Hallo!
Hier paar Bilder, ein Brunnen lässt sich schwer abbilden, weil die Baustelle unter der Erde ist.
Hier beginne ich mit der Erzählung eines ziemlich schwierigen Kapitels in meinem Leben als
Grundstücksmitbesitzer.
Wie schon in den Seiten zu lesen ist, wohnen wir in einem schönen Grundstück am westlichen Stadtrand von Leipzig.
Es besitzt eine noch überschaubare Größe, die Pflege und Wartung geht noch fließend in die Freizeitbeschäftigung über. Zuweilen aber artet das Hobby dann doch in Schwerstarbeit aus.
Enorm schwierig gestaltet sich auch der Heckenschnitt. Besonders wenn wir 10 Thuja an der Südseite einfach mal vergessen, und nach Jahren entsetzt feststellten, dass die Stämme schon 35 cm Ø haben, und gut 9 m Höhe erreichten.
Um das Wachsen und Gedeihen der Flora und Fauna, trotz der nicht mehr so genau kalkulierbaren Wettereskapaden dennoch hilfreich zu unterstützen, braucht man Wasser.
Wasser aus der Leitung ist inzwischen doch recht teuer geworden. Demnächst steht noch der Anschluss an ein zentrales Abwassernetz ins Haus. Dann zahlen wir gleich zweimal. Außerdem möchte ich auch bald zu den Leuten gehören, welch in der größten Trockenperiode gönnerhaft am Zaun stehen, und genüsslich ihre Regner auch mal über den Zaun sprühen lassen.
Ein Brunnen muss her, ein Bohrbrunnen, eine Pumpe und schon geht es los.
So war die Überlegung vor reichlichen 2 Jahren.
Wilfried, ein Freund der Familie, ein Steher, hatte einen Brunnenbohrer samt Gestänge und Ahnung. Seine Ahnung stellte sich aber später als leichte Stümperei heraus, zumal er nur im Oberflächenwasser planscht.
Ehrlich gesagt, war ich doch ein wenig neidisch auf seine Grundwasserverhältnisse.
Seine Gerätschaften wurden ausgeborgt. Im Juni 2005 wurde nach mehreren Wünschelrutengängen ein Standort festgelegt. Einen Dreibock aufgestellt, in die Hände gespuckt, und schon fraß sich der Bohrer durch Muskelkraft und viel Schweiß angetrieben, in die Erde. Erst Muttererde, ein wenig Kies, dann begann das mächtige Lehmvorkommen. Sicher wäre jeder Töpfer und Hobbyofenbauer vor Freude an die Decke gesprungen.
Nach reichlich 2 Metern Tiefe, schaltete ein Wackerstein, sicher so groß wie ein Mühlrad, den Tiefgang des Bohrers ab.
Zorn, Wut und Ohnmacht ließen mich das Bauwerk mit den umliegenden Materialien wieder verschließen.
Im Sommer 2006 startete ich einen neuen Versuch, an der Südostseite des Grundstückes, im Schatten der damals noch munter wachsenden Haselnussbäume. Hier stieß ich nach einem kurzen Intermezzo in 1,50 m Tiefe wieder auf einen Stein, mächtiger denn je.
Nun trat erst einmal Ruhe ein, bezüglich meiner Aktivitäten beim Brunnenbau.
2007 Frühsommer, endlich wieder ein Restart. Ich war beim Wilfried und habe mir das Bohrgerät wiedergeholt. Eine neue Stelle mit der Wünschelrute fixiert. Den Dreibock aufgestellt und losgebohrt. Nach gut 2 Metern Kieslehmsand begann die mächtige Lehmader. Reichlich 4 m bohrten, frästen und drehten wir mühselig in dieser Tonlettenschicht.
Langsam aber sicher erreichten wir mit dieser Methode 7,5 Meter Tiefe mit einem Ø von gut 18 cm.
