Gesprochen wird bei mir zu Hause darüber nicht. Da geht es uns so, wie spiegel es sagt: Man kennt keinen der Getöteten, also hält sich Wut und Trauer in Grenzen. Ich will damit aber nicht behaupten, dass wir nicht irgendwo im tiefsten Inneren geschockt und fassungslos sind. Aber wir können es kaum in Worte fassen und da uns auch keiner daraufhin anspricht, fressen lieber in uns hinein.
Ich versuche stets mich in Menschen hineinzuversetzen, um sie und ihre Beweggründe zu verstehen und sie besser beurteilen zu können. Bei diesem Monster von Schützen steh ich ehrlich gesagt vor einem Schwarzen Loch, das bereit ist uns alle zu verschlingen. Und bei den verzweifelten Jugendlichen spüre ich ihre Verzweiflung, Angst - eigentlich schon Panik --- alles Eindrücke, die zu schnell und zu laut auf einen einstürzen.
Alle Zeitungsartikel wurden von mir in stillem Schrecken aufgesogen, aber das Ausmaß der Tat wird mit Worten der Presse nur entschärft verdeutlicht (oder kommt mir das nur so vor? )
Ja, es stimmt, unsere Gesetze spielen mit Wörtern wie "lebenslänglich" und "Sicherheitsverwahrung" und die Politiker oder wer auch immer die Gestze da macht und vor allem sie in praktischem Gebrauch hält, reden dann noch von der Unmenschlichkeit, die diese Worte und Gegebenheiten so für die Verbrecher mit sich bringen - aber denken sie auch nur ansatzweise über die Unmenschlichkeit nach, die eine Freilassung solcher Täter für die Bevölkerung hat?
Solche Verbrecher oder Täter oder wie man sie halt nennen soll oder will, sind in meinen Augen keine Menschen mehr, sondern wenn man so will Bestien, die den Realitätsbezug schon längst verloren haben. Und keine Therapie oder Strafe wird aus solchen Wesen noch vernünftige und harmlose Menschen machen.
Ja, es ist unfassbar, dass dieser Mann (diese Kreatur! ) so viele unschuldige Leben auf dem Gewissen (haben Mörder so etwas?) hat. Alle diese Menschen passten einfach nicht in sein Lebensbild, aber weshalb mussten sie sterben? Bloß weil sie anders sind?
Ich bin auch "anders", aber mich wollte keiner töten. (nur bekehren)
Und ja, die Gefahr dieser Trittbrettfahrer darf nicht unterdrückt werden. Es kann heute oder morgen jeden von uns treffen und deshalb sollten wir dieses schreckliche Ereignis in unseren Köpfen behalten.
Es gab schon zu viele Blumen- und Kerzenmeere - ob in Erfurt, Duisburg oder anderswo.
In Gedenken an die Opfer von Gewalt
Henrike