Dschungel der Pflanzsubstrate

 
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prechi

Liebe Forumsmitglieder,

ich sehe leider den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und brauche Eure Hilfe. Es scheint 20 verschiedene Pflanzsubstrate zu geben. Jedes auf ganz eigener Basis und mit einem völlig anderen Anwendungsbereich. Ich interessiere mich besonders für Substrate auf Lava-Basis, sowie mögliche Substitute, da ich gehört habe dass durch Lava die Bäume besonders gut wachsen. Muss es aber unbedingt Lava sein? Was gibt es noch? Ich habe bisher auch noch Blähton, Blähschiefer und Porlith gefunden. Was aber die Unterschiede sind ist mir absolut ein Rätsel.

Nun: Das ist wohl wie in jedem Bereich. Spezialanwendungen existieren überall. Doch es muss doch mehr oder weniger vereinheitlichte Daumenregeln geben. So wie beim Skifahren oder Segeln, wo es für jede Disziplin oder jede Wetterlage eigene Skier oder Segel gibt. Je nach Windbedingung hisse ich ein anderes Segel.

Ich habe letztens gelesen, dass sich Pflanzensubstrate nach folgenden Kriterien klassifizieren lassen:

- Gesamtporenvolumen
- Maximale Wasserkapazität
- Wasserlösliche Salze
- Organische Substanz
- Adsorptionskapazität
- pH-Wert
- Gewicht wassergesättigt

Kennt sich jemand mit diesem Thema vielleicht exzellent aus und kann helfen? Ich würde gerne mal eine Übersicht haben um je nach Anwendungsbereich zukünftig das beste Substrat auswählen zu können.

Tausend Dank und viele Grüße!

Jan
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Rose23611

 [M]
hallo prechi

herzlich willkommen

ich halte mich daran, was die betreffende pflanze an substrat braucht, da hat jede pflanze ihre eigenen bedürfnisse

lavasplit oder sonstige mineralischen substrate zum untermischen bei erdsubstraten hat nur den erfolg das dann das substrat durchlässiger wird und das überschüssige giesswasser besser ablaufen kann, es sei denn, man hat kakteen, die lieben es im mineralischen substrat zu stehen

um welche pflanzen gehts denn speziell bei dir?
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Scrooge

Ich sehe das wie Rose.

Die "Daumenregel", nach der Du suchst, ist die Einteilung aller Substrate in zwei Gruppen: humos und mineralisch.
Die nimmt man dann entweder zu 100% oder mischt sie miteinander, wobei der mineralische Anteil um so größer wird, je weniger die jeweilige Pflanze Feuchtigkeit mag.


Humose Substrate sind in erster Linie Erden aus dem "Sack", wie man sie überall kaufen kann, entweder auf Torfbasis oder torffrei.
(Daneben gibt es noch Holzfasern zu kaufen, feinen Rindenmulch, feine Pinienrinde, und Kokosfasern. Aber diese sind bis auf Ausnahmefälle nur Stoffe, die man aus den verschiedensten Gründen unter die Sack-Erden mischen könnte, und nicht als humosen Hauptbestandteil nimmt.)

Mineralische Substrate ist so ziemlich alles von dem, was Du ohnehin schon aufgezählt hast: Lava, Blähton, Blähschiefer, etc.
Die mögen abweichende Wasser- und Nährstoffspeichereigenschaften haben. Aber meistens kommt es nur auf ihre Funktion als Wasserdrainage und Substratdurchlüfter an.
Da ist es oft nicht so wichtig, was man nimmt, sondern vor allem, wie gut es sich verarbeiten läßt (ganze Blähtonkugeln z. B. taugen oft nur als Drainageschicht am Topfboden, und sind als Substratbeimischung eher unhandlich; auch die oft übliche Lavagröße ist mir persönlich i. d. R. zu groß); und wie leicht und wie günstig man an etwas rankommt. In manchen Gegenden kommt man wohl ganz gut an Bims und Blähschiefer ran, für mich sind das aber Stoffe, die bei uns schlecht zu kriegen und zu teuer sind. Auch die Frage, wie sehr etwas bei der Verarbeitung staubt, kann z. B. für Leute, die nur eine Wohnung zur Verfügung haben, ein wichtiges Kriterium sein.