Die Länge des Gestänges betrug inzwischen 10,5 m, und war nur noch durch Teilung mittels eines pfiffigen Schnellverschluss händelbar. Leider merkten wir ziemlich spät, dass wir immer die Bohrspindel voll Kies hatten, aber die Bohrlochtiefe nicht zunahm, sondern der Bohrer den Steinen auswich und sich unten seitlich einen Hohlraum suchte. Mit einer mobilen Kamera und einem Monitor erspähten wir den Hohlraum am Boden. Wir versuchten mit Wasserspülungen den ungewollten Hohlraum wieder zu egalisieren. Es hat funktioniert, das Bohrloch war wieder bebohrbar.
Nun war guter Rat teuer, ein Plunscher musste her, sowie auch ein gescheites Brunnenrohr, samt Filter.
Bei der Firma "3 2 1 meins", wurde ich pfündig. In der Nähe von Altenburg baut ein pfiffiger Handwerker diese Plunscher-Kiesbüchsen und verkauft sie für stattliche 68.99 Euro. Da ich aber keine Zeit und Nerven hatte, musste ich in den sauren Apfel beißen. Sicher wird sie demnächst bei der Firma "3 2 1 meins", als einmal benutzt, käuflich sein.
Zum besseren Verständnis: Ein Plunscher - Kiesbüchse ist ein etwa 1 m langes Eisenrohr, welches am Boden ein Ventil aus Gummi hat. Am oberen Ende ist mittig ein Henkel angeschweißt. Ein starkes Seil wird mit dem Henkel verknotet, und dient zum Ziehen und plunschen.
Nun flugs ans Werk, die Trapezgewinde der blauen Brunnenrohre mit einem Innen Ø von 115 mm zusammengeschraubt, 3 Stück a. 2 Meter und 2 Meter Filterrohr zuunterst. Die ganze Chose komplett ins Bohrloch versenkt, Plunscher an die Seilwinde gebunden und ab. Ab ging natürlich nur beim 2. Plunschversuch der Plunscher, er blieb eingeklemmt im Rohr. Fluchen half auch nicht, als 8 Meter am Stück mit der Winde gezogen, das ganze Glump auf einmal in die Wiese gekracht, weil es zu schwer und meine zu Frau leicht war. Egal, alles unbeschädigt überstanden, Plunscher geborgen, mit so einer Art Angelhaken. Alles wieder rein in die Baustelle, jetzt den Plunscher am Haken doppelt gesichert und noch ein Notseil parallel angeknüppert. Das verheddert sich zwar häufig, aber es ist nur für den Notfall. Inzwischen ist es Juli geworden und noch immer kein Wasser. Die Bedienung des Plunschers geht jetzt flott von der Hand. Gestern habe ich die 8,5 Metermarke im Rohr erreicht, das Plunschen macht süchtig, besonders wenn man in der Büchse wieder 10 cm Kies und Steine gehoben worden, und das lange Rohr wieder 5 cm nach unten rutscht.
Alles geht wie geschmiert, mit Wasser, derzeit führe ich während der Tauchfahrt des Plunscher, über einen Gartenschlauch Wasser zu, dieses macht ein Sand-Kies-Steinpampe, welche dann durch den Sog in den Plunscher gelangt.
Langsam aber sicher werde ich bald auf das Grundwasser kommen, dann brauche ich nur noch plunschen.
Wie geschmiert ist seit Montag nicht mehr, das von oben noch zugeführte Wasser geht so schnell ins Grundwasser, dass ich mit dem Plunschen gar nicht hinter her komme.
Um am Boden des Bohrloches nach dem Rechten zu sehen, habe ich eine Minikamera samt einer Reflektorlampe abgelassen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Bilder schon. So stelle ich mir Kanal-TV vor.
Zurzeit habe ich die weiteren Bohrversuche verschoben, in das Jahr 2008. Von der Logistik und auch der Zeit war es mir nicht möglich, den Durchbruch bis zum Grundwasser in 2007 zu schaffen. Eine gewisse Spannung hebe ich mir für 2008 auf, wenn denn alle Brünnlein fließen.
