Ich hatte ebenfalls viele Jahre Probleme mit Schildläusen, Wollläusen und vor allem mit Spinnmilben und ihr dürft mir glauben, wenn ich sage, dass ich schon allerhand versucht hatte. Mal ganz ohne, mal mit Teilerfolgen. Das und die unrühmlichen Erfahrung anderer Pflanzenfreunde im Freundeskreis hat mich zu folgenden Ergebnissen gebracht:
Sind die Mistviecher erst mal da, nützt nichtmal ein gutes Klima mehr was, manchmal sind nur noch radikale Maßnahmen der Weg zum dauerhaften Erfolg.
Die hatte ich zuerst bei meiner Dypsis Lutescens (ehem. Crysalidocarpus; Goldfruchtpalme, 2,70m hoch und mittlerweile sicher 25-30 Jahre alt) ergriffen. Sie war von allen 3 Schädlingen übelst befallen, obwohl ihr die Bedingungen offensichtlich bestens zusagten.
Ich hatte sie zunächst auch mit Besprühen und verschiedensten "Hausmittelchen" zu retten versucht - ohne jeden bleibenden Erfolg.
Das Hauptproblem, die Spinnmilben:
Erstens: Spinnmilben sind sehr klein und können sich auch in den kleinsten Ritzen halten. Speziell bei Palmen und allen anderen Gattungen mit tiefen und/oder engsitzenden Blattachseln sowie scharfkantigen Übergängen von einer dickeren Blattspreite zu Blatt (z.B. Palmwedel) wird man die Spinnmilben nicht wirklich endgültig los. Man müsste schon in jede Kante mit dem Zahnstocher rein um alle zu kriegen - ein sinnloses Unterfangen.
Zweitens die Eier: gegen die hilft kein Mittel, da sie ja kaum Austausch mit ihrer Umgebung haben und somit auch kaum für Bekämpfungsmaßnahmen empfänglich sind. Man muss also warten, bis auch die letzte Brut geschlüpft ist und diese dann sofort und jedesmal bekämpfen, bis keine Eier mehr auf der Pflanze sind.
Drittens das Gespinst, das die Spinnmilben produzieren. Es schützt gegen die meisten Maßnahmen sehr effektiv. Um den Wirkstoffen - gleich welcher Art - den Zugang zu den Schädlingen zu ermöglichen, bleibt nur eine mechanische Zerstörung dieses Gespinstes, was aber z.B. bei Palmen und ganz besonders bei Palmen-Tuffs nicht wirklich praktizierbar ist. Nur Wirkstoffe, die über die Pflanze beim Saugen aufgenommen werden, helfen da tatsächlich. Doch ausgerechnet die Spinnmilbe ist selbst so nur mit sehr viel Ausdauer und Konsequenz zu vernichten. Ich habe auch den Verdacht, dass manche Stämme - insbesondere aus Gärtnereien eingeschleppte - durchaus über Resistenzen verfügen könnten.
Viertens: Die Ausscheidungen der Spinnmilben, wie auch vieler anderer Blattschädlinge, sind zuckerhaltig. Das geht wie ein feiner Nebel auf die Blätter darunter und dient dort als Nährboden für weitere Erkrankungen - besonders von Pilzbefall. Zumindest bleibt der ganze Zimmerstaub bestens und hartnäckig darauf haften, was sicher auch nicht zum Vorteil der Pflanze ist.
Nun, was habe ich gemacht, um Schädlingsfrei zu werden?
Wie schon gesagt: Radikal werden! Den Tuff meiner Goldfruchtpalme hatte ich bis auf den kräftigsten Stamm reduziert. Nur so konnte ich den "Überblick" gewinnen. Dann habe ich auch - ebenfalls schweren Herzens - sämtliche Wedel des Hauptstamms und seiner Nebentriebe entfernt! Woah, das tat echt weh in der Seele! Aber das wars dann auch für die Schädlinge! Denn nun konnte ich jeglichen Neubefall im Keim ersticken. Die restlichen Woll- u. Schildläuse habe ich von Hand entfernt und evtl. Nachkömmlinge im Lauf der kommenden Tage und Wochen stets sofort vernichtet. Die Spinnmilben hatten ebenfalls keine Chance mehr, da die Blatttriebe vor dem Entfalten schön glatt sind und somit ein Abstreifen von Hand ganz leicht geht.
