Voller Erlebnisse – Der Wald im Winter

 
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Voller Erlebnisse – Der Wald im Winter

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Gepostet: 03.02.2012 - 13:04 Uhr  ·  #1
Voller Erlebnisse – Der Wald im Winter

Auch im Winter bietet der heimische Wald viel mehr als nur kahle Stille. Wer denkt, der Wald schläft – der irrt. Vielen Wanderern offenbart sich erst im Winter, wenn Bäume ohne Laub stehen, die wahre Schönheit des heimischen Forstes.
Wird der Blick des Besuchers im Sommer und selbst noch im Herbst vom üppigen Laub abgelenkt, ziehen jetzt bizarre Formen das Auge an. Erst ohne Laub fallen alte, knorrige, einzeln stehende Bäume auf – sie erzählen ihre Lebensgeschichte. Mit ihrer Wuchsform und –richtung, ihren abgestorbenen Teilen, herabgefallenen Ästen, verkohlter oder löchriger Rinde erzählen sie von vergangenen Wintern, von Stürmen, von ganzen Bataillonen von Schädlingen, Bränden und von so manchem verliebten Pärchen, das seine Namen in einem eingeritzten Herzen verewigt hat. All das haben sie überlebt – und dieser Überlebenskampf in all seiner Schwere offenbart sich nun – in der stillen Jahreszeit.

Lehrstunde Lebensgeschichte

In ihrer Vielfalt lehren sie den Wandersmann auch ihre artspezifischen Besonderheiten: mächtig und knorrig, schlank und biegsam oder hoch und elegant – Esche, Erle, Linde, Eiche und Co. bieten sich jetzt erst recht für eine kleine Lehrstunde an. Nicht mehr lange, und die kleinen Details ihres Wuchses werden wieder vom Laub, aber auch von Sträuchern und Farnen überwuchert.
Ohne Bewuchs fällt der Blick viel leichter auf Totholz und sterbende Überreste, die zahlreichen Waldbewohnern wichtigen Lebensraum und sicheren Unterschlupf bieten. Spuren im Schnee verraten die zahlreichen tierischen Bewohner, die in dieser empfindlichen Lebensgemeinschaft in besonders strengen Wintern um ihr Überleben kämpfen. Kaum ein Tag bietet sich für die lehrreiche Spurensuche besser an, als einer, an dem frisch gefallener Schnee die Fährten besonders deutlich sichtbar macht. Wer ist wem gefolgt in der letzten Nacht, wer bewohnt das Dickicht, wer ist auf Futtersuche unterwegs – all das lässt sich anhand deutlicher Stapfen identifizieren.



Kristallklar mit frischem Schnee

Kaum ein Tag im Wald ist so lehrreich wie ein kristallklarer Wintertag. Leise und vorsichtig, um Wild nicht zu erschrecken, kann man die Futterstelle besuchen, die der sorgfältige Jäger für sein Wild angelegt hat. Langanhaltende Frostperioden werden so mit Erhaltungsfutter überbrückt. Während kurzzeitigem Frost wird nicht zugefüttert, heimische Wildtiere sind ideal angepasst, um einen mitteleuropäischen Winter zu überstehen: Wildschweinrüssel wühlen eifrig nach Essbarem, während Rehe Schnee beiseite schieben, um an das Gras zu gelangen. Die Wildtiere legen sich außerdem im Verlauf des Sommers eine ordentliche Speckschicht zu, von der sie in kargen Zeiten zehren. Eine weitere, natürliche Schutzfunktion ist das Herabsenken der Energieverbrennung durch einen verminderten Stoffwechsel. Dafür ist es besonders wichtig, Hunde, die zum Stöbern oder gar Jagen neigen, anzuleinen, damit das Wild nicht aufgescheucht wird. Auch Krach oder Lärm sollten unbedingt vermieden werden. Spätestens beim dritten oder vierten Hund, der das Reh beispielsweise jagt, geht dem Tier irgendwann die Kraft aus – auch Autos werden dann vermehrt zur Gefahr. Statistiken darüber gibt es kaum, da vielen Förstern nur bleibt, die sterblichen Überreste zu bergen.

Füttern kann töten

Eigenmächtiges Füttern kann Wildtieren das Leben kosten. Vor allem Rehe vertragen es schlecht, wenn sie statt ihrer rein vegetarischen Kost, Brotreste oder gar Kuchen angeboten bekommen. Wildschweine werden zutraulicher, wenn sie vom Menschen versorgt werden. In der Nähe von Wohngebieten werden sie so schnell zum Problem – was sie das Leben kosten kann.
Heimische Waldpflanzen sind außerordentlich gut auf den Winter hierzulande eingestellt. Auch sie haben Schutzmechanismen. Wenn man sich bewusst macht, dass Moose und Gräser in der Antarktis bei bis zu minus 80 Grad überleben, wird deutlich, dass der mitteleuropäische Winter ein Kinderspiel für daran angepasste Pflanzen ist. Nur plötzlicher Kälteeinbruch stellt eine echte Gefahr dar, da das pflanzeneigene „Frostschutzmittel“ innerhalb von 24 Stunden gebildet wird. Einen guten Schutz stellt auch eine geschlossene Schneedecke dar – unglaublich, aber wahr: Der Schnee wärmt den Boden und somit auch die Pflanze.
Wenn er schmilzt, taut auch der Boden und die Pflanze kann wieder Wasser aufnehmen. Der Abwurf der Blätter im Herbst schützt ebenso (siehe Artikel zum Thema in Ausgabe 7).



Rücksicht zugunsten der Natur

Damit das Gleichgewicht im Wald erhalten bleibt, ist es wichtig, auch im Winter Rücksicht walten zu lassen. Dabei gilt, was man in den Wald mit hinein nimmt, nimmt man auch wieder mit nach Haus’. Am besten hinterlässt man nichts, außer seinen Spuren im Schnee und auf Lärm verzichtet man einfach ganzjährig. -nf-

[size=117]Dies ist ein Artikel aus unserer Zeitschrift Pflanzen wunderschön. Von Mitgliedern für Pflanzenfreunde geschrieben.... Den kompletten Artikel mit Bildern findest Du in der Ausgabe 8[/size]
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