Pfropfen von Kakteen

Autor: Redaktion Magazin   
Veröffentlicht: 21.03.2012 - 18:41 Uhr
 
Pfropfen von Kakteen

Bereits seit etlichen Jahren pfropfen viele Kakteenfreunde Kakteen.
Der Effekt des Pfropfen ist es, kleine, langsamwüchsige Kakteen auf schnelle, starkzehrende Unterlagen zu veredeln. Dadurch nehmen die Sämlinge die Eigenschaft der Pfropfunterlage an und werden damit widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Es werden häufig aber auch so genannte variegate Kakteen – Kakteen ohne Chlorophyll - gepfropft, da diese auf eigenen Wurzeln nicht überlebensfähig wären. Bestes Beispiel hierfür ist der „Erdbeerkaktus“, eine Chamaecereus Art, die auf Hylocereus, meist in Holland, veredelt wird. Aber auch Sämlinge, Teil- oder Triebstücke werden gerne veredelt. Dadurch erhält man schnell Vermehrungsstümpef, die meist fleißig wieder austreiben und für schnelle Vermehrung sorgen.

Manche eignen sich besonders gut

Für Sämlingspfropfungen eigenen sich besonders Pereskiopsis und Selenicereus.
Triebstücke oder auch größere Pflanzen werden gerne auf Echinopsis sowie sämtliche Trichocereen (hier wären Trichocereus schickendantzii, Trichocereus pachanoi zu nennen), Harrisia jusbertii, Myrtillocactus und einige andere gepfropft.

Das Wann spielt eine Rolle

Es gibt eine alte Faustregel: Man sollte nur an sehr heißen Tagen des Sommers pfropfen und dann immer morgens, wenn danach noch etliche Stunden Hitze herrschen. Das Ganze geschieht am besten in einem Aquarium oder Gewächshaus. Es sollte ein Raum sein, der sich gut aufheizt und um die 40 Grad hat. Dadurch trocknen die Schnittflächen der Pfropfung schnell ab und Pilze haben keine Chance auf die frische Schnittstelle zu gelangen. Im Winter oder an kalten, verregneten Tagen sollte nur bei so genannten Notpfropfungen gepfropft werden. Kakteen, deren Unterlage verfault und die dringend gerettet werden müssen, kann man notpropfen. Hier entscheiden meist Tage über das Leben oder den Tod der Pflanze. -db-

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Redaktion Magazin

Eine kleine Exkursion anhand von Bildern und Texten

Erster Schritt – Material vorbereiten

Für eine Pfropfung benötigt man ein gutes Desinfektionsmittel, mit welchem das Messer nach jedem Schnitt desinfiziert wird. Desweiteren werden handelsübliche Haushaltsgummis gebraucht, eine Pfropfunterlage, den Pfröpfling selbst sowie Ruhe und Zeit.



Zweiter Schritt – Unterlage abschneiden

Nun muss als erstes die Pfropfunterlage vorbereitet werden. Es wird immer unmittelbar unterhalb des Scheitels gepfropft, da hier die Pflanze am jüngsten ist und die Auflage besser annimmt. Hierzu wird mit einem desinfizierten Messer (immer 30 Sekunden Einwirkzeit der Desinfektionslösung auf der Messerklinge) mit einem scharfen, ziehenden Schnitt der Kopf der Unterlage heruntergeschnitten. Im gezeigten Beispiel dient ein Trichocereus schickendantzii als Pfropfunterlage.



Dritter Schritt – Kantenabschrägung

Das Abschrägen der Kanten ist ein elementarer Schritt, der keinesfalls vergessen werden sollte. Mit dem desinfizierten Messer schneidet man alle Kanten herunter. Dies führt zum einen dazu, dass der Pfröpfling später nicht einfällt und sich die Kanten nach oben ziehen, zum anderen dass später, beim letzten Schnitt nicht durch die Epidermis der Außenhaut der Pfropfunterlage geschnitten werden muss. Jeder Kaktus trägt an seiner Außenhaut Keime, die mit einem Schnitt in die Schnittfläche gezogen werden könnte. Deshalb wird die Unterlage so schräg geschnitten, dass oben ein sauberes Areal zurückbleibt.



