Sensationsfund: Uralte Wälder 200 Meter unter der Erde entdeckt!

Autor: GREEN24   
Veröffentlicht: 02.09.2025 - 23:11 Uhr
 
 
Bildquelle: Atemberaubender Blick von oben in ein Tiankeng mit dem unterirdischen Wald
Tief in der chinesischen Provinz Guangxi haben Höhlenforscher eine Entdeckung gemacht, die die Welt der Botanik und Geologie auf den Kopf stellt: Ein riesiges, uraltes Wald-Ökosystem, das fast 200 Meter unter der Erdoberfläche in einer gigantischen Doline verborgen liegt. Diese „Himmelslöcher“, von den Einheimischen „Tiankeng“ genannt, beherbergen eine Welt, die seit Jahrtausenden von der Außenwelt abgeschnitten ist. Könnten hier unten Arten überlebt haben, die an der Oberfläche längst ausgestorben sind?

Die Karstlandschaften im Süden Chinas sind bekannt für ihre bizarren Felsformationen und tiefen Schluchten. Doch was Forscher nun im Leye County entdeckten, übertrifft alle Erwartungen. Nach einem anspruchsvollen Abstieg in eine über 190 Meter tiefe Doline stießen sie auf einen vollständig intakten, urzeitlich anmutenden Wald. Mächtige, bis zu 40 Meter hohe Bäume recken sich dem fernen Licht entgegen, das nur durch eine kleine Öffnung am oberen Rand der Doline einfällt. Der Boden ist bedeckt von einem dichten Teppich aus schulterhohem Unterholz und einer unglaublichen Vielfalt an Moosen und Farnen.

Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift „Global Ecology and Conservation“ veröffentlicht wurde, hat dieses einzigartige Ökosystem genauer untersucht. Die Wissenschaftler fanden allein 89 verschiedene Arten von Moosen und Lebermoosen, von denen einige nur hier vorkommen. Diese „Himmelslöcher“ wirken wie eine Zeitkapsel. Durch ihr einzigartiges Mikroklima – am Boden ist es kühl und extrem feucht, während oben an der Öffnung ein völlig anderes Klima herrscht – bieten sie perfekte Bedingungen für das Überleben seltener Arten. Sie sind ein Refugium, das von den klimatischen Veränderungen an der Erdoberfläche weitgehend unberührt geblieben ist.

Die Forscher sprechen von einer „vertikalen Umweltfilterung“. Je tiefer man in das Tiankeng hinabsteigt, desto mehr verändern sich Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit, was zu einer erstaunlichen Staffelung der Pflanzenwelt führt. Jede Ebene dieser unterirdischen Welt hat ihre eigenen Spezialisten hervorgebracht. Die Entdeckung dieser verborgenen Wälder ist nicht nur ein wissenschaftlicher Sensationsfund, sondern auch ein wichtiger Weckruf. Sie zeigt, wie wichtig der Schutz dieser einzigartigen Karstlandschaften ist, die als Hotspots der Biodiversität und als unschätzbares Archiv des Lebens auf der Erde gelten.

Wissenschaftliche Besonderheiten:
  • Tiankeng (Himmelsloch): Eine riesige Doline, die durch den Einsturz unterirdischer Höhlensysteme in Karstgebieten entsteht.
  • Isoliertes Ökosystem: Der Wald am Grunde der Doline ist seit Jahrtausenden von der Außenwelt abgeschnitten.
  • Einzigartiges Mikroklima: Am Boden des Tiankeng herrscht ein kühles und sehr feuchtes Klima, das sich stark von der Umgebung an der Oberfläche unterscheidet.
  • Hohe Biodiversität: Die Forscher fanden eine außergewöhnlich hohe Vielfalt an Pflanzen, insbesondere an Moosen (Bryophyten).
  • Vertikale Zonierung: Die Pflanzenwelt ist in verschiedenen Höhenlagen innerhalb der Doline unterschiedlich zusammengesetzt.

Kurioses & Spannendes zum Thema:
  • Der Begriff „Tiankeng“ wurde erst im Jahr 2001 von chinesischen Geologen geprägt, um diese riesigen Dolinen zu beschreiben.
  • Das größte bekannte Tiankeng der Welt, das Xiaozhai Tiankeng, ist über 660 Meter tief und beherbergt ebenfalls ein komplexes Ökosystem mit unterirdischen Flüssen.
  • Die Bäume in diesen unterirdischen Wäldern wachsen extrem langsam, da nur sehr wenig Licht bis zum Boden der Doline vordringt.
  • Wussten Sie, dass in solchen Höhlenwelten oft auch völlig neue Tierarten entdeckt werden, die perfekt an ein Leben in ewiger Dämmerung angepasst sind, wie zum Beispiel blinde Fische oder durchsichtige Insekten?

Zusammenfassung:
In einer fast 200 Meter tiefen Doline in Südchina haben Forscher einen verborgenen, uralten Wald entdeckt. Dieses als „Tiankeng“ oder „Himmelsloch“ bekannte Phänomen beherbergt ein einzigartiges Ökosystem mit einer erstaunlichen Artenvielfalt, darunter Bäume von 40 Metern Höhe und Dutzende von Moosarten. Das stabile, kühle und feuchte Mikroklima am Grund der Doline wirkt wie ein natürliches Refugium und könnte Arten beherbergen, die anderswo längst verschwunden sind. Der Fund unterstreicht die immense Bedeutung von Karstlandschaften für die globale Biodiversität.

Namen und Quellen:
Studie: Bryophyte diversity, distribution pattern and their environmental drivers in the forest along the vertical gradient of a mature tiankeng, China
Publikation: Global Ecology and Conservation, August 2025

Fachbegriffe erklärt:
Karst: Eine Landschaftsform, die durch die Verwitterung von löslichem Gestein wie Kalkstein entsteht und durch Höhlen, Dolinen und unterirdische Flüsse gekennzeichnet ist.
Doline (Sinkhole): Ein trichterförmiger Einsturz in der Erdoberfläche, der durch die Auflösung von Gestein im Untergrund entsteht.
Bryophyten: Die wissenschaftliche Bezeichnung für Moose, zu denen Lebermoose, Hornmoose und Laubmoose gehören.
Refugium: Ein Rückzugsgebiet, in dem bestimmte Tier- oder Pflanzenarten unter ansonsten ungünstigen Umweltbedingungen überleben können.
Atemberaubender Blick von oben in ein Tiankeng mit dem unterirdischen Wald
tiankeng_wald_1344x768.png (1.88 MB)
Atemberaubender Blick von oben in ein Tiankeng mit dem unterirdischen Wald
Mystische Bodenansicht aus dem unterirdischen Wald mit uralten Bäumen
unterirdischer_wald_1344x768.png (1.7 MB)
Mystische Bodenansicht aus dem unterirdischen Wald mit uralten Bäumen

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