Hallo Harald!
Teils meinen wir eigentlich das gleiche, teils sehe ich die Dinge aber auch anders.
Pompesel schrieb:
"Aber Naturteiche sind keine Gartenteiche. Ein wesentlicher Aspekt ist es, das der Wasserstand und somit die Wasserzufuhr von der Natur geregelt wird. Durch schwankende Wasserstände wird die Qualität des Wassers erheblich mitbeeinflußt, z.B. Wasserzufuhr über unterirdische Quellen. Das scheidet im Gartenteich aus, deshalb ist hier unser Eingriff fast zwingend notwendig."
Etwas anderes habe auch ich nicht behauptet!
Man sollte schon hier und da steuern, jedoch alle Eingriffe genau abwägen und minimieren. Ohne Eingriffe geht`s, wie Du oben schon schriebst, wirklich nicht.
Pompesel schrieb:
"Stimmt nur teilweise.
Der Mulm (bzw. das Leben im Mulm) ist biologisch gesehen für den Teich überlebensnotwendig. Die "optische" Aufwertung durch Entfernen des Mulms (oder auch Bodengrund genant) steht nicht im Nutzen zum biologischen Schaden. Neben der Herausfilterung der Festbestandteile über einen Filter besteht auch die Möglichkeit den Teich zu kalken. Dabei wird der Bodengrund durch Bakterien biologisch zersetzt. Das Entfernen mit Teichsaugern halte ich für die schlechteste Lösung."
Mulm
(m. e. nicht gleich Bodengrund sondern Sediment - kann später in Naturteichen bei optimaler Reduzierung zu Bodengrund werden)
ist in seiner Wirkung solange als positiv anzusehen, wie er für seine Mikrobiologie Sauerstoff zu Verfügung stellen kann. Kippt dieses System in den anaeroben Bereich ab, was ab einer gewissen Schichtstärke nicht vermeidbar ist, so kann schlimmstenfalls der Teich biologisch zusammenbrechen. Dies geschieht meistens, weil die Mulmschicht in der Tiefenzone des Teiches zu dick wurde. In diesem Bereich des Teiches stellt der Mulm aus genannten Gründen eher ein Risiko dar. Jeder, der `mal einen Teich nach 10 Jahren ohne Mulmentnahme und ohne Filteranlage gesäubert hat, weiß wovon ich rede
Die biologisch effektivsten Zonen des Teiches, auch für Mulm-Akkumullation, befinden sich in den bepflanzten Repositionszonen am Teichrand sowie in den verschiedenen Filterkammern (sofern vernünftig dimensioniert und mit Verstand bestückt und gewartet). Im Wurzelbereich der Pflanzen befinden sich sowohl aerobe als auch anaerobe Zonen ohne das die Gefahr des "Umkippens" besteht weil die Rhizome der Sumpfpflanzen hier regulierend wirken.
Das Kalken würde ich übrigens lieber den Fischwirten überlassen, die ihre geleerten Fischteiche mit Branntkalk berieseln, um sie zu desinfizieren bzw. den pH-Wert zu stabilisieren. Oder meinst Du Calziumhydrogenkarbonat, der weniger aggressiv ist und als pH-Puffer wirkt. Hat aber bakteriell keine direkten schlammreduzierenden Auswirkungen.
Ich habe `mal ein Präparat zur Schlammreduzierung einer bekannten Firma im Teich einer Bekannten ausprobiert. Da kann man sich besser den kleinen Finger in die Nase stecken, wirkt genauso...
Ein ähnliches Projekt im Münsteraner Schlossgraben ist, soweit ich weis aus Effizienzgründen abgebrochen worden.
Das beste bleibt: Verhindern von starkgründigen Schlammablagerungen im Teich. Wie? Das sollte jeder für sich entscheiden.
Pompesel schrieb:
"Nicht sekundär sondern primär.
Wichtig ist eine gute mechanische Vorabscheidung, z.B. durch ein Spaltsieb. Dabei werden die Schwebestoffe auf dem Sieb festgehalten und die sich im Wasser befindlichen Bakterien bleien auch im Wasser und gelangen so in den Filter. Das ist wichtig, damit das Filtermaterial (je nach Filterart also Schwämme, Bälle, Bürsten, Vlies, Blähton ...) nicht vorzeitig verschlammt, denn mit jeder "Entschlammung" des Filtermaterials werden wieder große Mengen Bakterien vernichtet. Jedes Reinigen des Filters ist praktisch ein negativer Eingriff in die Teichbiologie."