Vierter Schritt – Der Basisschnitt

Nun wird eine dünne Scheibe von der Pfropfunterlage abgeschnitten. Diese bleibt auf dem Kaktus liegen und wird später einfach heruntergezogen. So spart man sich wertvolle Zeit. Die Schnittstelle ist allerdings noch abgedeckt und Keime haben keine Chance an diese zu kommen. Vorher unbedingt erneut das Messer desinfizieren. Jetzt macht sich Schritt drei, das Abschrägen der Kanten, bezahlt.



Fünfter Schritt – Bearbeitung des Pfröpflings

Die Pfropfunterlage ist nun fertig vorbereitet und wartet auf den Pfröpfling. Im Beispiel soll eine variegate Mammillaria luethyii auf die vorbereitete Unterlage gepfropft werden. Die Pflanze wird ebenso wie die Pfropfunterlage schräg geschnitten, so dass die Außenhaut der Pflanze die frische Schnittstelle der Pfropfunterlage nicht berührt. Dadurch wird eine spätere Verpilzung vermieden.



Sechster Schritt – Aufsetzen des Pfröpflings

Jetzt nimmt man das Messer und zieht die abgeschnittene, verbliebene Scheibe auf der Pfropfunterlage herunter und setzt den Pfröpfling auf diese auf. Wichtig ist, dass man den Pfröpfling nicht exakt auf die Mitte der Pfropfunterlage setzt, sondern etwas seitlich versetzt. Die Leitbündel, welche später mit dem Pfröpfling verwachsen sollen, liegen nicht in der Mitte, sondern verteilt auf dem Rest der Schnittstelle.





Siebter Schritt – Fixierung der Pfropfung

Wichtig ist, dass nun ein extrem hoher Druck auf die Pfropfunterlage ausgeübt wird, um ein Zusammenwachsen des Pfröpflings mit der Unterlage zu ermögen. Hierzu eigenen sich am besten haushaltsübliche Gummis. Diese werden von unten über den Topf gezogen und mit der Pfropfung oben fixiert. Dabei sollte man immer vorsichtig einen Finger auf dem Pfröpfling lassen, so dass sich dieser nicht durch den Druck verschieben kann.



Achter Schritt – Sicherstellen des Anwachsens

Wer ganz sicher gehen möchte, dass keine Pilze in die Schnittstelle gelangen, kann Aluminiumpulver oder -spray) auf die Pfropfunterlage stäuben. Dieses bekommt man beispielsweise bei Spezial-Kakteen-Gärtnereien. Es deckt die frischen Schnittstellen ab und macht es so Pilzen und Sporen unmöglich, auf die frische Unterlage zu gelangen





Neunter Schritt - Nachbehandlung

Nach zwei bis drei Tagen werden alle Gummis bis auf einen von der Pfropfung entfernt, um die Callusbildung (Anwachsung) des Pfröpfling zu fördern. Man kann die Unterlage leicht feucht halten. Dennoch sollte man aufpassen, dass die Schnittstellen nicht mit Wasser in Berührung kommen. Nach rund ein bis zwei Wochen sieht man deutlich am Abheben (Aufdrücken) des Pfröpflings ob die Pfropfung geklappt hat. Ist etwas schief gegangen, sieht man meist gelbe, orange oder rote Flecken auf der Pfropfstelle - Pilze. Dennoch sollte man sich nicht entmutigen lassen und es weiter versuchen. Beachtet man alles, wie hier beschrieben, steht dem Erfolg nichts im Weg. -bd-
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Lapismuc

Ich habe mal 'angeplattet', das ist auch ne Art von Pfropfung

vlG Lapismuc
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