Europäische Orchideen

 
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Europäische Orchideen

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Gepostet: 11.06.2007 - 19:46 Uhr  ·  #1
Hier und da tauchen ja Fragen auf zu heimischen Orchideen. Ich möchte deshalb einen neuen Thread eröffnen zu diesem Thema.

Vorweg eine Frage, die mich schon lange beschäftigt. Otokar Sadovský gibt in seinem Buch "Orchideen im eigenen Garten" den Tip, von heimischen Orchideen Samen im eigenen Garten weitläufig zu verteilen, und dann zu warten, ob tatsächlich welche keimen. Die notwendigen Pilze für die Mykorrhiza seien im Garten oft an unerwarteten Stellen im Boden, wo dann tatsächlich Pflanzen keimen und wachsen - bis zur Blüte...

Hat von euch irgend jemand schon einmal so einen Versuch unternommen?

Hier auch ein paar Bilder:

Epipactis atrorubens



Gymnadenia conopsea und Ophrys apifera



Ophrys apifera



Ophrys insectifera



Herminium monorchis





Friedliche Grüße Rainald
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Frauenschuh - Standort zerstört

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Gepostet: 13.06.2007 - 10:40 Uhr  ·  #2
Die Bilder oben habe ich aufgenommen am 26. 6. 2006 an einem Standort, wo auf relativ kleiner Fläche immer noch zehn verschiedene Orchideenarten zu finden sind.

Vor 15 Jahren waren es dreizehn verschiedene Arten

Ich habe diesen Thread auch deshalb begonnen um gerade diese Erfahrungen des Verschwindens von Arten weiter zu geben. Ich habe dazu einen Fundus von Dias aus den Jahren ab 1977 bis 1985, von denen ich jetzt die wichtigsten abfotografiert habe.

Diese jetzt abfotografierten Dias waren schon ursprünglich nicht Spitzenklasse. Damals hatte ich nicht das Geld für ein Makro-Objektiv. Aber das ist für mich auch unwichtig. Man kann die Arten erkennen und von daher verstehen, was ich über den Verlust schreibe.

Weil das eine der schönsten und bekanntesten Orchideen ist, möchte ich diese Serie beginnen mit dem heimischen Frauenschuh, Cypripedium calceolus.






Diese Fotos können nicht wiederholt werden!

An dem Standort gibt es keinen Frauenschuh mehr


Wie weit dieser Standort zerstört wurde durch Entnahme von Pflanzen weiß ich nicht.

Das Niedertreten der Jungpflanzen rings um die Mutterpflanze passiert dem Unbedarften schnell, weil er sie überhaupt nicht sieht.

Wenn viele Leute an die Pflanze heran gehen, wird dadurch auch der Boden verdichtet, was der Pflanze sicher nicht förderlich ist. Gerade an dem Standort habe ich es aber erlebt, dass ganze Busladungen mit interessierten Menschen dort hin gebracht wurden - Ökotourismus.

Saurer Regen und andere Umweltveränderungen mögen auch eine Rolle gespielt haben... Jetzt gibt es jedenfalls keinen Frauenschuh mehr dort, der dort nach Aussagen eines Einheimischen mindestens seit 1930 gewachsen ist.

Friedliche Grüße Rainald
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 13.06.2007 - 11:19 Uhr  ·  #3
Hallo,
danke mal für diese Beitrag ich interessiere mich sehr für heimische Orchideen, ich komm ja eigentlich aus Niederösterreich und hab dort direkt neben einem wwf Naturschutzgebiet gewohnt und unsere Schule war eine Ökoschule dh wir waren ca acht Stunden in der Woche in der Au unterwegs wir sind dabei auch auf viele Orchideenarten gestoßen.

Von dem strikten Schutz (der eigentlich wegen den Tieren ist) profitieren natürlich auch die Pflanzen, ich freu mich immer wieder aufs neue wenn ich mal wieder dorthin komm und die schönen Pflanzen bewundern kann.

