Bäume und Sträucher als Nachbarn

 
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Bäume und Sträucher als Nachbarn

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Gepostet: 25.02.2009 - 06:59 Uhr  ·  #1
Bäume brauchen Nachbarn

Bäume sind aus dem menschlichen Leben nicht wegzudenken. Sei es als Ort von Kindheitserinnerungen, als Orientierungshilfe, als Luftfilter oder als Gestaltungselement im Garten - Bäume sind nützliche und schützenswerte Partner der Menschen.

Ein Baum ist wie ein Gedicht: Er erzählt dem, der sie hören und sehen kann, eine Geschichte. Alte Bäume entführen den Betrachter gelegentlich in die eigene Vergangenheit: Der Baum war schon da, als man noch ein Kind war, oder gar als die eigenen Eltern noch Kinder waren ... Damals gab es die Straße noch nicht, die sich heute über den Hügel bis zum Horizont schlängelt. Diese Gedanken drängen sich umso mehr auf, wenn man die Gelegenheit hat, einen Baum als ständigen Begleiter zu sehen: Der Hausbaum als Bezugspunkt oder die Linde, die den Charakter des Dorfplatzes seit Generationen prägt. Für manche Menschen sind Bäume vertraute Weggenossen, die wie Nachbarn nebenan wohnen. Sie gehören dazu, zum Familienfest gehört ein Foto unter der Kastanie. Denn der Baum symbolisiert perfekt die Gemeinschaft: Aus seinem Stamm verzweigen sich die Äste, auf diesen finden sich Blätter, Blüten und Früchte - und auf dem Baum nisten Vögel und wohnen Eichhörnchen.

Schon unsere Vorfahren haben dem Baum eine Wächterrolle zugeschrieben. So setzte man Bäume an den Stadtrand oder an die Grenze der Felder, um damit Böses und allen Frevel abzuhalten. Wer ein Haus baut, steht früher oder später vor der Frage nach "dem Hausbaum". Er soll zum Haus passen, den Charakter des Hauses und der Bewohner darstellen und verstärken. Wer ein Haus kauft, findet zumeist schon einen gestalteten Garten vor, gelegentlich ist es sogar der Baumbestand, der den Ausschlag zum Kauf gibt. Oder es ist die Baumallee in der Straße, die den besonderen Charakter eines Stadtteils ausmacht. Aus gutem Grund werden in Neubausiedlungen häufig die Strassen nach Bäumen benannt, Pappelweg, Lindenallee, Ahornstrasse... Jeder kennt wohl einen solchen Stadtteil in seiner näheren Umgebung.

Fragt man in einer fremden Stadt nach dem Weg, werden oftmals exponierte Bäume als Wegweiser empfohlen, "Biegen Sie hinter der großen Kastanie links ab ...". In Berlin ging die drohende Fällung einer Eiche über Wochen durch die Lokalpresse und über die eigens zu deren Erhalt gegründete Bürgerinitiative wurde sogar im Lokalfernsehen berichtet. Der Sprecher der Bürgerinitiative sprach in einem Interview von dem Baum als einem lieben Nachbarn, für den man sich als Mitbewohner in der Straße einsetzen müsse. Die Aktion war erfolgreich, die Eiche blieb erhalten.

Das große Interesse, das Menschen für Bäume entwickeln, hat seinen guten Grund. Bäume sind nicht allein aus sentimentalen Gründen schützenswerte Nachbarn, sie sind auch ganz handfeste und nützliche Partner des Menschen. Sie bieten je nach Standort Wind- und Lärmschutz, filtern Schadstoffe aus der Luft, sammeln mit ihrer Krone wie in einer Traufe Wasser für die Unterbepflanzung, sie spenden Schatten für Haus und Terrasse oder erfreuen einfach durch das Rauschen ihrer Blätter. Sie bestimmen ganz wesentlich das Mikroklima im Garten, in dem sich andere Pflanzen oder Tiere entwickeln können.

Bäume bilden das Gerüst des Gartens, der Gartenkenner beginnt in der Regel seinen Bepflanzungsplan mit der Festlegung der Baumstandorte. Neben ästhetischen Gesichtspunkten sind es eine Reihe von standortbezogenen Aspekten, die berücksichtigt werden wollen, wenn ein Garten dauerhaft angelegt werden soll. Nicht alle Pflanzen passen zueinander, das ist wie im zwischenmenschlichen Bereich. Auch Bäume harmonisieren nicht mit jedem Nachbar. Gute Nachbarn sind solche, die sich gegenseitig genügend Freiraum lassen für die individuelle Entfaltung und die mit ihrer Verschiedenartigkeit doch alle zusammen ein harmonisches Ganzes bilden. Gefühlsmäßig nehmen wir solch eine Harmonie wahr, im Garten, im Park oder in der Straße, wo sich Alleebäume und Unterbepflanzung gegenseitig ergänzen, wo Zwie-belblumen und der Sommerflor den von Gehölzen gegebenen Rahmen abwechslungsreich ausfüllen.

Blütensträucher und kleine Bäume mit reicher Blüte bringen Farbe in den Garten und sind hervorragende Begleiter für Stauden und Sommerblumen. Die Vielfalt der Formen und Farben bietet unzählige Gestaltungsmöglichkeiten. Zumindest im eigenen Garten kann man seine Pflanzen-Nachbarn frei wählen und sich ein höchstpersönliches, harmonisches Lebensumfeld gestalten.

Quelle: CMA
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Entspannung, Muße, Naturerlebnis - was wären Menschen ohne Bäume?
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