Denn speziell bei Palmen kann ich nur davon abraten, allein durch Besprühen auf Besserung zu hoffen. Das Problem: Die Spinnmilben hocken unten, der Sprühnebel fällt oben drauf. Was juckt das die Milben? Genau! Auch ein Ansprühen der Unterseite nützt nichts, da das Gespinst der Milben eine direkte Benetzung verhindert und allenfalls kurzfristig für ein unangenehmes "Milbenklima" sorgt.
Man muss auch den Kontext sehen: Wenn die Raumfeuchtigkein allgemein schon in dem Bereich ist, in dem sich die Milben wohlfühlen, dann nutzt auch sprühen nichts - es wäre denn man kann es täglich mehrmals und intensiv machen. Aber müssen wir nicht auch mal zur Arbeit? Eben.
Ergo muss man die Milben KOMPLETT vernichten - und zwar auf ALLEN Pflanzen im Raum! Das wird nämlich auch nur zu gerne übersehen. Man achtet immer nur auf seine besonderen Lieblinge und irgend ein Kraut, das nur dezent befallen ist, infiziert dann immer wieder die soeben behandelte Lieblinge-Pflanze! Arrgh!
Nun, was soll ich sagen, seit mehreren Jahren ist meine Goldfruchtpalme ohne jegliches weiteres Zutun Schädlingsfrei! Und der brutale Rückschnitt der Wedel hat ihr auch nicht im Geringsten geschadet, wie man unten unschwer erkennen kann. Ok, es hat schon ein Weilchen gedauert, bis sie wieder in ganzer Pracht vor mir stand, aber es hat sich gelohnt und ich hatte es nie bereut. Bis sich wieder ein ansehnliches Erscheinungsbild einstellt, vergehen je nach Gattung schon ein paar Monate. Andererseits freut man auch auch um so mehr auf jeden neuen Wedel, den die Palme schiebt und nach einem Jahr hat man längst vergesen, dass die Pflanze mal ganz "nackich" war.
Im Übrigen: Es ist nicht unbedingt Notwenig, einen Tuff auf eine oder wenige Exemplare zu reduzieren. Nur in meinem Fall war es angebracht, da ich einen wirklich schönen Haupttrieb mit Nebentrieben hatte und dieser als Solitär sehr gut bestehen konnte. Hat man so einen starken Trieb nicht, was die Regel sein dürfte, entfernt man lediglich jene Triebe komplett, die sich gegenseitig berühren.
Anderes Beispiel: Mein Draceana-Tuff hatte ebenfalls trotz aller erdenklichen "konventionellen" Maßnahmen Spinnmilben - trotz guter Bedingungen für die Pflanze.
Auch hier hatte ich mich letztendlich zur schmerzlichen "Vollbehandling" durchgerungen: Alle Kopftriebe entfernt und verbliebenen Stamm mit Spüli und Schwamm abgerieben. Hätte ich das nur viel früher gemacht! Jetzt, keine 3 Monate später, sieht der Tuff schöner als je zuvor aus.
Nebenbei: Die entfernten Kopftriebe sind ja nichts anderes als Stecklinge! Wegen den Spinnmilben braucht man sich keine Sorgen zu machen, da man die Kopftriebe jetzt ohne Probleme sehr warm, fast schon heiß (!) abduschen kann und hernach in normal temperieretem Wasser mit etwas Spüli auch mal 3 Tage in der Wanne liegen lassen kann.
Das ist genau der Part, den man mit seinen kompletten Pflanzen eben nicht durchführen kann, aber das ist nunmal genau das, was den Milben endgültig den Garaus macht - selbst den Eiern.
Dann die Kopftriebe ganz normal ins Wasser stellen, warten bis sich Wurzeln gebildet haben und ab damit in einen neuen Topf. Bei dieser Gelegenheit drängt sich eine Hydrokultur mit all ihren Vorteilen geradezu auf!
Auf diese Weise hat man dann sogar noch was von der Radikalkur: ein paar neue Pflanzen für umme.
Anbei: Wer mal eben auf das Bild unten guckt, versteht, dass die "Einpack-Methode", also Müllbeutel drüber, reinsprühen und zubinden, da nicht so ganz einfach ist. Da ginge nur eine große Abdeckfolie, die man erstmal zu einer Megatüte zusammenkleben müsste und das LUFTDICHT.
Aber ansonsten ist die Methode durchweg zu empfehlen, keine Frage. Nur muss man wirklich konsequent und penibel sein, denn wenn auch nur ein Ei übrigbleibt, war's das schon wieder. Also wirklich mehrmals anwenden bis garantiert nichts mehr nachschlüpfen kann.