Aber auch in der Umgebung von Wien gibt es tolle Orchideen ich hab schon ein paar Epipactis Arten endeckt, ich bin immer wieder überrascht darüber weil man ja immer glaubt so schöne Orchideen gibt es gar nicht bei uns.

Lg Kerstin
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 13.06.2007 - 12:35 Uhr  ·  #4
hallo pachizefalos

die finde ich auch besonders schön, möchte mir unter dem wein im halbschatten/schatten auch welche anpflanzen und hab auch eine seite gefunden wo man die bekmmen kann ein schönes thema

http://www.gartenorchideen-koch.de/
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 13.06.2007 - 14:05 Uhr  ·  #5
Übrigens fahre ich nächste Woche mit einem Freund wieder zu diesem Standort. Ich bin gespannt, wie es dort in diesem Jahr aussieht.

Von der kleinen grünlichen Orchidee, die im ersten Beitrag, ganz unten ist, gab es im vergangenen Jahr so viele, dass man sie mit der Nase finden konnte. Die Einknolle (Herminium monorchis) wird deshalb auch Hoigorchis genannt, weil sie so einen feinen Honigduft abgibt. Von der waren vor 30 Jahren weniger an dem Standort als voriges Jahr, als ich auch dieses Bild von der Hohnigorchis machen konnte mit der Krabbenspinne.



Sehr gespannt bin ich, ob ich möglicherweise einen alten Bekannten wiederfinde, das Weiße Waldvögelein.

Das Weiße Waldvögelein ist übrigens eine Art, die ich nur einmal mit geöffneten Blüten gefunden habe. Nur an ganz warmen Tagen werden die Blüten geöffnet, in vielen Jahren überhaupt nicht. Die Pflanze ist autogam, befruchtet sich also von selbst, wobei nicht sicher ist, ob nicht doch eingedrungene kleine Insekten in der geschlossenen aber hohlen Blüte die Bestäubung bewirken.



Dieses Foto habe ich 1978 gemacht. Damals wuchsen diese zwei prächtigen Exemplare auf einem wohl nicht mehr genutzten Weg durch einen kleinen und sehr dichten Fichtenbestand. Als ich 2003 dort hin kam, war dieser Weg zugwachsen mit einem undurchdringlichen Gestrüpp von Schlehen. Im vergangenen Jahr fand ich dann eine große Veränderung, sowohl die Fichten als auch die Schlehen waren mit großem Gerät abgeschnitten und gefällt worden. Da wäre es ja vielleicht möglich, dass doch eine Knolle vom Weißen Waldvögelein die Zeit überstanden haben könnte...

Eine andere Art, die ich im vergangenen Jahr nicht gefunden habe, wird wohl dieses Jahr, wenn sie denn geblüht hat (die blüht nicht jedes Jahr), schon vorbei sein. Die trockenen Blütenstände bleiben aber lange stehen, so dass ich schaun kann, ob es die dort noch gibt. Ich gehe eigentlich davon aus, denn die findet man hier in der Gegend häufiger.





Damals musste ich auch unbedingt einmal vorsichtig die Erde über dem Wurzelstock zu Seite kratzen, um zu sehen, warum die Pflanze Vogelnestwurz genannt wird...



Friedlich Grüße Rainald
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 13.06.2007 - 14:09 Uhr  ·  #6
Super die Bilder, ich hoffe du erfreust uns weiter damit

Lg Kerstin
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 13.06.2007 - 14:58 Uhr  ·  #7
Auf dem Dörnberg bei Zierenberg fand ich 1979 dieses schöne Exemplar der Pupurorchis (Orchis purpurea)



Drei Tage später wollte ich sie eihnem Kollegen zeigen. Ich hatte mir die Stelle genau gemerkt, wie weit der Wacholder vom Weg war, wie weit von der Bank und von einem auffälligen Stein. Es war also gar nicht schwer, die Stelle zu finden, wir fanden aber dort keine Orchidee sondern ein frisches Loch in de Erde. Und das, wo das hier weit und breit das einzige Exemplar dieser Art war. Unsere Empörung war groß und es kam uns der Gedanke, demnächst jeder prächtigen Orchidee einen Minisender einzupflanzen, der dann geortet werden kann...


