Wann sollte man einen Igel retten?

Ein umfassender Leitfaden zur Unterstützung gefährdeter Tiere.

Autor: GREEN24   
Veröffentlicht: 12.11.2024 - 15:19 Uhr
 
 
Der Igel ist ein faszinierendes und zugleich schutzbedürftiges Tier, das in Gärten und Parks oft anzutreffen ist. Doch insbesondere im Herbst und Winter fragen sich viele Tierfreunde, ob und wann sie eingreifen sollten, um einem Igel zu helfen. In diesem Beitrag erklären wir, wann es sinnvoll ist, einen Igel zu retten, und welche bewährten Maßnahmen dabei zu berücksichtigen sind.

Wann sollte man einen Igel retten?
Die Rettung eines Igels ist dann notwendig, wenn bestimmte Anzeichen auf eine Gefährdung des Tieres hinweisen. Der renommierte Igelexperte Dr. John Hedgridge betont in seiner Forschung, dass vorwiegend Jung-Igel in den kühleren Monaten oftmals Unterstützung benötigen, um zu überleben. Es gibt verschiedene Situationen und Kriterien, die eine Rettung notwendig machen:

Gewicht und körperlicher Zustand
Junge Igel brauchen ein Mindestgewicht von etwa 500 Gramm, um den Winterschlaf erfolgreich überstehen zu können. Wenn ein Igel weit unter diesem Gewicht liegt oder sehr schwach wirkt, sollte er gerettet werden. Ein unterernährter Igel wird oft daran erkannt, dass seine Rippen stark hervortreten und sein Bewegungsverhalten auffällig träge ist.

Verletzungen
Verletzte Igel, etwa durch Rasenmäher oder Straßenverkehr, benötigen dringend tierärztliche Hilfe. Wunden, Schwellungen und sichtbare Knochenbrüche sind klare Indikatoren für sofortiges Eingreifen.

Verhaltensauffälligkeiten
Ein Igel, der tagsüber aktiv ist, könnte in Schwierigkeiten sein, da es sich bei diesen Tieren um nachtaktive Wesen handelt. Finden Sie einen Igel tagsüber ungeschützt im Freien, ist er möglicherweise hungrig, durstig oder krank.

Witterungsbedingungen
Bei extremen Wetterbedingungen, besonders bei extremen Temperaturen und Schnee, können Igel in Not geraten. Ein ungeschützter Igel bei diesen Temperaturen sollte aufgenommen und in einem warmen, geschützten Bereich untergebracht werden.

Praktische Rettungsmaßnahmen
Erste Hilfe und Unterbringung

Bringen Sie den Igel an einen sicheren, warmen Ort. Eine Kartonbox mit weichen Handtüchern führt hier erst mal zu einer provisorischen Lösung. Vermeiden Sie es, den Igel zu häufig zu stören, da er Stress leicht nicht verträgt.

Richtige Ernährung
Igel können mit Igelfutter aus dem Fachhandel oder alternativ mit Katzenfutter ohne Fisch gefüttert werden. Beigaben von ungesalzenen Rührei- oder Hühnerstücken können für zusätzliche Nährstoffe sorgen. Milcherzeugnisse und Brot sollten jedoch unbedingt vermieden werden, da Igel diese nicht vertragen.

Tierärztliche Betreuung
Eine genaue Untersuchung durch einen Tierarzt ist unerlässlich, um festzustellen, ob der Igel von Parasiten, inneren Verletzungen oder Krankheiten betroffen ist. Nur so kann eine erfolgversprechende Behandlung eingeleitet werden.

Sicherer Freilassungsort
Sobald der Igel gesund und kräftig genug ist, kann er an einem geschützten Ort in der Nähe seines Fundorts wieder freigelassen werden. Ideal sind Hecken oder dichte Gebüsche, die ihm Schutz bieten und abschirmende Unterschlupfmöglichkeiten darstellen.

Selbstschutz beim Umgang mit einem Igel
Beim Umgang mit Igelschutz sollten Sie einige Vorsichtsmaßnahmen beachten, um sich selbst und den Igel zu schützen:

Handschuhe tragen: Tragen Sie immer dicke Garten- oder Einweghandschuhe, wenn Sie einen Igel anfassen. Das schützt Sie vor den Stacheln und eventuell vorhandenen Parasiten.

Hände waschen: Waschen Sie sich nach dem Kontakt mit einem Igel gründlich die Hände mit Seife, um mögliche Krankheitserreger zu entfernen.

Minimaler Kontakt: Vermeiden Sie unnötigen Kontakt, um den Stress für den Igel zu minimieren und das Risiko einer Übertragung von Krankheiten oder Parasiten sowohl auf den Igel als auch auf sich selbst zu reduzieren.