Natürlich gibt es immer Fälle, in denen ein besonderer Stoff besser ist als ein anderer (z. B. mischt man Substrat für Kakteen und andere Sukkulenten besser mit torffreier Erde an als mit torfhaltiger Erde; oder man verwendet Pinienrinde in ganz bestimmten Größen für Bromelien und Orchideen). Aber die "Daumenregel" wäre eben erstmal nur die Einteilung in humos und mineralisch, und das Mischungsverhältnis (100% humos für Grünlilien & Co.; 100% mineralisch für Aasblumengewächse; 30% humos zu 70% mineralisch für die meisten handelsüblichen Kakteen, etc.).

Da bekommt man eigentlich recht schnell ein Gefühl für. Wenn Du Dich z. B. im Internet über eine neu gekaufte Pflanze informierst, dann findest Du entweder bereits Misch-Vorschläge, oder Hinweise wie "leicht durchlässiges Substrat", oder "gut durchlässiges Substrat", etc., an denen Du Dich orientieren kannst.
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MarsuPilami

oder du fragst einfach hier nach - viele User mischen ihre Substrate der Pflanze entsprechend.

In einem Punkt muss ich Scrooge widersprechen: Grünlilien kann man auch in reinem Blähton halten.
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Scrooge

Ich hatte die Grünlilien mehr als Beipiel für die Pflnazen gedacht, die nicht empfindlich auf Feuchtigkeit oder mangelnde Durchlüftung reagieren. Und Dinge wie Hydrokultur, Seramis, oder Lechuza wollte ich gar nicht erst ansprechen, wegen der Übersichtlichkeit.
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MarsuPilami

Danke für die Klarstellung, Scrooge !
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Plantsman

Moin,

zuerst kann man sagen, daß sich kein Liebhaber vor dem Umtopfen mit den von Dir aufgezählten Eigenschaften intensiver beschäftigt. Sie werden im Allgemeinen nur von den Erd-Produzenten und den nachfragenden Pflanzen-Produzenten genauer beachtet. Hier geht es um nachvollziehbare Ergebnisse und Kultursicherheit bei Millionen von Pflanzen in den Gewächshäusern der Topfpflanzen-Produzenten.

Pauschal ist ein Substrat mit 25 % Luft, 25 % Wasser und 50% festen Bestandteilen erstrebenswert. Für uns Liebhaber ist die Pflanze der Maßstab. So kann diese Zusammensetzung immer etwas abweichen. Einiges haben die Kollegen ja schon aufgezählt.
Je länger eine Pflanze leben soll, in Deinem Fall offensichtlich Gehölze, um so strukturstabiler muss sie sein. Dafür ist eine Zumischung von offenporigen mineralischen Bestandteilen (Lava, Blähton-Bruch, Bims) zuständig. Sie sollten mindestens einen Anteil von 25 % des Volumen haben. So wird längerfristig die Luftführung gewährleistet.
Die organische Substanz macht dann, in den ersten Jahren, den Rest aus. Sie dient als Pufferung, Nährstoffspeicher und, durch die mikrobielle Mineralisierung, langsam fließende Nährstoffquelle. Auch der in vielen modernen Blumenerden schon zugemischte 5%ige Anteil von Lehm/Ton (immer die Rückseite der Packung durchlesen) hat ähnliche Eigenschaften. Grüngut-Kompost kann ebenfalls dazu gezählt werden.
Diese organische Substanz wird mit den Jahren mineralisiert und könnte, pur verwendet, verdichten. Deshalb die groben Bestandteile, siehe oben.
Den gewünschten pH-Wert kann durch die Wahl der Zuschlagstoffe einigermassen einstellen. Torf ist recht sauer, Komposte meist eher neutral. Die meisten mineralischen Bestandteile beeinflussen der pH-Wert nicht maßgelblich. Ausnahmen gibt es natürlich immer, z.B. keinen Kalkgrus für Rhododendron oder Kamelien.

Eine ganz einfache Mischung, die sich bei mir bewährt hat:
Lavastrat Körnung 3 - 6 mm: torffreie Blumenerde auf Holzbasis im Volumen-Verhältnis 1:2 für "normale" Topf- und Kübelpflanzen (auch winterharte Gehölze).