Es ist für mich aber in solchen Fällen ein schwacher Trost, dass dem Dieb die Pflanzen wohl bald verrecken, weil die vergesellschafteten Pilze im Garten nicht überleben...

Nachtrag vom 16. 6. 2007

Die Aussage: "Im Garten haben ausgepflanzte Orchideen keine Chance" möchte ich noch etwas kritischer behandeln.

Gerade das Buch von Sadovský "Orchideen im eigenen Garten" (BLV, München, 1973) leifert dazu unterschiedliche Erfahrungen und Informationen, über die ich hier auch berichten möchte.

Sadovský berichtet ziemlich am Anfang von einer Aktion, bei der ein Orchideen-Fachmann viele Exemplare von Orchis mascula vor der Vernichtung ihres Lebensraumes retten wollte. Er grub 72 Pflanzen mit einem großen Erdballen aus und pflanzte sie neu ein an einem Ort, wo bereits solche Orchideen wuchsen. Nur fünf Pflanzen überlebten!!!

Eine ähnliche Erfahrung habe ich Anfang der achtziger Jahre selbst gemacht, als ich von einem Standort, der durch den Neubau der ICE-Strecke Hannover - Fulda zerstört wurde, ebenfalls mit viel Erde in einer großen Betonwanne ein Stück in meinen Garten verpflanzt hatte. Die Pflanzen (Gymnadenia conopea) blühten zwar im nächsten Jahr sogar noch einmal, wurden aber immer kleiner und waren nach vier Jahren völlig verschwunden.

Diese Erfahrung und auch, weil es von Orchideenfreunden immer wieder so betont wird, brachten mich dazu, die auffällige Graphik "Im Garten haben ausgepflanzte Orchideen keine Chance" hier einzufügen.

Otakar Sadovský vertritt aber auch andere Ideen.

1. Wenn attraktive Orchideen wie der Frauenschuh in ausreichender Zahl im Gartenhandel angeboten werden, wird dadurch die Entnahme aus der Natur möglicherweise besser verhindert als durch das Aussprechen von Verboten.

2. Viele Orchideen lassen sich auch im Garten ansiedeln, indem man ihren Samen verstreut. Die Entnahme von Samenapseln ist nicht verboten.


Über diese Ideen würde ich gern hier im Forum diskutieren. Vielleicht eröffne ich demnächst einen neuen Thread über Mykotrophie. Vorweg dazu eine Aussage aus dem "Lexikon der Forstbotanik" (ecomed) unter dem Stichwort "Mykorriza": "Mehr als 90% aller Landpflanzen sind mykorrhiziert, d.h. sie leben in mutualistischer Symbiose mit einer Vielzahl von verschiedenen Mykorrkizapilzarten.:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mykorrhiza

Diese Thema finde ich besonders für den ökologischen Landbau wahnsinnig spannend!!!

Ich möchte noch etwas sagen zu der Aufnahmetechnik bei dem ersten Foto. Das Bild wurde gemacht mit einer Miranda-Spiegelreflexkamera (24X36mm) mit einem 21mm Objektiv. Bei dem extremen Weitwinkelobkektiv ist die Schärfentiefe so groß, dass die Pflanze im Vordergrund fast formatfüllend und scharf abgebildet ist und dabei im Hintergrund die Art des Biotops durchaus noch zu erkennen ist.


Hier ein Blüten-Foto der Purpurorchis.



Friedliche Grüße Rainald
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 13.06.2007 - 16:44 Uhr  ·  #8
das finde ich auch immer schlimm , einfach aus der natur was auszugraben , erstens hat die pflanze keine überlebenschance und zweitens ist es sowieso verboten geschütze pflanzen auszugraben
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Goodyera repens

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Gepostet: 13.06.2007 - 23:45 Uhr  ·  #9
Ich möchte noch eine andere Orchideen-Geschichte berichten, soweit ich sie erkennen kann aus meiner Perspektive.

