Kein Tabu
Es kann jeden treffen: Ein Unfall mit dem Auto, schwere Kopfverletzungen, danach die körperliche Wiederherstellung, aber das Bewusstsein kehrt nicht zurück. Mit offenen Augen wird die Umgebung reaktionslos wahrgenommen. Der Patient liegt für Wochen, Monate, oder manchmal sogar für den Rest des Lebens im Wachkoma.
Der Garten als Chance für Wachkomapatienten
ViaVita, der Weg des Lebens, lautet der Name des Therapiegartens der Rehabilitations- und Pflegeeinrichtung Friedehorst, Bremen. Bei Wachkomapatienten kann niemand vorhersagen, ob die Patienten nicht doch eines Tages aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachen. Aber die Chancen sinken, je stärker sich die Fähigkeiten der Betroffenen durch eine reizarme Umgebung verringern. Der Garten mit seinen unaufdringlichen, aber vielfältigen Reizen stimuliert die Wahrnehmung, hält die Sinne wach und macht Rehabilitationserfolge wahrscheinlicher.
Alternierende Reize sorgen für Stimulation
Der Garten in der Bremer Einrichtung, der vom Landschaftsarchitekten Stefan Schuster aus Hannover patientengerecht gestaltet wurde, ist relativ klein. Ein früher kaum genutzter Hof, den die Wohnbereiche der Patienten umschließen, bietet sich für den Aufenthalt im Grünen an. Gerade die Geborgenheit in dem umschlossenen Hof und die Nähe zum Wohnbereich schaffen Vertrautheit. In der Gestaltung wechseln Zonen mit lebhaften Blütenfarben und Gartenräume mit ruhigem Grün einander ab. Dadurch werden die Augen zum einen intensiv gereizt und können sich zum anderen wieder beruhigen und entspannen.
Ein Wechsel zwischen Reiz- und Ruhezonen wirkt Reizüberflutung entgegen
Ähnliches gilt für die pflanzlichen Aromen: Intensive Düfte entfalten sich auf engem Raum, gefolgt von Strecken, die der Nase die Möglichkeit zur Erholung lassen, bis das nächste Dufterlebnis sie wieder gefangen nimmt. Dieser Wechsel zwischen Reiz- und Ruhezonen ist besonders wichtig. Denn anders als wache Menschen, die überfordernde Reizfülle ausblenden können, nehmen Wachkoma-Patienten die Reizfülle ungefiltert wahr. Aus stimulierender Reizwirkung kann dann schnell eine Reizüberflutung werden.
Berühungsreize, Geräusch- und Wärmequellen fördern die Genesung
Neben Nase und Augen vermitteln Pflanzen mit besonderer Textur der Haut Berührungsreize. In erreichbarer Nähe wachsen Arten, die sich angenehm anfassen lassen. So kann die Haut Glätte und Rauheit, Samtiges, Weiches oder Widerborstiges wahrnehmen. Geräuschquellen wie Brunnen und rauschende Blätter dienen der Orientierung. Vögel, die mit Nistgelegenheiten in den Garten gelockt werden, bringen mit Gesang Leben in den Hofraum. Sonnen- und Schattenbereiche erlauben es nicht nur, den Platz mit der für den Patienten angenehmsten Temperatur anzusteuern. Auch Hitze, Wärme und Kälte sind so sinnlich erfahrbar.
Naturerlebnis als Balsam für die Seele
So klein die Gartenfläche auch ist, viele Patienten erleben in ihr nach monatelangen Klinikaufenthalten oder Unterbringung in Altenheimen zum ersten Mal wieder ein Stück Natur. Der Duft von Blumen, Kräutern und Erde, die Berührung von Blättern, Blüten, Wasser und Steinen unter freiem Himmel, das alles spricht tiefliegende Wahrnehmungsbereiche an und lässt Ruhe und Entspannung eintreten.
CMA
Diskussion
Eine wirklich gute Einrichtung. Und endlich mal weg von der Devise:" Der merkt ja eh nix mehr!"
Diese heute immer noch vertretene Meinung hat schon vielen die Chance genommen, wieder "zurückzukehren!"
Wow das finde ich doch mal eine gute Idee. Viele Kliniken "werben" zwar mit einem Garten aber meist ist das dann eine lieblose Rasenfläche und irgendwo steht ein Baum
Der Staat gibt jedes Jahr soviel geld für irgendwelchen Mist aus, ich denke so ein Garten in jeder Klinik / Altenheim wäre da eine wesentlich sinnvollere Investition.
Meine Oma ist vor kurzem zum Pflegefall geworden, in ein Heimgeben kommt für uns nicht in Frage aber ich grübele auch schon kräftig welche pflanzen ich dicht ans haus setzten kann da sie sich meist weigert wenn ich sie in den garten schieben möchte.
So hätte sie aber zumindest ein paar schöne ggf.Duftintensive Pflanzen die sie von Küche & Schlafzimmer aus sehen und riechen kann.
lg, Witchy
Das ist eine wunderbare Sache und es funktioniert.Ob Pflanzen oder Tiere es zeitigt Erfolge ,warum das so ist,darüber sollten wir nachdenken.
Gruß
Norbert
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