vielseitiger Arbeitstag für Volker Fett und seine Mitarbeiter zu Ende.

BdB
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