Ende der siebziger Jahre lernte ich einen alten Herren kennen, der sich sehr gut auskannte mit Orchideen und auch sehr seltene Vorkommen in unserer Region kannte. Dieser Mann wollte mir ein Vorkommen vom Netzblatt zeigen (Goodyera repens).

Dazu fuhr er mit mir auf einen Berg, auf dem ein Aussichtstum steht. Als wir oben anlangten wunderte er sich schon, wie verändert alles war. Die Wege waren teilweise frisch geschottert. Man hatte sich bemüht, dass einiges "gepflegt" aussah. Dort, wo er meinte, dass die Orchideen früher wuchsen, waren viele Parkmöglichkeiten für Autos geschaffen worden.

Wir gingen verschiedene Wege ein Stück und kehrten zum höchsten Punkt zurück, um dann den nächsten Weg zu probieren.

Schließlich fand er die erste Pflanze und dann fanden wir auch noch einige weitere.





Mitten in den Bestand dieser Orchideen hatte man eine Bank gesetzt mit Betonsockel. Aber das war schon eine Weile her und es sah so aus, dass der Bestand sich auch hätte erholen können.



Man hatte wohl aber die Bank an die Stelle gestellt, weil dort zum Hang hin eine kleine freie Stelle entstanden war durch Windbruch oder Rodung.



Ich kam in den nächsten Jahren mehrfach an diesen Platz, aber diese Orchideen waren verschwunden.

Ob auch hier die Pflanzen ausgegraben wurden, oder ob das zusätzliche Getrampel wegen der Bank zu einer zu starken Bodenverdichtung führte, weiß ich nicht, zumal ich nicht jedes Jahr dort war, es ist schließlich etwa 40 km von meinem Wohnort entfernt. Möglicherweise führt so eine Bank an einem Waldweg auch dazu, dass öfter in der Nähe Hunde urinieren und koten und dass dadurch der Nährstoffgehalt so weit ansteigt, dass die Orchideen verdrängt wurden von Pflanzen, die unter diesen Bedingungen sich durchsetzen. Möglicherweise war aber auch der Basaltsplit um die Bank zu basisch für diese Orchideen, oder die hier entstandene Lichtung ist überhaupt so hell, dass andere Pflanzen mehr begünstigt werden. oder..oder...

Friedliche Grüße Rainald
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 14.06.2007 - 09:11 Uhr  ·  #10
Moin moin,

bevor ich gleich mal eine Tour mache, um zu sehen, ob die Bemühnungen an anderer Stelle, einen Orchideenstandort zu erhalten, erfolgreich waren (Ich werde darüber später berichten) möchte ich noch eine traurige Geschichte eines seltenen Orchideen-Vorkommens schildern.

In einem Seitental der Diemel gab es lange Zeit ein Vorkommen der Herbst-Wendelorchis Spiranthes spiralis.



Als ich Anfang der achtzige Jahre diese Fotos dort aufnahm, kam ein Einheimischer dazu, der besorgt war, ich könnte die Pflanzen entweden oder oder achtlos zertreten. Wir sprachen dann darüber, dass diese Orchideen-Magerwiesen entstanden sind durch Schaf- und Ziegenbeweidung, die über Jahrhunderte verhindert hat, dass der für Mitteleuropa natürliche Bewuchs durch Wald sich wieder eingestellt hätte. Die Tiere haben die Sämlinge abgefressen. Es gab dort einige Aktivisten, die Kiefer-Sämlinge ausrissen, weil die von Schafen nicht gefresen werden und Ziegen keine mehr gehalten wurden...



Ich mochte die Landschaft dort, eine weite Hochfläche mit mageren Weiden mit Golddistel fast wie in der Schwäbischen Alb...

http://de.wikipedia.org/wiki/Golddistel

und deutschem Enzian

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Enzian

Als ich jetzt vor drei Jahren noch einmal dort hin kam, war das alles verschwunden durch Flurbereinigung und Gips-Abbbau.

