@Frank
Man kann nicht alles in denselben Topf werfen.
Bis ins 19. Jh waren Pflanzen und Blumen in Gedichten und Liedern eigentlich nie selber gemeint, sondern immer nur als Metaphern: Lindenbaum=Heimat/Heideröslein=Jungfrau/Ich ging im Walde so für mich hin=Geliebte/Trockne Blumen (Die schöne Müllerin)=Tod/Ich träumte von bunten Blumen(Winterreise)=Hoffnung und Enttäuschung, usw. Letzteres ist übrigens mein Lieblingslied mit Blumen, weil der Übergang von Frühlings- zu Eisblumen poetisches Frösteln verursacht.
https://www.youtube.com/watch?v=ag6bOTvuJwkIch dachte, ich würde auch in alten Volksmärchen Pflanzen als handelnde Personen oder Metaphern vorfinden, konnte aber bei den wohlbekannten Brüdern nur zwei entdecken. Einmal ist es eine verzauberte Prinzessin ("Die Nelke"), einmal der posthum zum Baum gewordene ermordete Junge ("Von dem Machandelboom"). Ich kann mich jedoch erinnern, indianische Märchen gelsen zu haben, in denen Götter oder verzauberte Menschen als Pflanzen vorkommen.
Erst seit dem 20. Jh. werden Bäume und Blumen auch plattpoetisch in Schlagern und Popsongs besungen. Seitdem nehmen originelle metaphorische Bedeutungen ab. Die Blümchen und Bäume sind entweder höchstselbst bzw. als Sinnbild für die Natur gemeint oder dienen als dekorative Kulisse. Oder sie verkommen dutzendweise als Abziehbilder von Liebe, Frühling, Mai und so. Es ist schwer, heutzutage noch Rosen, Lilien und Vergissmeinnicht anzusingen, ohne sofort in die Kitschkiste geworfen zu werden.
Aber singt nur weiter. Manchmal ist Kitsch ja auch schön. Schönes Thema!