Zitat geschrieben von Martin89
Welches Licht (stärke, Farbe usw.) verwendest du? ganz normale oder spezielle Pflanzenlampen?
Ich habe nächstes Jahr ein Zimmer alleine für Hibis und Orchideen frei und da möchte ich so 4 bis 6 Lampen hinhängen, weiß aber nicht welche Lampen dafür geeignet sind.
Hallo Martin,
also zunächst kämen normale T8-Leuchtstofflampen in Frage.
Selbst bei nicht zu hohen Pflanzen und möglichst gringem Abstand der obersten Blätter von den Röhren sind T8-Leuchstofflampen gerade noch grenzwertig geeignet, um Hibiscus zum Ansatz und Aufblühen neuer Knospen zu bewegen. Der Abstand der Röhren untereinander sollte nach meiner Erfahrung max 15 cm sein. Gute Reflektoren sind Pflicht, sonst verpuffen drei Viertel des Lichtes als Streulicht. Ich würde normale Röhren der Lichtfarbe 840 empfehlen, das Licht entspricht von der Farbtemperatur in etwa dem Sonnenlicht.
Spezielle Pflanzen-Röhren haben zwar ein auf die Assimilation der Pflanzen optimiertes Spektrum (also hoher Rot- und Blau-Anteil), strahlen aber eine wesentlich geringere Lichtmenge ab. Das Licht sieht unnatürlich aus und sie sind teurer. Die einfachen 840er Röhren sind durch ihre höhere Lichtausbeute nicht schlechter als die speziellen Pflanzenröhren, man spart Geld und es sieht natürlich aus.
Die extrem überteuerten speziellen Pflanzenröhren für Aquarien, die durchaus schon 4 mal so teuer wie einfache Röhren sein können, bringen eigentlich keinen Vorteil.
Aquarianer sind nur im allgemeinen bereit, für ihr Hobby viel Geld zu investieren
Die nächste, schon deutlich teurere Option sind die T5-Leuchtstoffröhren. Mit diesen lassen sich deutlich höhere Lichstärken erzielen, die zur Blütenbildung bei geringem Abstand zur Pflanze auf jeden Fall ausreichen sollten. Sie haben eine wesentlich grössere Lebensdauer als die normalen T8-Röhren. T5-Leuchten (also die Dinger, wo man die Röhren reinschraubt), sind auch deutlich teurer, und das kann nicht nur an den für sie unbedingt notwendigen elektronischen Vorschaltgeräten liegen. T5-Leuchten werden u.a. in der Meerwasser-Aquaristik verwendet, da zur erfolgreichen Kultur von Korallen hohe Lichtintensitäten erforderlich sind. T5-Röhren werden etwas wärmer als T8-Röhren, die Blätter der Pflanzen sollten da nicht ganz bis an die Röhren ran wachsen.
T5-Leuchten habe ich noch nie z.B. in einem Baumarkt oder normalem Elektro-Geschäft gesehen, sondern nur in Aquaritik-Versandshops.
Die nächste Option sind HQI-Lampen (manchmal auch MHD genannt). Diese produzieren sehr hohe Lichtstärken. Es sind im Gegensatz zu Leuchstoffröhren punktförmige Lichtquellen. Das führt zum einen zu starker Wärmeentwicklung in der Leuchte (die werden verdammt heiss!), zum anderen bei Verwendung nur einer Lampe kommt es zu starken Abschattungen der Pflanze sich selbst oder anderen Pflanzen gegenüber. Diese Abschattung ist um so weniger ein Problem, je mehr Lampen man im Einsatz hat. Mit HQI-Lampen ab 150 Watt kann man in geringem Abstand zur Lampe nahezu Sonnenschein-ähnliche Lichtstärken erreichen. Dann ist aber auch mit einer starken Erwärmung der bestrahlten Flächen zu rechnen. Bei punktförmigen Lichtquellen nimmt die Lichtstärke mit der Entfernung besonders stark ab (quadratisch). Bei Leuchtstoffröhren dagegen müsste die Lichtstärke linear zur Entfernung abnehmen.
HQI-Lampen können ein sehr gutes, sonnenlicht-nahes Spektrum haben. Am besten sind Farbtemperaturen zwischen 5000-6000 K geeignet.
HQI-Lampen sind ebenfalls besonders in der Meeres-Aquaristik im Einsatz. Wie scheinbar alles in der Meeresaquaritik haben auch die HQI-Leuchten extrem hohe Preise. Alternativ können die billigeren einfachen HQI-Strahler benutzt werden, die vor allem in Verkaufsräumen für Kleidung benutzt werden, da ihr Licht dem Tageslicht sehr ähnlich ist.
Ein Weiterentwicklung der HQI-Brenner sind die Keramik-Brenner (HCI), die noch etwas mehr Lumen pro Watt herausholen.
Was die Energie-Effizienz angeht, nehmen sich T8-, T5- und HQI-Leuchten nicht allzu viel, vielleicht ein leichter Vorteil für HQI/HCI.
Die Zukunft der Pflanzenbeleuchtung dürfte klar den Hochleistungs-LED's gehören.
Sie haben eine viel grössere Lebensdauer und eine deutlich höhere Energie-Effizienz.
Es gibt jetzt erste Leuchten mit diesen LED's zu kaufen, die in allen Parametern den HQI-Lampen überlegen sein sollen. Ein Beispiel ist das PFO's Solaris LED System (http://www.advancedaquarist.com/2006/8/review2). Allerdings ist diese Leuchte noch abartig teuer.
Ich selbst habe mit T8-Leuchten, T5-Leuchten, HQI/HCI und Kompakt-Leuchstoffröhren (auch als Energiesparlampen bekannt) gearbeitet. Alle haben Vor- und Nachteile. Und alle haben eins gemeinsam: der verbrauchte Strom kostet einen Haufen Geld!
Nach meinen Erfahrungen muss man als alleinige Lichtquelle, um Hibiscus dauerhaft zum Blühen zu bringen, wenigstens 250 W auf einen Quadratmeter zu beleuchtender Fläche rechnen (bei optimalen Reflektoren). Das ergibt dann etwa eine Lichtstärke von 20000 Lux, also ein Fünftel der Lichtstärke eines sonnigen Sommertages mittags.
Zur Sämlingsaufzucht genügt übrigens weniger Licht, vielleicht die Hälfte der obigen Werte.
So, ist nun doch etwas länglich geworden, ich hoffe, es war nicht zu langweilig.
Gruss
Frank