Der Gartenteich im Winter

Autor: Redaktion Magazin   
Veröffentlicht: 01.01.2011 - 09:45 Uhr
 
Ein Gartenteich kann - richtig angelegt - ein Sammelpunkt des Lebens sein. Im Sommer ist das nicht zu übersehen. Libellen schwirren herum, Wasserläufer huschen über die Wasseroberfläche, Frösche planschen im Wasser und zahlreiche Vögel stillen ihren Durst am Ufer. Im Winter jedoch vergisst man gerne auf das Biotop Gartenteich. Auch wenn der Teich oberflächlich zugefroren ist, so ist sein Ökosystem doch keineswegs erstarrt.
Schon die Begriffserklärung des Wortes "Biotop" in diesem Zusammenhang bedeutet nicht, wie man meinen könnte, "künstlich angelegtes Gartengewässer", sondern bezeichnet vielmehr den Lebensraum einer Gemeinschaft. Biotope sind die kleinsten Einheiten der Biosphäre. In Gärten sind neben den Teichen auch Steinmauern, Blumenwiesen, Hecken oder einzelne alte Bäume zu den wichtigsten Biotopen zu zählen. Sie alle bieten Lebensraum, werden aber nur dann dauerhaft von der Fauna angenommen, wenn sie diesen Lebensraum das ganze Jahr über in passender Form bieten. Die Lebensgemeinschaft des Gartenteiches ist besonders sensibel, kann in der kalten Jahreszeit aber schon mit wenigen Handgriffen unterstützt werden.
Ein paar Pflegemaßnahmen machen es der Teich-Gemeinschaft leichter, gut über den Winter zu kommen.

Pflegemaßnahmen für das Biotop

Das beginnt schon im Herbst mit dem Entfernen abgestorbener Pflanzenteile und dem „Ausfischen“ von angewehtem Falllaub. Beides würde im Winter verfaulen und dem Wasser unter der Eisdecke unnötig Sauerstoff entziehen, was schon so manchem Fisch die Luft zum Atmen genommen hat. Gut gemeint, aber negativ in der Auswirkung ist hingegen ein allzu radikaler Rückschnitt von Schilfgräsern und Stauden im Uferbereich. Anders als in der Schwimmzone ist es hier nämlich von Vorteil, wenn die eingetrockneten Pflanzenteile bis zum Frühling stehen bleiben. Die hohlen Halme und Stängel sorgen dafür, dass auf ganz natürliche Art und Weise Sauerstoff unter die Eisdecke gelangt. Eine üppige Ufervegetation kann dem Teich demnach also dabei helfen, seinen Mikrokosmos über den Winter gesund zu halten. Erstaunlich viele Insekten finden außerdem in diesen eingetrockneten Pflanzenteilen ein geeignetes Winterquartier, und für die Pflanzen selbst ist es in den meisten Fällen auch besser, wenn sie den Rückschnitt erst nach dem „Großen Frühlingserwachen“ bekommen.
Für die Menschen hat das Ganze ebenfalls einen positiven Effekt: Es lässt den Garten auch im Winter abwechslungsreich und attraktiv wirken. Die von Raureif bedeckten Halme, silbrig schimmernden Fruchtstände, eingetrockneten Dolden und aufgeplatzten Samenhülsen zeigen sich in den unterschiedlichsten Strukturen. Man muss nur etwas genauer hinschauen.
Die Schönheiten des Winters sind meist nicht so aufdringlich wie die des Sommers, wirken dafür aber besonders stimmig, weil sie keine Konkurrenz haben. Mit einer geschickt ausgewählten Bepflanzung kann man schon bei der Anlage des Gartenteiches dafür sorgen, dass dieser auch im Winter etwas zu bieten hat.

Durchdachte Bepflanzung

Da gibt es zum Beispiel den bis 160 Zentimeter hohen Wasserdost (Eupatorium cannabinum,) der im Spätsommer in rosafarbenen Schirmrispen blüht, die angenehm duften. Im Herbst entwickeln sich aus seinen Blüten flauschige Samenstände, die bis weit in den Winter hinein mit ihrem silbrigen Glanz für Abwechslung sorgen, bevor sie der Wind schließlich mit sich fort trägt. Ein gutes Beispiel für einen schönen Samenstand ist auch der Echte Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis). Seine Blütenstände sind derart reichverzweigt und grazil in ihrem Aufbau, dass sie selbst nach dem Ausfliegen der Samen noch allein durch ihre Feingliedrigkeit bestechen. Ähnlich lässt sich die winterliche Präsenz vieler Doldenblütler beschreiben.
In der heimischen Flora findet man eine Vielzahl an Arten, die sich auch am Ufer eines Gartenteiches wohlfühlen. Manche, wie etwa der Wiesenbärenklau, sind noch in eingetrocknetem Zustand so standfest, dass sie den gesamten Winter über die Form wahren können. Eine weitere Uferstaude mit auffälligem Fruchtstand ist die Schwertlilie (Iris pseudacorus). Meistens entlässt sie ihre Samen zwar schon im Herbst, doch die dreikammerigen, zylindrischen Samenkapseln bleiben noch eine ganze Weile erhalten und wirken im Raureif sehr ansprechend. Die unbestrittenen Meister der winterlichen Wohlgestalt sind aber die Gräser. Unzählige Arten eignen sich für die Uferbepflanzung, und fast alle trocknen im Winter auf attraktive Art und Weise ein. Besonders lange halten sich die Samenstände von Rohrkolben, Chinaschilf und Silberährengras. In Gebieten, in denen besonders viel Schnee fällt, kann es hilfreich sein, die Gräser vor dem Winter mit einem unauffälligen Strick locker zusammenzubinden. So können sie nicht auseinanderfallen, und im Frühling erleichtert man sich so auch den Rückschnitt um einiges.

Zum Abschluss soll noch eine Pflanze für das Teichufer vorgestellt werden, die mitten im Winter zu blühen vermag. Die Schwarzährige Weide (Salix gracilistyla var. melanostachys), ein Gehölz aus Japan, beginnt oft schon Anfang Februar damit, ihre kohlrabenschwarzen Blütenkätzchen aufzufalten. Wegen ihrer für eine Weide wahrlich ausgefallenen Blütenfarbe ist sie ein tollkühner Blickfang, der sich für jeden größeren Gartenteich eignet. Besonders in einer winterlich weißen Umgebung voller Schnee kann die Schwarzährige Weide eine geradezu magische Wirkung entfalten, die zu dieser Jahreszeit ihresgleichen sucht. Fazit: Ein Gartenteich kann durchaus auch im Winter ein abwechslungsreicher Ort sein, man muss nur die richtigen Eingriffe vornehmen. -hör-



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