Moin,
erstmal muss ich sagen, daß ich hier Fotos vermisse um die einzelnen geschilderten Fälle richtig zu deuten. Ich bezweifle nämlich, daß die "normalen" Trauermücken in der Lage sind, Pflanzen, die größer sind als 5 cm irgendwie in Bedrängnis zu bringen. Sie schaffen es bestimmt nicht, eine Palme oder Zitrone umzubringen. Sie sind in solchen Fällen nur Anzeiger und Begünstigte schlechter Pflegebedingungen.
In meiner ehemaligen Orchideen-Vitrine hatte ich bei den aufgebundenen Mini-Orchideen im Moosbelag der Astunterlage oft reichlich Trauermücken-Larven. Die haben sich für die saftigen Orchideen-Wurzeln kein bisschen interessiert und lieber die Algen, Pilze und Moose abgegrast.
Um einmal die Bedingungen für die Entwicklung von Trauermücken zu schildern. Sie brauchen:
- feuchte Bedingungen im Erdreich/Substrat,
- viel Humus und evtl. einen Algenbelag,
- Bodentemperaturen über 17° C.
Man kann also schon mit ganz einfachen Mitteln die Entwicklung der Tiere hemmen. Die erste ist, das Substrat, es wurde hier ja auch schon erwähnt, oberflächlich stets abtrocknen zu lassen. Es werden im Allgemeinen mehr Pflanzen durch zu feuchte Erde als durch leichte Trockenheit umgebracht (wenn die Pflanze schlappt und die Erde ist trocken, giesst man sie; Schlappt sie und die Erde ist feucht, ist sie fast immer tot). Das sich die Trauermücken darin wohlfühlen ist klar. Der feuchte Humus und die durch Staunässe absterbenden Wurzeln sind dann die Ernährungsgrundlage für die Hauptnahrung der Trauermücken-Larven: Pilze.
Dann sollte man Substrate verwenden, die nicht zu mehr als 90% aus Humus bestehen. Vor allem billigere Erden sind durch ihren hohen Anteil an Schwarztorf ausserordentlich attraktiv für Trauermücken. Bei vielen Pflanzen bringt eine Zumischung von mindestens 30% (bei der Aloe auch gerne 65%) offenporiger "Steinchen" (Lavabruch, Bims) schon eine deutliche Verbesserung. Sie trocknet oberflächlich gut ab (!), lässt sich aber wunderbar wiederbenetzen und im Substrat bleibt eine gutes Verhältnis von Luft und Wasser (wird in den Steinchen gespeichert) übrig. Dadurch bleiben die Wurzeln gesund und wüchsig und sind für die kleinen Maden keine so leichte Beute.
Das angefragte Tauchbad würde die Erde so stark befeuchten und sie so lange feucht halten, daß die ertrunkenen Larven in Nullkommanix durch die Eltern wieder ersetzt werden.
Die hier schon öfter genannte Kombination aus weniger Gießen, Gelbtafeln und Nematoden sollte eigentlich vollkommen ausreichen um die Tierchen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Dazu dann noch eine mineralische Zumischung, gerne auch als leichte "Mulchschicht" oben auf das Substrat und...... naja, hab ich ja schon geschrieben.
Da die Tiere von draußen regelmäßig wieder zufliegen, aus dem Wald oder vom Komposthaufen z.B., könnte auch ein feines Fliegengitter etwas Abhilfe schaffen.
Zusammengefasst sind Trauermücken bei größeren Pflanzen NUR als Lästlinge und kaum als Schädling aufzufassen (bei Aussaaten sieht es sicher anders aus). Da gleich mit dem Neonicotinoid Calypso, eine Wirkstoffgruppe die nicht ohne ist, ranzugehen halte ich für Unverantwortlich. Mach Dich mal über diesen Wirkstoff schlau, da hast Du bestimmt lieber Trauermücken im Haus. Vor allem wenn es sich mal um 1 bis 20 Tiere handelt (mit Kanonen auf Spatzen schießen nenne ich sowas). Wir bei uns im botanischen Garten Magdeburg haben in der Orchideen-Abteilung tausende (!) von Trauermücken und hängen nur Gelbtafeln auf. Den Pflanzen geht es wunderbar.
Achso, die Nematoden können auch bei kühlen Temperaturen geliefert werden. Sie sind ja in "Trockenstarre" und in ein Gel eingegossen. Dadurch bekommen sie von ihrer Umwelt nicht viel mit. Es gibt Arten, die in dieser Starre mehrere Stunden in flüssigem Helium (-272° C) überleben! Da sollten winterliche Temperaturen kein Problem darstellen. Die Aktivitäts-Temperatur dagegen liegt höher, d.h. die Bodentemperatur sollte, z.B. bei der Art die den Dickmaulrüßler bekämpft, über 12° C sein. Deshalb denke ich, die Beratung damals war nicht ganz korrekt bzw. einer gewissen "Unwissenheit" geschuldet.
So, mehr fällt mir gerade nicht ein.