Kirschbaum - Schrotschusskrankheit?

 
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Pollux91

Hallo zusammen

mein Kirschbaum (zur Einschulung bekommen) lässt seit letztem Jahr die Blätter hängen und treibt nicht mehr richtig aus
Konkret bedeutet das, dass er das Wachstum an mehreren Ästen komplett eingestellt hat, diese wurden dann vorsorglich entfernt.
Letztes Jahr sind die Kirschen teilweise am Baum vergammelt und blieben dann auch hängen.
Am Boden wuchsen Pilze, was glaube ich auch kein gutes Zeichen ist.
Dieses Jahr treibt der Baum wie gesagt nicht sonderlich gut aus, lässt die Blätter hängen und weist zudem Löcher mit roter Umrandung an den Blättern auf.

Alles weitere ist den Bildern glaube ich gut zu entnehmen. Mein bisheriger Verdacht beschränkt sich derzeit auf die Schrotschusskrankheit. Was fehlt meinem Baum und wie kann ich ihm helfen?

Vielen Dank im Voraus!

Kompletter Baum (wächst seit 18 Jahren im Garten meiner Eltern)


Einer der abgestorbenen Äste


Hier wurde ein Ast entfernt...


und hier noch zwei.


Bitte die Blattläuse ignorieren, diese sind vereinzelt an 5-7 Blättern und wurden bereits entfernt.
















P.S.: Falls zu viele oder zu große Bilder oder sonst etwas stört gebt mir bitte Bescheid, was ich wie ändern soll.
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Plantsman

Moin,

das der Baum so schlecht aussieht, ist auf jeden Fall nicht die Schuld der Blattschäden. Da ist etwas Grundlegendes im Boden/Wurzelwerk nicht in Ordnung. Vor allem wenn schon Äste absterben, dürft der Baum in nächster Zukunft leider ein Fall für den Häcksler werden. Im Allgemeinen lohnt es sich nicht, die für einen Baum kurzlebigen Steinobst-Gehölze, bei schlechtem Gesundheitszustand weiter am Leben erhalten zu wollen........ ich weiß, er hat für Dich einen sentimentalen Wert.

An den Blättern kann ich Fraßschäden (evtl. Frostspanner), ein klein wenig Schrotschuß und vor allem die Sprühfleckenkrankheit (kleinere Punkte mit dem roten Hof) erkennen.

Falls Du dich gegen den Baum entscheiden solltest, darf an der gleichen Stelle keine Süßkirsche gepflanzt werden (Bodenmüdigkeit).

Falls Du dich für den Baum entscheiden möchtest, würde ich gerne nochmal die Stammbasis sehen. Auch wäre es hilfreich, wenn Du versuchen könntest, den Boden bei Dir im Garten zu beschreiben (Lehm, Ton, sehr schwer, sandig usw. usf.)
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Pollux91

Hey,

danke schonmal für die Antwort.
werde nach Möglichkeit morgen Bilder machen bzw. eventuell erst am Freitag, da ich morgen einen langen Tag vor mir habe.

Dass der Baum für mich einen sentimentalen Wert hat hast du völlig richtig erkannt, daher möchte ich auch möglichst alles tun, um diesen zu retten.

Der Boden ist... nunja Boden eben. Erde, normal schwer, kein Sand, ansonsten viiiel Wiese, andere Obstbäume (Apfel, andere gesunde Kirschbäume, ein Walnussbaum, alles schon wesentlich älter als meiner)
Zwei weitere Kirschbäume, der am weitesten von meinem entfernte weißt keinerlei Krankheiten auf, der 10-15Meter entfernte diese roten Stellen an einigen Blätter, wirkt aber insgesamt gesund.
Falls das als Bodenbeschreibung nicht ausreichen sollte steche ich auch ein Stück mit dem Spaten aus und fotografiere dieses.

Grüße
Pollux
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Sandor

Nach meinem Wissen hat das hier nichts mit dem Boden zu tun, sondern Zweig- und Blütenmonilia (Spitzendürre).

Den Bildern nach zu urteilen, leidet die Kirsche schon länger darunter. Wenn man nichts dagegen unternimmt, dann auch nicht mehr lange.

http://www.kleingartenkolonie-…duerre.htm
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Plantsman

Moin,

Monilia kann zwar Süß-Kirschen befallen, ist dort aber nie so fatal wie bei Schattenmorellen oder einigen Zier-Kirschen-Sorten. Deshalb würde ich diesen Pilz als Hauptursache ausschließen. In einem extrem feuchten Frühjahr und schlechtem Allgemeinzustand der Pflanze, kann die Spitzendürre einer Süß-Kirsche sicher gefährlich werden. Aber sie ist an dieser Art nur eine Sekundär-Krankheit, die besondere Bedingungen braucht um einen ganzen Baum zu gefährden.
Aber ich hatte tatsächlich übersehen, daß die Pflanze aktuell auch Monilia hat.
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Sandor

Da hilft kein Schönreden, die Bilder sprechen eine deutliche Sprache. Und ich spreche aus Erfahrung.
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dnalor

diesem kirschbaum gebe ich auch nicht mehr zu lange.
an den blättern denke ich auch an den frostspanner - die schnittstellen der geschnittenen äste sind eine einzige katastrophe, sowas würde auch ein sehr vitaler baum sehr übel nehmen. diese wunden würden niemals mehr verheilen.

was aber den baum schwächt ist vermutlich ein bakterieller erreger ( Pseudomonas syringae)gegen den du sicher nichts unternehmen kannst.
http://www.isip.de/isip/servle…iten?idx=1

mfg roland
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Pollux91

oh oh oh...
viele unterschiedliche Meinungen?
Also: morgen mache ich besagte Bilder.