Fazit: Wenn der Habitus der Pflanze es erlaubt, alles Blattmaterial entfernen - auch scheinbar noch nicht befallene Teile! Nicht erst rumprobieren, gleich machen! Denn meistens sieht es doch so aus: man hängt an seinem Liebling und docktert jahrelang herum, ohne tatsächlich wirklich Freude an dem Opfer zu haben. Und wenn man Pech hat - was meistens der Fall ist - geht die heißgeliebte Diva dann doch den Weg alles Vergänglichen.
Dann kann man doch leichter eine relativ kurze Phase der Unansehnlichkeit verkraften und hat dann aber auch wirklich Ruhe vor den Plagegeistern und tatsächlich Freude an seinen Zöglingen. Hier trifft das Sprichwort mal wirklich voll zu:
"Lieber ein Ende (der Schädlinge) mit Schmerzen (Amputation) als Schmerzen ohne Ende."
Die Radikalmethode war bisher die einzige Methode, die wirklich und jedesmal enen anhaltenden Erfolg erzielen konnte. ich weiß, es ist wirklich nicht leicht und ich habe auch oft jahrelang gezögert. Aber letztendlich weiß ich heute, dass langes Zögern nur eins bringt: Das Risiko, seine Pflanzen dann doch noch an die Schädlinge zuverlieren. In dem Fall ist es wirklich das allerwichtigste, den inneren Schweinehund zu überwinden und umgehend und umfassend zu handeln. Wer mag, kann gerne auch nachfolgend aufgeführte Methoden vrher noch probieren, aber wenn das nicht hilft, greife man umgehend zur Radikalmethode.
Das funktioniert bei den allermeisten Pflanzen, auch bei Sorten wie z.B. einem Ficus. Zurückstutzen und alle Blätter entfernen, den verbeibenden Rest, also Stamm und Zweige mit Schwamm und Spüli abreiben, so dass alle darauf verbliebenen Schädlinge abgestreift werden. Schildläuse müssen übrigens separat abgekratzt werden, die nimmt ein Schwamm nicht sicher genug ab.
Nach der Maßnahme treibt der Baum zügig wieder aus und man freut sich nach wenigen Wochen über ein kompaktes und gesundes Grün. Denn so ein gelegentlicher Rückschnitt ist ohnehin nicht das schlechteste für die meisten Pflanzen. Der Neuaustrieb ist wieder schön kompakt und führt zu einer deutlich besseren Verzweigung. Das trifft natürlich nur auf Baum- und Strauchartige zu, klar.
Ferner dürfte es klar sein, dass Neuerwerbungen zunächst besser in Karantäne gepflegt werden! Bei Tieren ist das gang und gäbe, nur bei Pflanzen schert sich da fast keiner drum. Entsprechend sind denn auch die Ergebnisse. Denn die Schädlinge kommen ja nicht aus heiterem Himmel, die werden in den allermeisten Fällen eingeschleppt! Doch in der Regel reicht es schon, die Neulinge für ein paar wenige Wochen in einem anderen Zimmer zu pflegen und genau zu beobachten, bevor man sie zu den Anderen gesellt.
Achja: die biologische Methode (Raubinsekten) ist ganz klar auch eine echte Alternative. Keine Angst, wenns für die nix mehr zu futtern gibt, sterben sie einfach oder wandern ins Freie ab.
Das bedeutet aber auch, dass bei einem erneuten Befall auch wieder neue Raubinsekten geordert werden müssten!
Wer also den Aufwand und die Kosten nicht scheut, sollte - gerade bei wertvollen Exemplaren - diese Methode in Erwägung ziehen. Aber dann auch wirklich peinlichst genau kontrollieren, ob der Erfolg auch 100%ig war. Falls nicht, doch noch radikal werden!
MERKE: Welche Methode man auch anwendet: GRÜNDLICHKEIT und AUSDAUER sind hier das einzige, was wirklich zum Erfolg führt!
Alles, was man eher halbherzig anwendet, in der Hoffnung, man käme ganz einfach zum Erfolg, kann man genausogut auch ganz lassen, das Ergebnis ist exakt dasselbe.
So, ich hoffe, das hilft dem/der Einen oder Anderen weiter, seine Zöglinge endlich mal wieder so zu sehen, wie es sich gehört: ohne "Untermieter"!