alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

 
Azubi
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alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 13.09.2011 - 21:34 Uhr  ·  #1
Hallo zusammen,

ich bin neu unter den Gartenbesitzern, und hoffe es gibt hier im Forum ein paar Fachmänner, die mir sagen können, wie ich meinen Zwetschgenbaum so zurechtkürzen kann, dass ich irgendwann mal wieder an die Früchte rankomme.

Ich bin in eine neue Wohnung umgezogen, mit Garten, und dort steht das Problemkind: ein alter Zwetschgenbaum, viele Früchte mit gutem Geschmack, aber 90% davon so hoch, dass ich nicht einmal von einer Schiebeleiter mit Harke als Armverlängerung an die Fruchtäste komme, um Zwetschgen runterzuschütteln...
Ausserdem ist er sehr ungepflegt und schlecht gewachsen.

Ich bin gespannt auf eure Tipps.
Vielen Dank schon mal.

Gruß Sebastian
DSC07573_a.jpg
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alter, hoher Zwetchgenbaum, der beschnitten werden soll
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Re: alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 13.09.2011 - 22:15 Uhr  ·  #2
Hallo SeLen,

Also unsere im Garten schneide ich immer so:
-Äste, die ohne Früchte herunterhängen werden grundsätzlich abgeschnitten. Ebenso wie Äste, die Waagerecht zum Boden wachsen.
-Äste, an die ich trotz Leiter nicht mehr erreichen kann, werden zwecks Ernte abgeschnitten.
-Dabei achte ich darauf, immer vor Trieben oder verzweigungen abzuschneiden, diese also stehenlasse.

Wenn du es so machen willst wie ich, dann schneid einfach nach gefühl. Wichtig ist allerdings noch zu erwähnen, dass die Schnittstellen noch vor dem Frost abheilen können. Evtl. solltest du sie versiegel.
Auch hab ich gehört, dass es besser sein soll, die Äste abzubrechen, da dies "natürlicher" ist. Ob das allerdings stimmt. Weiß ich nicht.
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Re: alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 13.09.2011 - 22:30 Uhr  ·  #3
Hallo,
alte Zwetschen können ziemlich "sauer" auf einen starken Rückschnitt reagieren. Häufig haben sie bereits Pilzinfektionen im Holz, die sich nach dem Schnitt freudig ausbreiten und zum Absterben führen.
Es gibt für ein solches Vorhaben wohl keine Empfehlung mit Erfolgsgarantie.
Das Ende der 3,60m-Linie bezeichnet den Bereich in dem früher die Leitäste mal endeten. Dort würde ich die Krone abwerfen, und zwar im Frühjahr (März).
So wie er jetzt da steht, ist aus gärtnerischer Sicht mit dem Baum nichts anzufangen und vielleicht ist er noch so vital dass er durchtreibt und sich eine neue Krone aufbauen läßt.
Grüße H.-S.
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Re: alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 13.09.2011 - 22:36 Uhr  ·  #4
Wenn ich mir deinen Baum so ansehe, dürfte er eine Höhe von knapp 8 Metern haben.
Und ich denke beim näheren hinsehen das die Früchte warscheinlich in einer Höhe von 6-7 Meter hängen.
Der Baum wurde auch schon länger nicht mehr beschnitten, so wie es aussieht.
Gerade die wichtigen unteren Äste in der Krone wurden vor einigen Jahren entfernt, so wie das Bild zeigt.
Also die Äste, die man als Fundament hätte verwenden können für einen Neuaufbau.
Sicherlich befindet sich aus Altersgründen auch viel Totholz im Baum.
Du schreibst das du so schneiden möchtest, das du irgendwann wieder an Früchte, ohne Hilfsmittel herankommen möchtest.
Wie lange hast du Zeit ?
Du solltest den Baum von unten neu aufbauen.
Ich würde die Krone auf einer Höhe von 3,00 m - 3,50m, neu aufbauen.
Durch diesen Schnitt entsteht eine Abikaldominanz.
Der Baum wird hier aus den ruhenden Augen wieder austreiben.
Diese Wasserreiser mußt du durch gezielten Schnitt zu neuen Kronenästen aufbauen.
Das wird einige Jahre dauern, aber dein Baum wird kürzer.
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Re: alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 14.09.2011 - 02:29 Uhr  ·  #5
Schließe mich Garteneidechse vollkommen an.
Säg den Baum einfach soweit runter wie du die Höhe markiet hast ,kann sogar etwas tiefer sein.
Prunus (Pflaumen) gehören der Familie der Rosengewächse (Rosaceae)an und die können einen kräftigen Schnitt vertragen,allerdings wird es bei einer Radikalkur warscheinlich 2 -3 Jahre keinen
Ertrag geben.
Unten rechts auf deinem Bild ist wohl ein fetter Ast schon gekappt und ein anderer hat einen guten Austrieb,den läst Du erst mal stehen sozusagen als Höhenorientierung.
Säge die Äste etwas schräg ab ,das vergrößert zwar die Wundoberfläche aber dafür kann das Regenwasser besser ablaufen.
Damit der Ast der gerade in Arbeit ist nicht total ausbricht ,vorher von unten einen Entlastungsschnitt ausführen und dann erst von oben sägen.
In deinem Fall soll der Baum ja heruntergenommen werden ,das bedeutet das auch Starkholz zu entfernen ist,das wird in diesen Video allerdings nicht gezeigt,ansonsten ist die Technik gleich.
http://www.youtube.com/watch?v=6eUQchsTKVA
Wichtig ist gutes Werkzeug und wenn am Baum geabreitet wird haben alle anderen einen gebührenden Sicherheitsabstand zu wahren ,das wird leider zu oft nicht ernst genug genommen
Azubi
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Re: alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 18.09.2011 - 12:59 Uhr  ·  #6
Ok, danke euch allen für die Tipps.
Dass man die Bäume im frühen Frühjahr ohne Frost beschneiden soll habe ich jetzt schon häufiger gelesen, werde also noch bis März oder so warten, und dann recht radikal bei ca. 3,6m kürzen. (Sollte vielleicht meinen Vermieter vorher fragen, ob er einverstanden ist.)
Sollte ich dann hinter Astgabelungen sägen, so dass diese stehen bleiben, wie lange sollten die Gabeln danach noch sein, oder die Gabelung mit entfernen, wodurch ich den Baum weiter runterholen könnte?
Die Hauptäste hätte ich mindestens 1m lang stehen lassen (Bauchgefühl). Wie man Hauptäste richtig kürzt wird ja nirgends erklärt. Es heißt ja fast überall, alles was dicker ist als ne Münze soll stehen bleiben...

