Mangroven – pure Exotik im Topf

Autor: Redaktion Magazin   
Veröffentlicht: 01.01.2011 - 09:17 Uhr
 
Wie bei vielen exotischen Pflanzen kommt auch bei Mangroven die Frage auf, ob man solch spezialisierte Pflanzen auch Zuhause halten kann.
Ja, das geht tatsächlich und bei einigen Arten auch mit wenig Aufwand.
Die bekannteste Mangrove auf dem deutschen Markt ist wohl die rote Mangrove (botanisch Rhizophora mangel). Ihr Name beruht auf den rötlichen Stelzwurzeln, die diese Mangrovenart ausbildet.
Eine zweite in Deutschland verbreitete Art ist die orientalische Mangrove (Bruguiera gymnorrhiza). Sie wird oft in Baumärkten als Blue Lagoon Mangrove verkauft, und die dazu gehörige Pflegeanleitung fördert eher das Absterben der Pflanze als ihre Erhaltung.

Wer sich an der Haltung von Mangroven versuchen möchte, sollte erst einmal mit einer der oben genannten Arten beginnen. Es sind absoluter Anfängerarten, die sich auch ohne großen Aufwand in hiesigen Breiten halten lassen.
Doch woher bekommt man Mangroven oder deren Samen?
Wie so oft, bietet sich hier das Internet oder diverse Exotenbörsen an. Manchmal bekommt man gerade die orientalische Mangrove auch in Baumärkten.
Es empfiehlt sich jedoch, Samen und Mangroven beim Fachmann zu beziehen. Da kann man bei den nicht ganz billigen Samen und Pflanzen von sachgerechter Lagerung und Haltung ausgehen.

Unterschiedliche Ansprüche

Es gibt verschiedenen Formen der Mangrovenhaltung.
Man kann sie in einem Meerwasser-, Brackwasser- oder Süßwasseraquarium halten.
Sie können auch in einem Paludarium (Mischung aus Aquarium und Terrarium) oder
in Töpfen gehalten werden.
Bevor man sich eine Mangrove anschafft, muss eine grundsätzliche Frage geklärt werden:
Möchte man eine Mangrove mit Stelzwurzeln oder nicht?
Stelz-, Knieroots- und Brettwurzeln bilden Mangroven nur im Brack- und Meerwasser aus. Das heißt, sie benötigen salzhaltiges Wasser zum Ausbilden der imposanten Wurzeln.

Wird auf die Wurzeln keinen Wert gelegt, ist es egal ob man mit Samen oder einer Pflanze startet. Der einzige Unterschied wäre, dass Samen, die unter weniger optimalen Bedingungen keimen, auch als Pflanze damit besser zurecht kommen.

Möchte man aber gerne diese besonderen Wurzeln an der Pflanze haben, so geht das am einfachsten, wenn man sich Samen besorgt und sie im salzhaltigen Wasser keimen lässt oder sich von einem der wenigen Fachhändler eine Pflanze besorgt, die bereits in salzhaltigem Wasser gehalten wird.
Man kann auch an Süßwasser gewöhnte Mangroven auf Meer- oder Brackwasser umstellen. Jedoch erfordert die Umstellung sehr viel Geduld (das Wasser darf nur langsam aufgesalzen werden). Außerdem benötigen die Mangroven während der Umstellung topp Umweltbedingungen.

Die eigentliche Haltung

Wenn man einen Mangrovensamen hat, muss man ihn zunächst im Wasser keimen lassen.
Dazu benötigt man ein hohes Gefäß. Dieses Gefäß wird nun rund zehn Zentimeter hoch mit einem Lehm-Sand-Kies-Gemisch gefüllt. Auf keinen Fall sollte man Blumenerde benutzen.
Der Samen wird nun mit dem dickeren zum Teil bräunlichen Ende in das Substrat gesteckt und zwar so tief, das der Samen einen sicheren Stand hat.
Nun wird das Gefäß rund acht Zentimeter hoch mit zimmerwarmen Regenwasser befüllt und an einen möglichst hellen und warmen Platz gestellt.
Unter optimalen Bedingungen keimen gerade die Samen der roten Mangrove innerhalb weniger Wochen. Bei nicht so optimalen Bedingungen kann es auch schon einmal ein halbes Jahr dauern.
Mangroven reagieren äußerst empfindlich auf das Umsetzten und stellen je nach Störung für Wochen ihr Wachstum ein.
Um der Mangrove einen solchen Stress möglichst selten zuzumuten, sollte das zukünftige Pflanzgefäß mit Bedacht gewählt werden. Es sollte nicht zu klein sein und gerade bei der Haltung im salzhaltigen Wasser viel Platz an den Seiten bieten - für die Stelzwurzeln.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Düngung der Mangroven.
Die erste Zeit wird die kleine Mangrove noch durch den Samen ernährt, jedoch benötigt sie viel Nährstoffe, so dass frühzeitig mit der Düngung begonnen werden sollte.
Am besten nimmt man dafür die Dünger, die in der Aquaristik Verwendung finden. Empfehlenswert wäre es, gleich einen Langzeitdünger in den Bodengrund ein zu arbeiten.
Normaler Dünger für Zimmerpflanzen ist nicht geeignet.

