Moin,
ohne mich 100%ig festlegen zu können, haben wir damit wohl den Grund für das Kränkeln gefunden. Deine Pflanze hat einen Schaden durch einen über die Wurzeln eingedrungenen holzzerstörenden Pilz. Dieser ist möglicherweise auch schon partiell in den Stamm eingedrungen und jetzt dabei, Deinen Baum zu "verstoffwechseln" . Da reichen auch nur die paar befallenen Wurzeln als Eingangspforten. Die anderen Krankheiten kommen dann automatisch, denn der Baum kann sich wegen der deutlichen Schwächung kaum mehr wehren. Den Grund für den Befall (z.B. Verletzung oder Staunässe) werden wir aber wohl nicht mehr herausfinden, da der Pilz mit Sicherheit schon vor ein paar Jahren in die Pflanze eingedrungen ist. So kann auch das plötzliche Auftreten des Schadbilds erklärt werden. Du hast ja auch was von Pilzen am Stammgrund erzählt.
Die Bakterienwelke lässt sich nur zum Austrieb und zum Blattfall durch Kupferspritzung eindämmen. Das bedeutet, Du musst noch etwas warten. Wichtig ist, die dann abfallenden Blätter zu entfernen (nicht kompostieren). Das gilt für alle an den Blättern vorhandenen Krankheiten. Ansonsten sind Austriebs-Spritzungen das Mittel der Wahl. Jetzt ist es leider zu spät.
Nach dem Ausschneiden der Äste solltest Du wegen der Bakterien das Werkzeug auf jeden Fall desinfizieren (z.B. mit Alkohol und dann Abflammen), damit Du die Krankheit nicht noch weiter verbreitest.
Die Früchte kannst Du entfernen. Wenn es aber nur wenige sind, sind sie nicht weiter schlimm.
Zukünftig solltest Du im Frühjahr immer wieder die Kompostschicht erneuern und im Laufe des Jahre auch gerne mal ein wenig Rasenschnitt und Gartenkalk aufbringen. Die Tierchen im Boden, vor allem die Regenwürmer, sorgen durch dieses Futter dann für die nötige Belüftung und Drainage im Boden. Die Baumscheibe bleibt von nun an jedenfalls offen. Trocken- oder Nässestreß sollte vermieden werden. Blätter weiter beobachten und zum Austrieb eine kombinierte Spritzung aus Kupfer- und Stärkungsmitteln gegen Pilzkrankheiten. In Jahren mit evtl. hohem Ertrag ruhig mal ein Drittel der Früchte schon direkt nach der Befruchtung, also klein und grün, entfernen. Gesunderhaltung der Krone durch vorsichtiges Auslichten nach der Ernte (
Erhaltungsschnitt Süß-Kirsche).
Trotzdem kann ich Dir keine großen Hoffnungen machen. Ein paar Jahre hast Du vielleicht noch was von dem Baum, solltest Dich aber darauf vorbereiten, daß er dennoch ganz absterben wird. Er ist halt schwer krank. Aber ich drück Dir die Daumen, daß Du ihm noch lange sein "Gnadenbrot" geben kannst.