Insgesamt ist das ein Thema, über das man wohl Jahre diskutieren könnte, weil es so viele Mischungen wie Gärtner gibt . Ein wenig experimentieren ist immer nötig.
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jardin-72

Man kann Tomaten auch in Steinwolle ziehen bei entsprechender Düngung ... ich finde es ist zu pauschal zu sagen: Lava und Co nur für Kakteen usw.

Ich ziehe alle Balkonpflanzen und Kräuter nur in (fast 90%) reinem Lava(sand) und Bims(sand), Körnung 0..8 mm. Es war ein Versuch und ich muss sagen sie wachsen darin recht gut. Düngung muss entsprechend angepasst werden. Ich kann nur mutmaßen warum das es so ist,aber sicher weiß ich es nicht.
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firemouse

Jardin-72,
es hat ja hier niemand behauptet, dass die Mischungsverhältnisse nicht geändert werden dürfen. Vor allem eine Erhöhung des mineralischen Anteils ist meist unproblematisch, man muss dann einfach mehr/anders gießen und ggf. auch mehr/anders düngen.
Einen Kaktus in reinem Torf zu halten birgt da wesentlich mehr Probleme.

Plantsman,
dass die organische Substanz mit den Jahren mineralisiert wird ist mir neu. Wie geht das?
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Plantsman

Moin,

die organischen Bestandteile des Substrates werden von den Mikroorganismen verstoffwechselt und so in ihre chemischen Einzelteile zerlegt. Das sind Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasser und alle weiteren gasförmigen oder mineralischen Elemente die in der organischen Substanz vorhanden sind wie Stickstoff, Phosphor, Kali usw. (diese natürlich nicht in reiner Form sondern als Moleküle mit weiteren Elementen). Diese sind dann entweder wasserlöslich und pflanzenverfügbar oder gehen in eine nicht bzw. schwer wasserlösliche Salzform über wie z.B. Gips.
Es ist nicht so, daß die organischen Teile "versteinern" und deshalb mineralisch werden. Sie werden aber total umgebaut und werden sozusagen auf ein winziges Mineral reduziert. Deshalb wird ein rein organisches Substrat auf Dauer immer weniger und verdichtet. Ein sehr gutes Beispiel ist z.B. Orchideen-Substrat, das zu Beginn aus grobem Rindenzeugs besteht und nach spätestens 3 Jahren nur noch feiner Kompost ist. Dieser Prozess ist deshalb einer der Hauptgründe, warum man regelmäßig umtopfen sollte.
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jardin-72

Um auf die Ausgangsfrage von prechi zurückzukommen: wenn ich hier einen Link setzen darf dann findet man auch hier eine gute Erklärung der verschiedenen Zuschlagstoffe in Substraten:

http://www.kakteenforum.com/t3…-substrate

Als grobe Faustregel würde ich behaupten ist für viele Pflanzen das physikalische Verhalten des Bodens wichtiger als Nährstoffe. (dass kann man durch Beigabe anderer Erden oder entsprechender Düngung beeinflussen).
Weiterhin ist es ein großer Unterschied ob in Freiland, große Kübel oder kleine Töpfe die Pflanzen gehalten werden.

Als gut halte ich alle Zuschlagstoffe die ein gewisses Maß an latente Feuchtigkeit speichern und abgeben können.
Viele Pflanzen vertragen den Wechsel zuviel Nässe und Austrocknung nicht so gut. Dem helfen alle Zuschlagstoffe mit peröser Oberfläche recht gut, allen voran Bims und Lava(lit) und auch Zeolith.

Es ist auch so dass paradoxerweise ein größerer Anteil an größerer Körnung eher helfen das Substrat im Ganzen eher gleichmässig latent feucht halten (zum Bsp. bei Töpfen auf dem Balkon unter starker Sonne ist das gut). Auch wenn diese sich aussen trocken anfühlen so haben sie in gewissen Mengen noch Feuchtigkeit in ihren perösen Hohlräumen gespeichert die sie abgeben.

Andere Zuschlagstoffe haben eine eher glatte Oberfläche und sind nicht für alle Pflanzen geeignet, sie dienen dann lediglich zur allgemeinen Auflockerung des Substates.

Ich hoffe ich konnte einen kleinen Anhaltspunkt geben.

Gruß

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