2007, das Jahr der Kiefer
Adonis im Walde
Früh kündigte er sich an in diesem Jahr, der Frühling, und in wenigen Wochen werden in den Kiefernwäldern eine Fülle von attraktiv blühenden, aber meist seltenen Pflanzen sprießen. Gründe für die Seltenheit dieser Blütenpflanzen liegen in der Entstehungsgeschichte der meisten heutigen Kiefernwälder.
Wald war in früheren Zeiten nicht nur Holzlieferant, sondern in ganz besonderem Maße als Futterlieferant für das Vieh notwendig. Vor der künstlichen Entwicklung des Grünlandes, das weitgehend erst im 19. Jahrhundert entstand, wurde das Vieh einfach in die Wälder getrieben. Die Baum-Sämlinge wurden verbissen, dem Wald fehlten damit nachwachsende Bäume. Er wurde im Laufe der Jahrzehnte lichter und schließlich konnten die lichtbedürftigen Pflanzen armer und trockener Standorte einwandern. Nach Aufgabe der Beweidung setzte sich vielfach eine Baumart durch, die alljährlich riesige Samenmengen produziert und nur äußerst geringe Ansprüche an Wasser, Schatten und Nährstoffversorgung hat: die Kiefer.
In Süddeutschland werden die nur dünn von Kiefern besiedelten, trockenen Grasländereien der Schotterebene oft ?Grasheiden? genannt. Auf diesen steinigen Standorten haben mehrere hundert Pflanzenarten Schutz vor der Konkurrenz hoher Gräser; gleichzeitig nehmen ihnen die lichten Kiefernwälder kaum die notwendige Frühlingssonne, verliert die Kiefer doch gerade im Frühjahr vor dem Austrieb im Mai meist noch einen Nadeljahrgang. Hellgelb blühendes Adonisröschen und violette Küchenschelle, rosenrotes Tausendgüldenkraut, tiefblauer Frühlingsenzian und das stark duftende Heideröschen, dazu Kreuzblume, Zypressenwolfsmilch, Karthäusernelke und Veilchen bestimmen das bunte Frühlingsbild in derartigen, lichten Kiefernwäldern. An den Rändern zu Ackerflächen siedeln nährstoffbedürftigere Arten wie der blau blühende Lein. Erst später im Jahr setzen sich in den Kiefernwäldern höhere Gräser wie Reitgras und Pfeifengras durch.
Etwas anders, aber nicht minder reizvoll sieht es auf der Rhön aus: Im Kiefernwald trifft man dort im Frühling auf attraktiv blühende Straucharten wie Kornelkirsche und Seidelbast, Geißblatt und Waldrebe. Hinzu kommen der blau blühende Gamander oder Augentrost, Einblütiges Wintergrün, auch hier das seltene Frühlings-Adonisröschen sowie auf ausgedehnten Flächen die Ästige Graslilie mit ihren weißen Blütensternen.
Im Norden Deutschlands fehlen die trockenen Kalkstandorte; hier wächst die Kiefer auf sehr nährstoffarmen Sanden sowie in moorigen und bodensauren Bereichen. Damit ist auch die Bodenvegetation eingeschränkt ? aber einige der genannten Arten, so wie der manchmal schon im Februar lila blühende Seidelbast, kommen auch hier vor, und der Besenginster, der Anfang Mai so kräftig gelb blüht, ist ebenfalls sehr attraktiv.
Schon im Frühjahr lohnen Kiefernwälder einen Ausflug! Die Kiefer ist der Baum des Jahres 2007.
Roloff/IDgS
Ähnliche Themen