Ein sommergrüner Schattenspender als typischer Biergartengast - die Kastanie
Bis zu 25 Meter hoch wird dieser üppige Baum mit dichter, hoher Krone, der einen verhältnismäßigen kurzen und gedrungenen Stamm sein Eigen nennt. Am interessantesten ist jedoch das ampelähnliche Farbverhalten der Blüten – denn diese färben sich mit dem Verlauf ihrer Nektarproduktion. Die Rosskastanie (botanisch Aesculus hippocastanum) ist zwar kein echt einheimischer Baum, gehört mittlerweile aber in jeden ordentlichen Biergarten Süddeutschlands.
Benannt wurde die Rosskastanie nach ihrer Verwendung als Heilpflanze. In der Türkei sollen an Husten erkrankte Pferde mit ihrer Hilfe kuriert worden sein. Vermutlich um 1570 kamen die ersten Rosskastanien aus Konstantinopel nach Österreich, genauer nach Wien. Der natürliche Ursprung der Bäume liegt jedoch nicht, wie lange fälschlicherweise angenommen in der Türkei, sondern im nördlichen Griechenland. Aufgrund ihres imposanten Äußeren und ihrer interessanten Blütenstände setzten sich die Rosskastanien schnell in ganz Europa als Parkbepflanzung durch. Als sommergrüner Schattenspender ist sie heute überall auf Schulhöfen, Dorfplätzen und eben in Biergarten beliebt – ihre fremdländische Herkunft steht dabei schon längst nicht mehr im Vordergrund.
Die Rosskastanie fällt auch durch ihren teilweise leicht gedreht wachsenden Stamm auf, der anfangs eine hellbraune, glatte Rinde hat, die im zunehmenden Alter dunkler bis hin zu schwarzbraun wird. Die Triebe wachsen dick und bräunlich, sie sind mit Korkwarzen besetzt. Die Blätter des Einwanderers sind gegenständig, mit bis zu 20 Zentimeter langen Blattstielen. Die Spreite sind fast 25 Zentimeter lang. Die Blätter sind handförmig mit fünf bis sieben Fiederblättern gefiedert. Im Herbst färben sich die Blätter leuchtend gelb. Sie zerfallen als Spreu recht schnell. Aufrecht stehende Blütenstände erscheinen im Mai zahlreich – auch ein Grund für die auffallende Erscheinung der Rosskastanie. Am Anfang der Blütezeit, wenn die Blüten beginnen, Nektar zu bilden, sind sie hellgelb. Während die Nektarproduktion nachlässt, färbt sich das Farbmal über Ziegelrot bis hin zu Purpur. Bienen und Hummeln, die die Rosskastanie wegen ihres Nektars schätzen, erkennen die Veränderung der Farbe – wie bei einer Ampel – und fliegen die Blüten nicht mehr an.
Die rund fünf bis sechs Zentimeter dicken Kapselfrüchte des Baumes werden auch heute noch als Heilmittel eingesetzt. Auch wenn die reifen Kastanien leicht giftig sind, werden die in ihnen enthaltenen Saponine und Flavonglykoside bei Gefäßerkrankungen eingesetzt. Die Früchte sind dick grün bestachelt und enthalten die berühmten Kastanien, die auch gern beim Basteln verwendet werden.
Der ursprünglich nur auf dem Balkan heimische Baum hat sich mittlerweile in ganz Europa und im nördlichen Amerika eingebürgert. Er bevorzugt nährstoffreichen, feucht-lockeren Lehmboden.
Eine besondere Kreuzung ist die Rotblühende Rosskastanie (botanisch Aesculus x carnea), die aus der rotblühenden nordamerikanischen Pavie (botanisch Aesculus pavia) und der Rosskastanie entstanden ist. Die Blütenrispen sind fleischrot und erscheinen im Juni. Im Gegensatz zur Rosskastanie haben die Fruchtkapseln bei ihr kaum Stacheln. -nf-
[size=117]Dies ist ein Artikel aus unserer Zeitschrift Pflanzen wunderschön. Von Mitgliedern für Pflanzenfreunde geschrieben.... Den kompletten Artikel mit Bildern findest Du in der Ausgabe 7[/size]