Halte ich für Ansichtssache. Ich würde auch einen reinen Pflanzenteich aus Gründen der Sediment-Akkumulations-Vermeidung mit einer Filteranlage unterstützend ausrüsten. Diese kann allerdings kleiner dimensioniert sein als in einem Teich mit Fischbesatz. Im Übrigen zählen auch Spaltsieb und Vortex zur Filteranlage. Und trotz deren Vorschaltung ist immer wieder bemerkenswert, wieviel Mulm sich in den Reservoirs der Filterkammern ansammelt. Und dort ist er m. E. besser aufgehoben als am Teichgrund. Wenns im Filter zuviel wird: Zugschieber ziehen, kurz laufen lassen, weiter gehts. Man muss ja nicht alle Kammern gleichzeitig entschlammen. Ist jedoch die Schicht am Teichgrund zu dick geworden, nehmen die Probleme schon andere Ausmaße an.
Pompesel schrieb:
"Das ist der negative Nebeneffekt der Natur, ansonsten zeigt sie uns, was man tun und lassen soll."
Die Verlandung der Gewässer ist ein positiver und sinnvoller Effekt der Natur, denn nur so können die Sukzessionsfolgen entstehen, die unsere Landschaft so vielfältig erscheinen lassen. Die Natur besteht aus Unmengen solcher dynamischer Prozesse welche wir in unseren Hausgärten, teils aus guten Gründen, entgegentreten. Man stelle sich einen Garten vor, der der natürlichen Sukzession überlassen wäre
Ich hoffe, das der ein oder andere Teichfreund im Forum aus unserem Geschreibsel für seinen Teich etwas interessantes herausfiltern kann. Man kann über diese Themen fast endlos Philosophieren wobei man selten, wie z. B. bei Matheaufgaben, sagen kann: dies ist richtig und das dort ist falsch
Es geht eher in die Richtung: 3 Leute, 5 Meinungen
Aber das ist es doch letztendlich, wovon Foren leben und was sie interessant macht.
Also lasst uns weiter Spass haben und philosophieren... [/list]
Teils meinen wir eigentlich das gleiche, teils sehe ich die Dinge aber auch anders.
Pompesel schrieb:
"Aber Naturteiche sind keine Gartenteiche. Ein wesentlicher Aspekt ist es, das der Wasserstand und somit die Wasserzufuhr von der Natur geregelt wird. Durch schwankende Wasserstände wird die Qualität des Wassers erheblich mitbeeinflußt, z.B. Wasserzufuhr über unterirdische Quellen. Das scheidet im Gartenteich aus, deshalb ist hier unser Eingriff fast zwingend notwendig."
Etwas anderes habe auch ich nicht behauptet!
Man sollte schon hier und da steuern, jedoch alle Eingriffe genau abwägen und minimieren. Ohne Eingriffe geht`s, wie Du oben schon schriebst, wirklich nicht.
Pompesel schrieb:
"Stimmt nur teilweise.
Der Mulm (bzw. das Leben im Mulm) ist biologisch gesehen für den Teich überlebensnotwendig. Die "optische" Aufwertung durch Entfernen des Mulms (oder auch Bodengrund genant) steht nicht im Nutzen zum biologischen Schaden. Neben der Herausfilterung der Festbestandteile über einen Filter besteht auch die Möglichkeit den Teich zu kalken. Dabei wird der Bodengrund durch Bakterien biologisch zersetzt. Das Entfernen mit Teichsaugern halte ich für die schlechteste Lösung."
Mulm
(m. e. nicht gleich Bodengrund sondern Sediment - kann später in Naturteichen bei optimaler Reduzierung zu Bodengrund werden)
ist in seiner Wirkung solange als positiv anzusehen, wie er für seine Mikrobiologie Sauerstoff zu Verfügung stellen kann. Kippt dieses System in den anaeroben Bereich ab, was ab einer gewissen Schichtstärke nicht vermeidbar ist, so kann schlimmstenfalls der Teich biologisch zusammenbrechen. Dies geschieht meistens, weil die Mulmschicht in der Tiefenzone des Teiches zu dick wurde. In diesem Bereich des Teiches stellt der Mulm aus genannten Gründen eher ein Risiko dar. Jeder, der `mal einen Teich nach 10 Jahren ohne Mulmentnahme und ohne Filteranlage gesäubert hat, weiß wovon ich rede
Die biologisch effektivsten Zonen des Teiches, auch für Mulm-Akkumullation, befinden sich in den bepflanzten Repositionszonen am Teichrand sowie in den verschiedenen Filterkammern (sofern vernünftig dimensioniert und mit Verstand bestückt und gewartet). Im Wurzelbereich der Pflanzen befinden sich sowohl aerobe als auch anaerobe Zonen ohne das die Gefahr des "Umkippens" besteht weil die Rhizome der Sumpfpflanzen hier regulierend wirken.