Gegen den Pseudomonas syringae, sofern vorhanden, kann man scheinbar mit Kupfer vorgehen?
Welche Möglichkeiten habe ich sonst noch? Stamm weißeln (also einkalken)?
Weitere befallene Triebe abschneiden? (Was ist an den Schnittstellen so schlimm? Abgesägt und mit Lösung zum Wundverschluss behandelt)

Eventuell Früchte entfernen, um Energie einzusparen, auf den Herbst/Winter hoffen, um bei gefallenem Laub die Erkrankung komplett eindämmen zu können?

Wie gesagt, Bilder vom Boden und Stamm kommen noch. Mit der Liste an Krankheiten bin ich schon bald überfordert, aber da es so viele sind muss ich dem Baum ja von grundauf helfen und nicht nur die Symptome behandeln.(?)

Vielen Dank für die vielen Antworten!
Grüße
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Plantsman

Moin,

@ sandor: ich rede hier nichts schön (falls Du mich meinst ) und
Zitat
Und ich spreche aus Erfahrung
wenn Du damit andeuten möchtest, daß ich gärtnerisch unbeleckt bin, dann muss ich Dir sagen, daß ich seit fast 24 Jahren Gärtnermeister im Bereich Baumschule/Stauden bin. In dieser Funktion war ich auch (ich bin jetzt Revierleiter in einem botanischen Garten) für die Diagnose von Gehölzschäden in Kundengärten zuständig. Es wäre also sehr freundlich von Dir, auch anderen Personen Fachkenntnis zuzutrauen.

Meine Gedanken sind als Diskussionsgrundlage gedacht und sollen Pollux helfen, den Grund herauszufinden. Wir sind nicht hier, um festzustellen, wer von uns am meisten Recht hat. Bündeln wir für diesen Zweck doch unsere Erfahrungen und diskutieren sachlich darüber.

Aufgrund der Fotos eine eindeutige Diagnose zu stellen ist auch für einen erfahrenen Fachmann nur schwer möglich. Mir wäre eine Besichtigung vor Ort wesentlich lieber.
Wie gesagt, würde mich noch der Standort/die Stammbasis an sich interessieren. Ohne den ist, meiner Meinung nach, der Grund des Absterben nicht zu benennen. Es sollten immer alle Faktoren mit einbezogen werden. Erst wenn man so viele Information wie möglich hat, kann man sich festlegen.
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Pollux91

So, hier nun die angekündigten Bilder, die hoffentlich mehr Klarheit bringen.
An der Stammbasis, also gaaanz unten fielen mir mehrere kleine (murmelgroße) Harzansammlungen auf, die auf den Bildern auch zu sehen sind.

Ansonsten habe ich keine Ahnung, daher schreibe ich ja auch überhaupt hier.
Bitte gebt auch ruhig Eure Meinung kund, was ich konkret unternehmen kann (abgesehen von Baum fällen versteht sich).

Achso: Zur Erde. Kein Sand, meine Mutter meinte "humusartig", die Bildern sagen da vielleicht mehr aus? Vielleicht hilft auch ein genauerer Standort, um dies in etwa einschätzen zu können. Der Baum steht in Baden-Württemberg, Landkreis Rastatt, 2/3 Dörfer vom Rhein entfernt. Hier gibt es viele Auwälder.

Falls dies auch wichtig ist: Der Baum ist ein "Weißbäckle"-Kirschbaum. Ein "normaler" Kirschbaum steht bei unseren direkt angrenzenden Nachbarn ca. 20m entfernt, is völlig gesund und wächst dort seit etlichen Jahren, mind. 30Jahre.

















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Plantsman

Moin,

diese Bilder sind sehr aussagekräftig! Vielen Dank. Leider bestätigen sie aber auch meinen Verdacht. Dazu unten mehr.

Euer Boden scheint ein humoser, sandiger Lehm zu sein, was richtig gut ist. Läßt sich der Boden, wenn er leicht feucht ist, zu "Würstchen" rollen, die sich relativ leicht wieder aufbröseln lassen? Dann ist der Boden, von der Struktur her, absolut nicht schlecht.

