Stellen Sie sich vor, unter Ihren Füßen verbirgt sich ein unsichtbares Netzwerk, das Pflanzen nicht nur am Leben hält, sondern sie regelrecht zu Höchstleistungen antreibt. Mykorrhizapilze – für viele Gartenfreunde und sogar erfahrene Botaniker noch immer ein Mysterium – sind die wahren Helden im Erdreich. Sie verbinden sich mit Pflanzenwurzeln, tauschen Nährstoffe aus und schützen ihre grünen Partner vor Krankheitserregern. Doch was macht diese „pflanzenfreundlichen Pilze“ so besonders? Neue wissenschaftliche Erkenntnisse werfen ein faszinierendes Licht auf die unsichtbare Allianz zwischen Pilz und Pflanze. Tauchen Sie ein in die spannende Welt der Mykorrhizapilze und entdecken Sie, wie sie das Pflanzenwachstum revolutionieren!
Mykorrhizapilze gehören zu den wichtigsten, aber am wenigsten sichtbaren Akteuren im Ökosystem Boden. Sie leben in enger Symbiose mit den Wurzeln von mehr als 90 % aller Landpflanzen. Dabei profitieren beide Partner: Die Pilze erhalten von der Pflanze lebenswichtige Kohlenhydrate, die diese durch Photosynthese produziert. Im Gegenzug versorgen die Pilze die Pflanze mit Wasser und schwer zugänglichen Mineralstoffen wie Phosphor und Stickstoff.
Aktuelle botanische Forschung, wie sie in der aktuellen Ausgabe von Current Biology (2025) vorgestellt wird, zeigt, dass Mykorrhizapilze weit mehr leisten als bisher angenommen. Sie fördern nicht nur das Wachstum, sondern stärken auch das Immunsystem der Pflanzen. Die Pilze bilden ein weitverzweigtes Netzwerk im Boden, das Pflanzen untereinander verbindet. Über dieses „Wood Wide Web“ tauschen Pflanzen sogar Warnsignale und Nährstoffe aus.
Besonders spannend: Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Mykorrhizapilze gezielt Nährstoffe an Pflanzen weitergeben, die sie am dringendsten benötigen. Damit tragen sie maßgeblich zur Stabilität und Widerstandsfähigkeit ganzer Ökosysteme bei. Im Gartenbau werden Mykorrhizapilze inzwischen gezielt eingesetzt, um das Wachstum von Heckenpflanzen, Obstbäumen und Gemüsepflanzen zu fördern.
Wissenschaftliche Besonderheiten:
- Mykorrhizapilze leben in einer Symbiose mit Pflanzenwurzeln und verbessern die Nährstoffaufnahme.
- Sie erhöhen die Trockenheitsresistenz und Krankheitsabwehr ihrer Wirtspflanzen.
- Das unterirdische Pilznetzwerk ermöglicht einen Nährstoffaustausch zwischen verschiedenen Pflanzenarten.
- Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Pilze gezielt Nährstoffe an bedürftige Pflanzen weiterleiten.
- Mykorrhizapilze sind für die Bodenfruchtbarkeit und die Stabilität von Ökosystemen unverzichtbar.
Kurioses & Spannendes:
- Mykorrhizapilze sind wahre Kommunikationskünstler. Über ihr Netzwerk können sie Pflanzen vor Schädlingen warnen, noch bevor diese überhaupt angegriffen werden. Manche Pilzarten sind sogar in der Lage, das Wachstum von unerwünschten Pflanzen (Unkräutern) zu hemmen und so ihren Wirtspflanzen einen Vorteil zu verschaffen.
- Wussten Sie, dass es Pflanzen gibt, die ohne Mykorrhizapilze kaum überlebensfähig wären? Orchideen zum Beispiel sind in ihrer Jugendphase vollständig auf die Nährstoffversorgung durch Pilze angewiesen. Ohne diese „Pilz-Amme“ würden sie nie zur Blüte gelangen.
- In England gibt es einen Wettbewerb, bei dem Gärtner versuchen, die größten Karotten zu züchten – und viele schwören dabei auf die „geheimen Helfer“ im Boden: Mykorrhizapilze. Manche gehen sogar so weit, ihren Pilzpartnern klassische Musik vorzuspielen, um das Wachstum zu fördern. Ob das hilft? Die Wissenschaft ist noch skeptisch.
- Das größte bekannte Lebewesen der Erde ist kein Wal oder Baum, sondern ein Mykorrhizapilz: Ein Hallimasch (Armillaria ostoyae) in Oregon, USA, erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 9 Quadratkilometern und ist schätzungsweise über 2.400 Jahre alt!
Einfach verständliche Zusammenfassung:
Mykorrhizapilze sind nützliche Pilze, die mit Pflanzenwurzeln zusammenleben. Sie helfen Pflanzen, Wasser und Nährstoffe besser aufzunehmen und machen sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Ohne diese Pilze könnten viele Pflanzen nicht so gut wachsen. Neue Forschungen zeigen, wie wichtig diese Partnerschaft für gesunde Böden und Gärten ist.
Namen und Quellen:
Dr. Katie Field, University of Sheffield (zitiert in phys.org)
Dr. Toby Kiers, Vrije Universiteit Amsterdam (Current Biology, 2025)
Quellen:Current Biology, 2025 phys.org, 2025
Erklärung der Fachbegriffe:
Mykorrhizapilze: Pilze, die in Symbiose mit Pflanzenwurzeln leben.
Symbiose: Zusammenleben zweier Organismen zu beiderseitigem Nutzen.
Photosynthese: Prozess, bei dem Pflanzen mit Sonnenlicht Zucker herstellen.
Nährstoffaufnahme: Aufnahme von Mineralstoffen und Wasser durch die Pflanzenwurzeln.
Ökosystem: Lebensraum, in dem verschiedene Lebewesen miteinander in Wechselwirkung stehen.