Heilpflanzen in antiken Kulturen - Folge V

Autor: Redaktion Magazin   
Veröffentlicht: 15.03.2012 - 14:30 Uhr
 
Heilpflanzen in antiken Kulturen - Folge V

Die Germanen und Kelten

Die berühmtesten und in aller Welt bekanntesten Gallier sind zwei Comicfiguren namens Asterix und Obelix, die in zahlreichen Büchern und Filmen Abenteuer bestehen. Doch gab es Gallier eigentlich wirklich? Und wer waren dann die Kelten und die Germanen?
Als Kelten werden verschiedene Volksgruppen bezeichnet, die in der Eisenzeit (vom achten Jahrhundert bis circa 50 vor Christus) in Europa lebten. Ihr Verbreitungsgebiet reichte von Südostengland bis Oberitalien und von Frankreich bis zum Balkan. Zu ihnen werden auch die Gallier gezählt.
Bei den Germanen handelt es sich um einzelne Stämme, zum Beispiel Jüten, Goten, Wandalen, Bajuwaren, Alemannen, Franken oder Angeln und Sachsen. Sie waren in Mitteleuropa und den skandinavischen Ländern seit dem zweiten Jahrtausend vor Christus bis ins erste Jahrtausend nach Christus ansässig.






Barbarische Völker, barbarische Sitten

Bekannt sind die germanischen Volksstämme aus den Berichten der römischen Schriftsteller. Sie hoben ganz besonders hervor, was für Barbaren die Kelten und Germanen waren und wie jämmerlich sie im Gegensatz zu den kultivierten Römern lebten. Lobend erwähnten sie jedoch die Pflanzenheilkunde und das immense Wissen über die Wirkungsweisen der verschiedenen Pflanzen.
Hier besteht auch das große Problem: Wissen wurden bei den Germanen und Kelten meist mündlich weiter gegeben, obwohl sie zum Beispiel über die Runenschrift verfügten. Alle Informationen stammen also aus zweiter Hand und sind somit mit Vorsicht zu genießen.
Erst in späterer Zeit, um 1220 nach Christus, beschreibt die altisländische Snorra-Edda, eine Sammlung von Helden- und Göttersagen, Pflanzen und ihre wichtige Rolle in der vorchristlichen Religion.

Druiden und Zaubertränke

Miraculix, der berühmte Druide von Asterix und Obelix, ist ein Meister in der Herstellung von Zaubertränken. Doch wer waren diese Druiden eigentlich und konnten sie wirklich zaubern?
Der römische Imperator Gaius Julius Caesar beschrieb sie in seinen Bücher über den Gallischen Krieg (De bello Gallico) als Mitglieder des Adels, die nicht nur Priester, sondern auch Philosophen, Astrologen, Magier und Ratgeber der Herrscher waren. Plinius der Ältere erwähnte, dass die Druiden in Weiß gekleidet waren und mit goldenen Sicheln Mistelzweige von Eichen abschnitten.
Mit der Eroberung der germanischen Gebiete durch die Römer (Romanisierung der Germanen) ging auf dem europäischen Kontinent das Druidentum unter. In Großbritannien hingegen gab es viel länger Druiden. Zu den berühmtesten gehört Merlin, der mächtige Zauberer der Artussage. Eigentlich ist er nur eine Sagengestalt, doch alle Legenden haben einen wahren Kern.
In den letzten Jahren boomt das europäische Druidentum jedoch wieder: Die so genannten Neo-Druiden leben im Einklang mit der Natur und haben das oftmals in Vergessenheit geratene Wissen um die verschiedenen Heilpflanzen wiederbelebt.



Heilige Pflanzen, Haine und Bäume

Die Weißbeerige Mistel (botanisch Viscum alba) ist wohl die berühmteste der keltischen und germanischen Heilpflanzen und galt als Allheilmittel. Nach einer Sage streuten die Götter Mistelsamen auf die Bäume, so dass diese auf ihnen in luftiger Höhe wuchsen. Misteln waren somit in ihren Augen ein Geschenk der Götter. Tatsächlich werden sie auch heutzutage als Mittel zum Blutdrucksenken, bei Herzschwäche und Arteriosklerose verwendet.
Heilige Haine soll es überall in Europa gegeben haben. Buchen- und Eichenhaine waren Ritualplätze für die Germanen und Kelten, in denen die Druiden geheime, religiöse Handlungen verrichteten.
In den nordischen Sagen wird der große Weltenbaum Yggdrasil, eine Esche (botanisch Fraxinus excelsior), als Verbindung zwischen den drei Welten, dem Himmel (Asgard, Wohnstatt der Götter), der Mittelwelt (Mitgard, Heimat der Menschen) und der Unterwelt (Hel, das Totenreich) gesehen.

Leider wurde bei Ausgrabungen von keltischen und germanischen Siedlungen sowie Begräbnisplätzen sehr wenig archäobotanisches Pflanzenmaterial gefunden, so dass es keine gesicherte Informationen zu den verwendeten Heilpflanzen gibt.
Angenommen wird aber, dass sich das Wissen um diese durch mündliche Überlieferungen bis in das Mittelalter erhalten hat.
In der nächsten Folge verlassen wir die antiken Kulturen und tauchen ein in das finstere Mittelalter, das in Bezug auf das Wissen um die Naturheilkunde gar nicht so finster war. -yl-

[img]
[img]

Ähnliche Themen

Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.