Friedliche Grüße Rainald
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 14.06.2007 - 21:51 Uhr  ·  #11
Wie angekündigt, habe ich heute eine Tour gemacht zu einem etwa 40 km entfernten Orchideen-Standort, den ich seit dreißig Jahren kenne.



Die bei uns eher seltene Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) blüht dort auch dieses Jahr in mehreren Exemplaren. Ich habe nur diese eine Pflanze fotografiert, weil ich keine Jungpflanzen platt treten wollte. Ich habe, ohne weiter zu gehen, von der gleichen Stelle noch zwei Fotos gemacht. Bei dem nächsten habe ich die Kamera ganz tief gehalten, beim letzten habe ich aus Augenhöhe fotografiert.







Diese Fläche ist durch den unermüdlichen Einsatz, besonders einen Mannes, immer wieder frei geschnitten worden. Wie man sieht, treibt aus den Wurzelstöcken gerade Hartriegel massenhaft aus. Wäre der nicht zurück geschnitten worden, wäre dort jetzt schon keine einzige der Orchideen mehr.

Als ich vor dreißig Jahren das erste Mal an diese recht kleine Stelle kam, blühten dort viele Bienen-Ragwurz-Pflanzen dicht bei einander, insgesamt über 200 Stück, wie mir ein Einheimischer damals sagte. Die Zahl der Pflanzen ist also trotz der Pflege wahrscheinlich zurück gegangen. Ich schreibe 'wahrscheinlich', weil diese Orchideen nicht jedes Jahr blühen und möglicherweise nächstes Jahr wieder mehr zur Blüte kommen.

Diese Mager-Rasen-Flächen sind entstanden durch Jahrhunderte lange Beweidung mit Schafen und Ziegen ähnlich wie die Heide-Flächen in der Lüneburger Heide. Die Tiere fressen auch schon Sämlinge, die der Mensch bei der jetzigen Erhaltungsmaßnahme meist übersieht. Es ist daher damit zu rechnen, dass ohne Beweidung der Bewuchs mit Gehölzen nach und nach doch dichter wird, wenn nicht die Anstrengung unternommen wird, die Gehölze mit Wurzel zu entfernen. Wie lange der Standort also wirklich erhalten werden kann, ist noch gar nicht sicher.

Friedliche Grüße Rainald
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Orchideen aus Frankreich

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Gepostet: 15.06.2007 - 05:19 Uhr  ·  #12
Im Mai 2004 wurde mir in Südfrankreich das Auto samt Fototasche und vielem mehr gestohlen.

Obwohl die Geschichte abenteuerlich war, möchte ich sie hier nicht weiter erzählen.

Erzählen möchte ich aber hier die Geschichte, wie ich ohne Kamera brauchbare Fotos machen konnte von einigen dort massenhaft vorkommenden Orchideen.

Ich wohnte während dieses Urlaubs bei einem Freund in einem Dorf in 700 m Höhe im Bergland südlich von Carcassonne. Die Rückfahrt machte ich zusammen mit meinem Freund in dessen Auto.

Auf Viehweiden gab es sehr viele Orchideen. Von denen wollte ich einzelne mitnehmen, um sie zu Hause in Deutschland zu fotografieren. Ich erinnerte mich an die uralte Methode der Botanisier-Trommel und nahm auf den Wanderungen der letzen drei Tage immer eine Plastik-Flasche mit, in die ich etwas feuchtes Moos getan hatte. Vorsichtig tat ich einzelne Pflanzenstängel in diese Flasche und bewahrte sie im Haus meines Freundes im Kühlschrank auf.

Auf der Fahrt nach Deutschland übernachteten wir einmal und kamen erst spät abends am nächsten Tag zu mir nach Hause.