Ist das passende Gefäß gefunden (unten geschlossen) wird die Mangrove mit dem Bodensubstrat so eingesetzt, dass zum Rand des Gefäßes noch etwa drei bis fünf Zentimeter Platz bleiben.
Nun wird der Topf mit Regenwasser bis ungefähr zum Rand geflutet.
Das nächste Gießen braucht erst zu erfolgen, wenn das Substrat noch leicht feucht ist.

Wer mal etwas „anderes“ auf der Fensterbank haben möchte, kann die Mangroven auch in moderne Schalen oder Vasen setzen oder gleich ein kleines Mangrovenbecken aufbauen.
Das ist mit Sicherheit ein Blickfang, ganz besonders, wenn die Mangroven durch das salzhaltige Wasser ihre Luftwurzeln ausbildet.

Wichtige Informationen auf einen Blick:

- Mangroven benötigen kein Salz zum Wachsen, sie wachsen in reinem Süßwasser sogar
wesentlich schneller.
- Bei der Haltung in Meer- oder Brackwasser darf nur einmalig jodfreies Meersalz hinzu-
gefügt werden. Danach wird der Wasserverlust mit Süßwasser aufgefüllt, da das Salz nicht
aus dem Kreislauf verschwindet. Erst beim Umtopfen wird die Salzkonzentration
wieder angepasst. Meerwasser hat eine Salzkonzentration von 32 bis 35 Gramm pro Liter,
Brackwasser von zehn bis 20 Gramm pro Liter
- Mangroven wachsen hierzulande auch ohne zusätzliche Beleuchtung, aber das
Wachstum ist doch sehr verlangsamt. Wenn man beispielsweise den Samen einer roten Mangrove
nimmt und ihn unter normalen, mitteleuropäischen Bedingungen keimen lässt, so hat
man nach zwei Jahren eine kleine Pflanze mit wenigen Blattpaaren. Wird dieser Samen jedoch
von Anfang an unter zusätzlicher Beleuchtung gestellt, so erhält man nach zwei Jahren eine
bereits mehrfach verzweigte Blattkrone.
- Natürlich können Mangroven den Sommer auch draußen oder sogar im Gartenteich ver-
bringen. Allerdings möglichst ohne Umtopfaktionen (Wachstumsstopp) und sie dürfen auf
keinen Fall Frost ausgesetzt werden.
- Naturgemäß lieben sie eine hohe Luftfeuchte, und so sollte man sie mehrmals täglich mit
Regenwasser besprühen. -sd-


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Wissenswertes zu Mangroven:
Mangroven – faszinierende Lebenskünstler und Lebensraum


Mangroven gehören neben den tropischen Regenwäldern und den Korallenriffen zu den produktivsten Ökosystemen.
Sie bieten einer Vielzahl von Tieren einen geschützten Lebensraum, dazu zählen Krabben, Austern, Garnelen und Co.
Zusätzlich sind sie die Kinderstube der verschiedensten Fischarten.

Die Mangrovenwälder an den Küstenregionen schützen das Hinterland vor den unberechenbaren Kräften der Natur. Sie brechen Flutwellen, verhindern Erosion, filtern Giftstoffe aus dem Wasser und ermöglichen die Regeneration der ortstypischen Meeresbewohner durch geschützte Rückzugsgebiete.