@ Amerdad: Hauptäste schräg absägen: schräg nach unten, so dass Regen nicht direkt auf die gesägte Oberfläche trifft? Oder wie ist das gemeint?
Und das mit dem Sicherheitsabstand wird auch interessant. Ich bin gespannt, wie ich die Äste in 8m Höhe davon abhalte, mich beim Fallen von der Leiter zu schmeißen
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Re: alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 19.09.2011 - 22:04 Uhr  ·  #7
Ja das mit dem richtigen Zeitpunkt ist so eine Sache.
Vor 100 Jahren gab es in Deutschland zu 80% Landwirtschaft. Ein Großteil unserer Vorfahren verdiente seinen Lebensunterhalt aus der Landwirtschaft.
Die meiste Arbeit auf den Feldern gab es in der Erntezeit.
Lediglich nach Weihnachten (Frühjahr) sowie im Spätherbst (Oktober) gab es weniger Arbeit auf dem Bauernhof. In dieser Zeit widmenden sich unsere Vorfahren der Brennholzgewinnung sowie den Baumschnitt.
Nun hat sich dies seither so eingeprägt das man von einem Frühjahrs oder Herbstschnitt spricht.
Aus Sicht von uns Gärtnern wäre ein Sommerschnitt sinnvoller. Die Pflanze steht im Saft und erholt sich schneller.
Ich werde häufig gefragt wann man Rosen schneidet?
Schneidet man sie im Herbst und kommt dann ein starker Winter der die Pflanze auf wenige Augen zurückfrieren läßt war es ein Fehler.
Schneide ich im Frühjahr und wir bekommen nocheinmal Frost wie zb. in diesem Jahr (7.Mai), war es auch ein Fehler.
Deshalb schneide ich sie im Herbst und lasse mehr Augen stehen, falls eines oder 2 erfrieren hat die Pflanze immer noch die richtige Augenmenge. Falls kein Frost kommt, schneide ich im Frühjahr noch einmal die gewünschte Menge nach.
Bei deiner Schnittart handelt es sich um einen Erhaltungsschnitt. Deine Zwetschge wird durch den radikalen Schnitt zum Austreiben gezwungen.In den darauffolgenden Jahren müßen diese aufgebaut werden. Du kannst deinen Baum ruhig noch jetzt im Herbst schneiden, das schadet ihm nicht, denn bis zum Frühjahr ist noch etwas Zeit.
Ich würde dir empfehlen wenn du unsicher auf der Leiter bist, den Baum vorsichtig abzusetzen.
Stück für Stück.Sehe dir den Baum genau an wo ein Überhang zu sehen ist, wo du die Stücke fallen lassen kannst.
Wenn du denn Ast sehr weit unten schneidest kann dieser Unkontrolliert fallen und eventuell beim Fall in gutes Holz schlitzen.
Ich würde an den Gabeln 30-40 cm überstehen lassen, das reicht vollkommen aus. Achte aber darauf das hier an der Schnittstelle nichts einreißt.
Hauptgärtner*in
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Re: alte, sehr hohe Zwetschge - wie und wo kürzen?

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Gepostet: 24.09.2011 - 19:55 Uhr  ·  #8
Hier im Forum ist gute Zeichnung von Niklas
der untere Schnitt ist zuerst auszuführen ,dann der obere und dann der endgültige Schnitt am Astring

forum/ftopic25311-15.html#310220
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Richtige Pflanzenpflege, schneiden und veredeln...
Die richtige Pflege von Pflanzen umfasst das Düngen (welcher Dünger und wie oft düngen), Schneiden (wie schneiden und wann wird geschnitten), Wässern (wieviel Wasser und wie oft gießen), Standort der Pflanze (wieviel Licht oder Schatten), Boden (welche Erde oder Substrate), Überwinterung (wie überwintern und bei welchen Temperaturen, winterharte oder nicht), Veredelung (welche Technik zum veredeln, okulieren, anplatten oder pfropfen).

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