Sommerzeit ist Eiszeit: Eis mit Vanillegeschmack ist eine der beliebtesten Eissorten. Doch was hat es eigentlich mit der Vanille auf sich? Auf der Suche nach dem Ursprung dieses kostbaren Gewürzes stößt man schnell auf die grünen Urwäldern des Tropengürtels, die Vanillefarmen von Raiatea und heimische Warmgewächshäusern.
Schwarze Blume Mexikos
Die Echte Vanille oder Gewürzvanille (botanisch Vanilla planifolia) ist eine Orchidee, die heutzutage weltweit in den tropischen Gebieten wächst. Ursprünglich stammt sie aus Mittelamerika, allen voran Mexiko. Schon die Azteken gaben ihr den Namen tlilxochitl (zu Deutsch „schwarze Blume“) und schätzten sie als Gewürz. Die Spanier hatten nach der Eroberung Mexikos das Monopol auf Anbau, Herstellung und Vertrieb der Vanille nach Europa. Die wichtigsten Anbaugebiete heute sind die Inseln Madagaskar und Réunion, von der die bekannte Bourbon-Vanille kommt.
Kletternd der Sonne entgegen
Die immergrüne Vanille ist eine hervorragende Kletterin, die andere Bäume oder Sträucher braucht, um sich an meterlangen Trieben der Sonne entgegen zu strecken. Meist bildet sie Verzweigungen, wenn ein Trieb abbricht. Ihre mittel- bis dunkelgrünen fleischigen Blätter sind wechselständig angeordnet, länglich oval und bis zu 20 Zentimeter lang. Gegenüber eines jeden Blattes entsteht eine Luftwurzel, mit der sich die Orchidee festklammert.
Süße Blüten für kostbare Früchte
Die hellgelben, grünlichen Blüten entstehen aus den Blattachseln im oberen Bereich der Pflanze und sitzen zu mehreren in einem Blütenstand zusammen. Abwechselnd blühen sie auf und verbreiten ihren süßen Duft, um Insekten oder Kolibris zur Bestäubung anzulocken. In den Gebieten ohne natürliche Bestäuber muss von Hand nachgeholfen werden, damit aus den Fruchtknoten die zehn bis 25 Zentimeter langen, grünen Kapselfrüchte entstehen. Dies geschieht innerhalb von zwei Stunden frühmorgens mit einem feinen Bambusstab, da die Blüten nur zu dieser Zeit fruchtbar sind.
Bad in heißem Wasser
Sechs Monate bleiben die grünen Kapselfrüchte an der Pflanze, bis sie geerntet und weiterverarbeitet werden. Für etwa drei Minuten in heißes, nicht kochendes Wasser getaucht und anschließend mit Baumwolltüchern bedeckt werden sie ein bis drei Tage auf Holzgestellen in der Sonne zum Trocknen gelegt. Dadurch kommt es zur Fermentation, die erst das typische Aroma und die dunkelbraune Färbung der Schoten auslöst. Mehrere Wochen reifen die Kapselfrüchte nun abwechselnd in der Sonne und im Schatten. Das Kostbarste der Schoten ist natürlich ihr Inhalt: Im Fruchtfleisch sind Hunderte von winzigen schwarzen Samen eingebettet, beim Öffnen verströmen sie ihr unverwechselbares Vanillearoma.
Wohin mit den reifen Schoten
Bei idealen Lagerbedingungen sind die dunkelbraunen, glänzenden Vanilleschoten bis zu drei Jahre haltbar. Luftdicht verpackt in Schraubverschlussgläsern oder Kunststoffdosen werden sie bei 15 bis 17 Grad aufbewahrt. Nicht nur Süßspeisen oder Plätzchen zur Weihnachtszeit können mit dem kostbaren Vanillemark verfeinert werden, sondern auch herzhafte Gerichte. Durch das Erwärmen wird das Aroma noch verstärkt.]
Vanille für den Hausgebrauch
Sie ist zwar eine tropische Orchidee, doch nicht jeder hat ein Warmhaus zur Verfügung. Mit den folgenden Haltungstipps kann sie aber auch hierzulande erfolgreich kultiviert werden. Ein sehr heller Standort, am besten an einem Südfenster oder mit Zusatzbeleuchtung sind Pflicht ebenso wie gleichbleibende Temperaturen, die nicht unter 20 Grad rutschen sollten. Als Substrat empfehlen die Vanillebauern aus Raiatea gute Kübelpflanzenerde gemischt mit luft- und wasserdurchlässigen Materialien wie Kokohum, Kies oder Blähton. Gegossen werden sollte sparsam mit handwarmem, kalkfreiem Wasser. Sie reagiert sehr empfindlich auf Staunässe. Als Dünger eignet sich handelsüblicher Grünpflanzendünger, der in schwacher Dosierung regelmäßig alle drei bis vier Wochen zugefügt wird. Der einzige Nachteil an dieser Haltung ist, dass die Vanille wohl keine Blüten bekommt, sondern wunderschön rankend ganze Fenster einnehmen kann.
Die besondere Wertschätzung dieser tropischen Kletterpflanze liegt also an ihren Kapselfrüchten, die das wunderbare Vanillegewürz hervorbringen. Doch auch ohne diese ist sie ein Exot, der nicht nur bei Liebhabern von Orchideen geschätzt wird und durch ihre rankenden Triebe und glänzenden Blätter einen tropischen Dschungel für die heimische Südfensterbank entstehen lässt. -yl-
Vanillezucker
Vanillezucker ist ganz einfach selbst zuzubereiten. Man kann hierfür ausgeschabte Vanilleschoten verwenden, die bei manch einem Rezept mit Echter Vanille übrig bleiben und zum Wegwerfen zu schade sind.
In ein braunes Glas mit Schraubdeckel werden 200 Gramm Zucker eingefüllt, die Vanilleschoten hineingesteckt und mit weiteren 200 Gramm Zucker bedeckt. Gut verschlossen lässt man sie einige Tage ziehen, bis sich das Aroma im Zucker verbreitet hat. Die Schoten bleiben im Glas.
Verwendet wird der selbstgemachte Vanillezucker wie der gekaufte. Gut verschlossen und dunkel gestellt ist er lange haltbar. Dass der Zucker mit der Zeit etwas hart wird, ist ganz normal. Das Glas einfach nur etwas fester schütteln, so wird er wieder verwendbar. -rb-
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