Storchschnäbel in heimischen Wiesen

 
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Storchschnäbel in heimischen Wiesen

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Gepostet: 13.03.2011 - 08:57 Uhr  ·  #1
Der Storchschnabel (botanisch Geranium) gehört zu den großen Gewinnern der letzten Jahrzehnte. Während er noch vor hundert Jahren kaum kultiviert wurde, pflanzt man ihn heute häufig an. Es gibt Sorten für den Schatten, für die Sonne, für den Steingarten, für das Staudenbeet, für basische und saure Böden, aber auch für Problemstandorte und staunasse Bereiche. Mit seinen seidig schimmernden Blüten, in verschiedenen Rosa- und Violetttönen ist der Storchschnabel zudem auch eine hübsche Topfpflanze für Balkon- und Terassengärtner.

Trauernde Witwen am Wegesrand

So mancher stellt sich die Frage, wieso ausgerechnet diese Pflanze so vielseitig ist und sich an unterschiedlichste Standorte bedingungslos anpasst. Dies liegt in ihrem Ursprung begründet. Es gibt etwa 400 Wildarten der Gattung Geranium. Man findet diese an den verschiedensten Standorten. Sogar in der Arktis, in Australien oder auf Inseln wie Madeira gibt es eigene Arten. Züchter hatten die Möglichkeit aus den Vollen der Natur zu schöpfen und die Vorteile der einzelnen Sorten zu ihren Gunsten zu nutzen.

Auch hierzulande gibt es zahlreiche Arten in freier Natur. Wenn man im Frühsommer durch Wald und Wiese spaziert, kann man im Zwielicht des Halbschattens zum Beispiel auf die Trauernde Witwe treffen,wie Geranium phaeum mancherorts genannt wird. Bekannter ist die Art unter dem Namen Brauner Storchschnabel. Beide Namen verweisen auf die ungewöhnliche, braunpurpurne Farbe der nickenden Blüten. In ihrem Zentrum befindet sich ein glänzendes, weißes Saftmal, das als Träne angesehen wurde und der Pflanze ihren Namen verlieh.
Es gibt von Geranium phaeum viele lokale Varietäten. Aus dem Tiroler Unterland kennt man die Art nur in dunkel, während sie aus dem Raum Innsbruck und aus Bayern in einer fliedervioletten Form verbreitet ist. Auch weiße Individuen entdeckt man manchmal, ebenso wie solche mit purpurn gezeichneten Blättern oder unterschiedlichen Wuchshöhen. Die zahlreichen Gartensorten dieser Art gehen in vielen Fällen auf natürliche Variationen zurück.

Wissen über den Wiesenstorchschnabel

Eine ähnlich vielgestaltige Art ist der Wiesenstorchschnabel (botanisch Geranium pratense). An bis zu einem Meter langen Stängeln stehen seine großen, blauvioletten Blütenschalen, so dass diese Art die stattlichste unter den heimischen ist. Vor allem in frischen, nährstoffreichen Wiesen fühlt sich der Wiesen-Storchschnabel wohl, ist aber manchmal auch in Unkrautfluren und auf Almwiesen anzutreffen. Bei ihm kommen weiße und rosa blühende Formen so häufig vor, dass man diese fast an jedem zweiten Standort ausfindig machen kann. Auch die wegen ihrer geflammten Blüten so beliebte Gartensorte "Splish Splash"geht auf einen Geranium pratensis-Ahnen aus der freien Wildbahn zurück.

Von Aussterbenden und Neubürgern

Ein gänzlich anderer Typ ist der Blutrote Storchschnabel (botanisch Geranium sanguineum). Diese Art wächst kriechend mit waagerecht ausgebreiteten Sprossen. Die Blüten sind von leuchtend rot-violetter Farbe und erscheinen über einen langen Zeitraum von Mai bis in den Herbst hinein. Weil er nährstoffarme und trockene Standorte bevorzugt, begegnet man diesem Storchschnabel am ehesten an Hangwiesen, in Steppenheiden oder an felsigen Standorten. In Österreich, wo er noch sehr häufig ist, kann er auf Seehöhen bis 1500 Meter angetroffen werden.
In Deutschland war er die Blume des Jahres 2001, da er in einigen Bundesländern als gefährdete Pflanzenart eingestuft wurde. Dennoch ist die Art heute bekannter denn je, weil auch sie sich hervorragend für den Garten in dem sie besonders in Steingärten einen idealen Lebensraum findet.
Am besten gedeiht Geranium sanguineum auf kalkhältigen Böden.
Einer der vermeintlich heimischen Storchschnäbel wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts eingebürgert.
Geranium pyrenaicum, der Pyrenäen-Storchschnabel, stammt ursprünglich aus den Bergregionen Südeuropas. Ob er als Garten- oder Heilpflanze nach Mitteleuropa kam, lässt sich heute nur noch schwer nachvollziehen. Fest steht aber, dass die zierliche Pflanze in den hiesigen Weinbergen, Böschungen und trockenen Wiesen eine ideale neue Heimat gefunden hat und darum ein häufiger Anblick ist. Wegen ihrer geringen Größe hat diese Art aber nicht das Potenzial, heimische Pflanzen zu verdrängen, sondern fügt sich recht harmonisch in die bereits existierende Flora ein.
Auch die anderen drei genanten Arten verwildern gerne und es lässt sich darum vielerorts nicht mehr feststellen, ob ein Standort neubesiedelt wurde oder ursprünglich ist.

Storchschnäbel sind mit ihrer schlichten Schönheit an jedem Naturstandort eine Augenweide. Eine Wiese voller violetter Blüten, die am Abend wie Seide schimmern, ist ein sehenswerter Anblick. Hoffentlich kann man die Arten der Gattung Geranium auch in Zukunft noch so zahlreich und vielfältig in der Natur antreffen. -hör-



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