Ich schnitt die Flasche auf, befreite die Pflanzen und machte aus ihnen dieses kleine Gesteck (Unter dem Moss war Kies)



Wie man sieht, hatten die Pflanzen schon gelitten, aber ich konnte dennoch am nächsten Tag in aller Ruhe gut erkennbare Fotos machen, von denen ich hier nur die Orchideen-Fotos vorstelle:

Aceras anthropophorum - Ohnhorn, oder Puppenorchis (italienisch: Ballerina)


Orchis mascula - Manns-Knabenkraut


Orchis mascula - Manns-Knabenkraut, weiß


Orchis ustulata - Brand-Knabenkraut


Platanthera chlorantha - Grünliche Waldhyazinthe (Die keine Hyazinthe ist und auch meist nicht im Wald sondern auf Magerrasen zu finden ist. )


Ophrys sphegodes


Dieses Gesteck hielt sich noch einige Tage, die letzten Stängel über eine Woche lang.

Friedliche Grüße Rainald
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 15.06.2007 - 07:04 Uhr  ·  #13
Hallo Rainald ,
deine Berichte hier verfolge ich mit großer Spannung und Interesse , aber auch teilweise wehmütig . Weil ich traurig bin das solche Schönheiten immer mehr verschwinden . Sagte ich nicht irgendwo , der Mensch habe den Blick für das Wesentliche verloren ?
Jedenfalls danke ich dir , das du uns so schöne Bilder zeigst , die uns auf die "Kleinigkeiten" am Wegesrand aufmerksam machen .
Das du auch zum Nachdenken anregst , das ist besonders wichtig .
Habe beim Lesen schon sehr viel gegrübelt , wollte dir das mal sagen weil ich nie etwas hier reingeschrieben habe , sondern den Bericht nur mit Lesen verfolgt habe .
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 16.06.2007 - 17:38 Uhr  ·  #14
Im Jahr 2002 war ich zwei Wochen im Februar und März auf Eivissa (Ibiza). Während dieser Zeit habe ich auf allen Wanderungen und Spaziergängen Ausschau gehalten nach Pflanzen und Tieren. Meine besondere Aufmerksamkeit galt den Orchideen. Leider hatte ich keinen ortskundigen Führer dazu, der mir sicher noch weitere Arten hätte zeigen können. So habe ich nur zwei Orchideen-Arten gefunden, über die ich mich aber auch sehr gefreut habe.

Die erste war eine Ragwurz, Ophrys bertolonii, Vögelein-Ragwurz oder Bertolonis Ragwurz.
Als ich sie fand, regnete es sanft und die Pflanze war mit Tropfen behangen.



Ich freute mich wie ein Schneekönig. Die hatte ich noch nie gesehen!!!



Etwas öfter habe ich eine andere Ragwurz gefunden, die braune Ragwurz, Ophris fusca. Diese Orchidee wuchs an den kleinen Straßen im Südwesten der Insel (Cala Carbo) häufig am Straßenrand, machmal gleich viele Pflanzen nebeneinander, wie auf diesem Bild.



Diese kleinen Pflanzen sind bestimmt vielen Leuten neben den auffälligeren Blüten des Affodills, der Cistrosen und des Ginsters kaum aufgefallen, obwohl sie, wenn man genau hinschaut, auch sehr hübsch sind.





Als ich 1973 das erste Mal auf Eivissa war, hatte ich auch eine dritte Ragwurz gefunden, die Spiegel-Ragwurz (Ophrys speculum) von der ich aber leider kein Foto machen konnte, weil ich auf der Wanderung keine Kamera dabei hatte.

Wer noch mehr Bilder von Pflanzen und Landschaft von Eivissa sehen möchte, kann dazu auf meine homepage gehen. Die Seite über Eivissa werde ich auch noch erweitern, ich bin noch dabei.

http://www.pachizefalos.de/eivissa.htm

Friedliche Grüße Rainald
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Re: Europäische Orchideen

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Gepostet: 17.06.2007 - 10:26 Uhr  ·  #15
Wir haben mal am Wegrand eine erst kürzlich ausgerissene Petswurz gefunden und bei uns an eine sumpfige Gartenstelle eingesetzt. Die gedeit aber auch ohne Pilze prächtig.

DAGR
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