Das Kalken würde ich übrigens lieber den Fischwirten überlassen, die ihre geleerten Fischteiche mit Branntkalk berieseln, um sie zu desinfizieren bzw. den pH-Wert zu stabilisieren. Oder meinst Du Calziumhydrogenkarbonat, der weniger aggressiv ist und als pH-Puffer wirkt. Hat aber bakteriell keine direkten schlammreduzierenden Auswirkungen.
Ich habe `mal ein Präparat zur Schlammreduzierung einer bekannten Firma im Teich einer Bekannten ausprobiert. Da kann man sich besser den kleinen Finger in die Nase stecken, wirkt genauso...
Ein ähnliches Projekt im Münsteraner Schlossgraben ist, soweit ich weis aus Effizienzgründen abgebrochen worden.
Das beste bleibt: Verhindern von starkgründigen Schlammablagerungen im Teich. Wie? Das sollte jeder für sich entscheiden.
Pompesel schrieb:
"Nicht sekundär sondern primär.
Wichtig ist eine gute mechanische Vorabscheidung, z.B. durch ein Spaltsieb. Dabei werden die Schwebestoffe auf dem Sieb festgehalten und die sich im Wasser befindlichen Bakterien bleien auch im Wasser und gelangen so in den Filter. Das ist wichtig, damit das Filtermaterial (je nach Filterart also Schwämme, Bälle, Bürsten, Vlies, Blähton ...) nicht vorzeitig verschlammt, denn mit jeder "Entschlammung" des Filtermaterials werden wieder große Mengen Bakterien vernichtet. Jedes Reinigen des Filters ist praktisch ein negativer Eingriff in die Teichbiologie."
Halte ich für Ansichtssache. Ich würde auch einen reinen Pflanzenteich aus Gründen der Sediment-Akkumulations-Vermeidung mit einer Filteranlage unterstützend ausrüsten. Diese kann allerdings kleiner dimensioniert sein als in einem Teich mit Fischbesatz. Im Übrigen zählen auch Spaltsieb und Vortex zur Filteranlage. Und trotz deren Vorschaltung ist immer wieder bemerkenswert, wieviel Mulm sich in den Reservoirs der Filterkammern ansammelt. Und dort ist er m. E. besser aufgehoben als am Teichgrund. Wenns im Filter zuviel wird: Zugschieber ziehen, kurz laufen lassen, weiter gehts. Man muss ja nicht alle Kammern gleichzeitig entschlammen. Ist jedoch die Schicht am Teichgrund zu dick geworden, nehmen die Probleme schon andere Ausmaße an.
Pompesel schrieb:
"Das ist der negative Nebeneffekt der Natur, ansonsten zeigt sie uns, was man tun und lassen soll."
Die Verlandung der Gewässer ist ein positiver und sinnvoller Effekt der Natur, denn nur so können die Sukzessionsfolgen entstehen, die unsere Landschaft so vielfältig erscheinen lassen. Die Natur besteht aus Unmengen solcher dynamischer Prozesse welche wir in unseren Hausgärten, teils aus guten Gründen, entgegentreten. Man stelle sich einen Garten vor, der der natürlichen Sukzession überlassen wäre
Ich hoffe, das der ein oder andere Teichfreund im Forum aus unserem Geschreibsel für seinen Teich etwas interessantes herausfiltern kann. Man kann über diese Themen fast endlos Philosophieren wobei man selten, wie z. B. bei Matheaufgaben, sagen kann: dies ist richtig und das dort ist falsch
Es geht eher in die Richtung: 3 Leute, 5 Meinungen
Aber das ist es doch letztendlich, wovon Foren leben und was sie interessant macht.
Also lasst uns weiter Spass haben und philosophieren... [/list]