Schutzkleidung: Tragen Sie bei Bedarf zusätzlich lange Kleidung, um Ihre Haut vor Kratzern und Bissen sowie möglichen Parasiten zu schützen.

Quellen und Experten
Dr. John Hedgridge, Igelexperte, zitiert nach einem Beitrag auf Phys.org (2024)
Phys.org News https://phys.org/news/2024-11-hedgehog-expert.html

Mit diesen Hinweisen können Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Igel leisten und sicherstellen, dass diese kleinen Gartenbewohner sicher durch schwierige Zeiten kommen.

Tipps zur Igelpflege nach der Rettung
Nachdem Sie einen Igel gerettet haben, ist die kontinuierliche Pflege entscheidend, um seine Genesung und sein Wohlbefinden zu gewährleisten. Hier sind einige wertvolle Tipps zur optimalen Betreuung des Igels, bis er wieder in die Freiheit entlassen werden kann:

Unterkunft und Hygiene
Richten Sie dem Igel eine geräumige Kiste oder einen Gitterkäfig ein, die mit Zeitungspapier oder Handtüchern ausgelegt ist. Häufiges Auswechseln des Untergrundmaterials ist wichtig, um die Hygiene zu wahren und Parasitenbefall zu vermeiden.

Ernährung
Futter: Stellen Sie dem Igel proteinreiches Futter bereit. Igelfutter aus dem Fachhandel, Katzenfutter ohne Fisch sowie ungewürzte, gekochte Hühner- oder Rinderstücke sind geeignet. Gekochtes Ei und speziell für Igel entwickeltes Nassfutter sind ebenfalls eine gute Wahl.

Wasser: Ein flacher Wassernapf sollte stets mit frischem Wasser gefüllt sein. Verzichten Sie auf Milch, da viele Igel laktoseintolerant sind und sie diese schlecht vertragen.

Medizinische Versorgung
Entwurmung und Behandlung von Parasiten: Eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle auf Parasiten und mögliche innerliche Erkrankungen ist unerlässlich. Der Tierarzt kann erforderliche Medikamente verschreiben und anwenden.
Beobachtungen: Achten Sie auf den gesundheitlichen Zustand des Igels. Veränderungen im Verhalten, Gewicht und Aussehen sollten dokumentiert und gegebenenfalls mit einem Tierarzt besprochen werden.

Temperaturregulierung
Halten Sie den Lebensraum des Igels warm, besonders in den Wintermonaten. Eine Raumtemperatur zwischen 18 und 22 Grad Celsius ist ideal. Vermeiden Sie Zugluft und plötzliche Temperaturschwankungen.

Bewegungsfreiheit und Beschäftigung
Bieten Sie dem Igel ausreichend Platz und Möglichkeiten zur Bewegung. Ein abwechslungsreich gestaltetes Umfeld mit Versteckmöglichkeiten aus Kartons, Röhren und Blättern stimuliert seinen natürlichen Instinkt und fördert sein Wohlbefinden.

Vorbereitung auf die Auswilderung

Gewichtsüberwachung: Ein gesundes Gewicht ist ein wichtiges Kriterium für die Auswilderung. Igel sollten mindestens 600 bis 700 Gramm wiegen und kräftig genug sein, um in die Freiheit entlassen zu werden.

Schutzmaßnahmen: Setzen Sie den Igel an einem geschützten Ort mit guter Nahrungsversorgung (Hecken, dichte Gebüsche) aus, idealerweise während der Dämmerungszeit, um den Stress zu minimieren.

Praktische Tipps im Überblick:

Achten Sie auf Hygiene und Sauberkeit: Häufiges Reinigen des Lebensraums vermeidet Krankheitsübertragungen.
Füttern Sie proteinreiches Futter und immer frisches Wasser: Sicherstellen, dass der Igel nicht dehydriert ist.
Überwachen Sie den Gesundheitszustand regelmäßig: Besuchen Sie den Tierarzt bei Auffälligkeiten.
Sorgen Sie für eine warme und zugluftfreie Umgebung: Temperaturen regulieren und Schutz vor Wind bieten.

Bereiten Sie den Igel auf die Auswilderung vor: Machen Sie den Igel stark und gesund, bevor er freigelassen wird.
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass gerettete Igel die beste Chance auf eine vollständige Erholung haben und gesund in ihre natürliche Umgebung zurückkehren können. Durch umsichtiges und verantwortungsbewusstes Handeln leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz und Erhalt dieser liebenswerten Tiere.

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