Judenbart - genügsam, schön und winterhart

Autor: Redaktion Magazin   
Veröffentlicht: 25.05.2011 - 07:35 Uhr
 
In China und auf den japanischen Inseln kann man in lichten Mischwäldern auf ein ganz besonderes Steinbrechgewächs treffen, den Judenbart (botanisch Saxifraga stolonifera). Teppichartig wächst er am Waldboden, kaum sieben Zentimeter hoch. Mit Hilfe von Ausläufern breitet er sich aus, schiebt sich vorbei an Farnen und Felsen und versucht jeden Sonnenstrahl auszunutzen, der durch das dichte Blätterdach der Bäume fällt. Ohne seine Ausläufer wäre die Pflanze nicht nur um eine Verbreitungsstrategie ärmer, sondern hätte wahrscheinlich auch einen anderen Namen bekommen.
Hierzulande wird er in erster Linie für Ampeln im Zimmer gezogen. Auf der Suche nach Erde zum Wurzeln hängen die Ausläufer bis zu 50 Zentimeter über den Topfrand hinab. An den Enden werden sie dabei ganz dünn und fadenartig, wodurch der Vergleich mit einem Bart zustande kam.

Vom Zimmergewächs zum Mauerblümchen

In früheren Zeiten sah man häufig schöne Judenbart-Ampeln, von denen dutzende solcher „Fäden“ herabhingen. Heute sind solche Prachtexmplare ein seltener Anblick geworden. Durch die Zentralheizung werden viele moderne Wohnräume ganzjährig beheizt, doch warm und trocken mag es der Judenbart gar nicht. Luftige Räume in Altbauwohnungen oder Schlafzimmern mit temperierten Temperaturen sind ihm am liebsten.
Vielleicht gelingt dem Steinbrechgewächs jetzt aber trotz moderner Heiztechnik ein Comeback. Es hat nämlich nicht nur Potential zum Zimmergewächs, sondern durchaus auch zum attraktiven Bodendecker für den Garten. In vielen Gegenden - ab USDA Zone 7a - ist der Saxifraga ausreichend winterhart und kann in schattigen Steingärten, Beeten und Natursteinmauern zur ansprechenden Zierde werden. Auch unter Gehölzen fühlt er sich wohl. Idealerweise sollte der Boden humusreich, aber gut durchlässig sein. Zur Vermehrung können im Frühjahr einzelne Blattrosetten als Stecklinge bewurzelt werden.
Der einzige Schädling der manchmal durch seine Fraßspuren auf sich aufmerksam macht, ist der gefurchte Dickmaulrüssler.

Kombinieren und arrangieren im Garten

Am harmonischsten wirkt Judenbart, wenn er wie in seiner Heimat zwischen Steinen wachsen darf und mit anderen Schattenpflanzen kombiniert wird. Seine nierenförmigen Blätter, die in Rosetten angeordnet sind, haben großen Zierwert, im Garten blüht er viel zuverlässiger als in der Wohnung. Bis zu 40 Zentimeter hohe Rispen bildet er im Sommer aus, an denen zahlreiche kleine weiße Blüten stehen. Sie sind rot und gelb gefleckt, was sie aus der Nähe betrachtet wie kleine Kunstwerke aussehen lässt. Weil sie dazu neigen, größere Blüten lieblich zu umschmeicheln, sollte man sie unbedingt in Kombination mit anderen Gewächsen einplanen, die zur selben Zeit blühen.
Saxifraga stolonifera "Tricolor" ist eine beliebte Sorte mit weiss gesäumten Blättern, die rötlich getönt sind. Sie kann übrigens ebenfalls in den Garten gepflanzt werden. Buntlaubige Pflanzen sind aber immer etwas empfindlicher als ihre grünlaubigen Stammformen, deshalb sollte man diese Sorte im Herbst mit Reisig oder Tannenzweigen abdecken. Wo der Judenbart im Garten wächst, ist Freude über viele Jahre garantiert. Man kann dem charmanten Waldblümchen daher nur viel Erfolg für die Zukunft wünschen. -hör-



[size=117]Dies ist ein Artikel aus unserer Zeitschrift Pflanzen wunderschön. Von Mitgliedern für Pflanzenfreunde geschrieben.... Den kompletten Artikel mit Bildern findest Du in der Ausgabe 5[/size]

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