Wie lange steht der Baum schon im Rasen und, viel wichtiger, wie lange ist der Rasen schon bis an den Stamm gewachsen? Unter Baumschulern gibt es den Spruch:"der Rasen ist das Leichtuch des Baumes". Gras ist ein sehr starker Konkurrent. Das könnte schon mal ein Puzzleteil des Problems sein.
Das andere ist, wie tief in der Erde liegt der Wurzelansatz des Baumes? Dieses Bild zeigt die ideale Pflanztiefe eines Baumes. Dein Baum scheint, auf den ersten Blick, viel zu tief gepflanzt worden zu sein. Das kann einen Baum auf Dauer umbringen. Der Stammgrund ist nicht an die Bedingungen im Boden angepasst, wie die Wurzeln und liegt er zu tief, ist dort eine gute Eintrittspforte für diverse holzschädigende Organismen.
Das bedeutet jetzt für Dich, daß Du um die Kirsche erst einmal eine Baumscheibe von ca. 1,5 m Durchmesser anlegst. Der Rasen muss unbedingt weg vom Stamm. Dann entfernst Du vorsichtig die Erde aus dieser Baumscheibe und guckst nach, wo der Wurzelansatz liegt. Diesen legst Du frei, bis er ungefähr so aussieht, wie auf dem Bild. Wenn Du aber etwas vorfindest, was so, oder noch schlimmer aussieht, also ziemlich verdrehte Wurzeln, dann kannst Du nicht mehr viel machen. Der Baum erwürgt sich dann nämlich gerade selber.

Es wäre toll, wenn Du uns diese Arbeit mit Fotos dokumentieren könntest, damit wir sehen, ob meine Vermutungen sich bewahrheiten und die Ursache wirklich im Boden liegt.

Meine Vorschläge also:
- Baumscheibe anlegen,
- Wurzelansatz freilegen,
- tote Äste ausschneiden, nicht mit Wundwachs verstreichen!, Schnitt im Laufe des Juli!, auf keinen Fall im Herbst, Winter oder Frühling (wann wurde er eigentlich bisher immer geschnitten? Ein falscher Schnitt-Zeitpunkt kann auch schlecht für den Baum sein, vor allem bei so großen Wunden wie bei Deiner Kirsche),
- Baumscheibe mit einer leichten Schicht Kompost mulchen, aber auf keinen Fall den Wurzelansatz bedecken.

Trotz dieser Empfehlungen kann ich Dir keine großen Hoffnungen machen. Der Baum scheint einfach schon zu stark geschädigt zu sein und wird über Kurz oder Lang ganz absterben.
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Pollux91

Das mit dem Boden werde ich noch ausprobieren und dann wieder was dazu schreiben.

Das mit dem Gras... hm.., in meinem Gedächtnis wächst das da schon immer, aber ich kann mich auch täuschen.
Die Baumscheibe werde ich innerhalb der nächsten Tage anlegen und natürlich auch dokumentieren.

Die 3 großen Äste wurden vor ca. 2 Wochen entfernt, aus Unwissenheit, da diese eben abgestorben erschienen.
Wann der Baum ansonsten geschnitten wurde, werde ich nochmal genau in Erfahrung bringen.

Zu Deiner Antwort habe ich dennoch die ein oder andere Frage:
Wieso nicht mit Wundwachs verstreichen?
Kann einem Baum dieses zu tiefe Einpflanzen so lange nach dem Einpflanzen, scheinbar plötzlich, zu schaffen machen? Die Jahre davor hat die Kirsche immer gut getragen und keinerlei Krankheitssymptome gezeigt.
Wächst in der Natur, also nicht kultiviert, Gras nicht auch bis an dem Stamm der Bäume??
Muss um jeden Baum eine Baumscheibe angelegt sein, damit dieser dauerhaft gut gedeiht? (also auch anderes außer Steinobst)

Vielen Dank für die ausführlichen Ratschläge!!
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Toblerone

Ein interessanter Thread und interessante Fragen von Pollux, die mich auch sehr interessieren würden. Der obige Beitrag von Plantsman hat mir beim lesen schon den ein oder anderen Aha-Moment bewirkt.
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Plantsman

Moin,

diese Seite habe ich gerade entdeckt und wenn dort nicht alle Fragen zum Thema "physiologisch korrekter Baumschnitt" behandelt werden, dann weiß ich auch nicht. Das ist das Beste, was ich bisher im Netz dazu gefunden habe. Da spar ich mir meine eigene Erklärung .

Die anderen Fragen nachher, wenn ich von der Arbeit zurück bin.
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Pollux91

So, hallo nochmal,

habe heute mal angefangen mit der Baumscheibe.
Dabei erstens eine kleine alte entdeckt, die vom Gras überwuchert war. (Siehe Steine auf den Bildern)
Die Bilder sprechen ansonsten denke ich mehr und besser als ich.

Die kleineren Wurzeln wurden nicht von einer Schaufel verletzte, die äußere Schicht ließ sich sehr leicht abmachen, mit der bloßen Hand. Die dickere Wurzel, die auch einmal in Nahaufnahme sichtbar ist wies diese Eigenschaft nicht auf.

Durchgehend sind sehr viele Ameisen in der Erde um den Baum zu beobachten.
Morgen werde ich denke ich weiter graben und dann die Kompostschicht aufbringen.

Ist so bereits ersichtlich, ob der Baum zu tief eingepflanzt worden ist?

















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