Gefahr durch den Menschen

Leider werden nach wie vor große Mangrovenwaldgebiet abgeholzt, um dort beispielsweise Garnelenfarmen aufzubauen. Das ist für die einheimischen Fischer eine Chance zum Überleben, die ihnen die überfischten Meere nicht mehr liefern können.
Allerdings handelt es sich um einen Teufelskreis, denn mit dem Verschwinden der Mangroven nimmt man Fischen und anderen Arten ihre Kinderstube und damit die Grundlage ihrer Vermehrung.
Einige Mangrovenarten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht.

Man kann zwischen drei Mangrovenwaldtypen unterscheiden:

Küsten-Mangroven wachsen an flachen Küsten und erfahren lediglich bei Regen einen Süßwasserzufluss. Sie sind oft viele Kilometer breit.

Flussmündungs-Mangroven können, wie der Name schon andeutet, im Deltabereich von Flüssen ausgedehnt vertreten sein.

Riff-Mangroven siedeln sich auf den aus dem Wasser tauchenden toten Korallenriffen an, haben aber eher eine geringere Bedeutung im Vergleich zu den beiden anderen Mangrovenwald-Typen.

Die Mangrovenwälder machen rund ein Prozent des tropischen Regenwaldes aus und kommen hauptsächlich zwischen dem 30. Grad nördlich und 30. Grad südlich des Äquators vor.

Eine erstaunliche Besonderheit vieler Mangroven ist die Vermehrung:
Mangroven, wie unter anderem die Rote Mangrove (Rhizophora mangle) sind lebendgebärend (Viviparität). Die Samen werden auf dem Elternbaum ernährt und sind so in der Lage, sehr schnell zu keimen und sich zu entwickeln.
Gleichzeitig sind die Samen schwimm- und lange keimfähig. Dadurch wird eine weite Verbreitung der Mangrove gewährleistet.
Die meisten Mangroven gedeihen in Salz-, Brack- und Süßwasser, wobei das Wachstum in Süßwasser am besten ist. Um mit dem Salz in Wasser und Boden fertig zu werden, haben Mangroven verschiedene Taktiken entwickelt.
Zum einen eine spezielle Membran in den Wurzeln, die das Salz abstößt. Es gelangt fast nur Süßwasser in die Pflanze. Das überschüssige Salz wird in den unteren Blättern abgelagert, die dann irgendwann absterben und abfallen.
Einige Mangroven, dazu zählt die Graue Mangrove (Avicennia marina), scheiden das überschüssige Salz durch spezielle Drüsen an den Blättern aus. Das Salz ist reinstes Salz und kann theoretisch vom Blatt gleich zum Würzen benutzt werden.

Ein Wald aus Wurzeln

Zum gängigen Bild von Mangrovenwäldern gehört auch immer das schier undurchdringliche Dickicht der Luftwurzeln.
Die Luftwurzeln der Mangroven dienen zum einen zur besseren Verankerung in dem schlammigen Untergrund und zum anderen zur Sauerstoffversorgung des Wurzelsystems und der Mangrove.
Es gibt dicke, kegelförmige Luftwurzeln, die so genannten Stöpsel-Luftwurzeln (beispielsweise bei Sonneratia alba), Brettwurzeln (unter anderem bei Heritiera littoralis), Bleistiftwurzeln (zum Beispiel bei Avicennia officinalis), Knie-Wurzeln (so unter anderem bei Bruguiera gymnorrhiza) und Stelzwurzeln (beispielsweise bei Rhizophora mangle).

Aber auch mit ihren Blüten brauchen die meisten Mangrovenarten sich nicht zu verstecken.
So bildet die Barringtonia asiatica (Ozean-Gift-Mangrove) beispielsweise wunderschöne, filigrane Blüten mit einem Durchmesser von rund zehn Zentimetern. Sie halten nur eine Nacht und werden von Fledermäusen bestäubt.
Eine andere beeindruckende Blüte kann man bei der Pelliciera rhizophorae (Tee-Mangrove) entdecken. Die Blüte ist fünfstrahlig, weiß und gelegentlich mit einem roten Stich. Die geschlossene Blüte ist von zwei roten Schützhüllen umgeben, die nach dem Öffnen seitlich abstehen und der Blüte dadurch ein noch faszinierendes Aussehen bescheren.

Mangroven gehören einfach zu den faszinierendsten Pflanzen, und man sollte alles dafür tun, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Ganz besonders auch im Hinblick auf den Küstenschutz. -sd-


Foto: nf

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zeitung/pflanzen-magazin-04.html

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