2008 ist das Jahr der Brunnenbohrer.
Leider begann das Frühjahr etwas später als üblich. und ich hatte noch viele anderer Sachen im Garten und im Grundstück zu erledigen.
Folglich verschob sich das Finale, ein stabil Wasser fördernden Brunnen, noch einmal.
Im Juni wurde der Bohrbetrieb wieder aufgenommen.
Wie schon berichtet wurde, ist der Plunscher erst mal nicht mehr für die Förderung des Kieses geeignet.
Als versierter Heimwerke baute ich einen passenden Erdbohrer, welcher nun im Rohr arbeiten konnte.
Mit dem schon beschrieben Gestänge versehen, sollte er nun die nächsten Kiesschichten an das Tageslicht fördern. Leider setzte ich meine Idee beim Bau des neuen Bohrers nicht vollständig in die Tat um. Die Folge davon, war, dass mit jedem Hub nur in etwa soviel Sand hochkam, wie auf eine Kinderbuddelschippe passt.
So ein Arbeitsgang dauerte etwa 5 Minuten. Zum Trost haben wir immer nach 10 Arbeitsgängen die neue erreichte Tiefe gemessen. Anschließend eine Pause eingelegt und unsere Ergebnis schön geredet. Teilweise schafften wir mit dieser Methode in einer Stunde etwa 5 - 8 Zentimeter.
Unser Bohrpensum absolvierten wir von Anfang nur vormittags, immer von 9 - 11:30 Uhr. Somit gewannen wir an solchen Tagen knappe 10 Zentimeter.
Gemessen an den Bohrerfolgen in den Zeiten ohne Verrohrung oder mit dem Plunscher, wo in ein und derselben Zeit das Bauwerk > 30 Zentimeter tiefer wurde, nicht vergleichbar.
Inzwischen wurde der Kies merklich feuchter, ein sehr gutes Zeichen dem Wasser näher zu kommen.
Alsbald konnten wir wieder mit dem Plunscher arbeiten, und erreichten ende Juli bei 9,20 Meter Tiefe endlich die Wasserader.
Eine Messung am Plunscher ergab eine Wassersäule von 40 Zentimeter. Das beflügelte mich endlich meine Tiefpumpe am Seil in das Wasser zu tauchen und pumpte. Nun muss man wissen, dass die Tiefpumpe nur Wasser, auf gar keinen Fall Sand ziehen darf. Um dieses zu verhindern, knotete ich die Pumpe in etwa 20 Zentimeter über Grund an.
Während der Freude am pumpen, löste sich mein Knoten und die Pumpe sank in den Sand und blieb stehen. Aus der Traum, die nagelneue Tiefpumpe war hin.
Ich hatte sie schon im vergangenen Jahr angeschafft, fand noch den Kassenzettel und begab mich auf die Servicetour. Der Baumarkt meinte, ich könnte sie einschicken, oder persönlich zu einer in unserem Raum agierenden Werkstatt schaffen.
Gesagt getan, die Pumpe in das Auto und ab nach Breitenfeld. Die Annahmetussi flötete, "wenn Ihre Pumpe Sand gezogen hat, erlischt die Garantie“. Ja und wie viel würde dann die Reparatur kosten?
Sie flötete wieder: "71,30 €, sind sie damit einverstanden?" Ich wollte wissen was passiert, wenn ich nicht einverstanden bin, dann bekommen sie ihre Pumpe demontiert zurück zum Preis von 20 Euro.
Ich war total im Arsch und unterschrieb, dass ich im Schadensfall 71,30 Euro bezahlen würde.
280 Euro würde mich eine neue Pumpe kosten, mir blieb also gar nichts übrig. Sichtlich zerknirscht fuhr ich nach Hause.
Nach einer unendlich langen Woche kam der erlösende Anruf. Die Flötistin: "Ihre Pumpe ist fertig, natürlich hat sie Sand gezogen, nur Bargeld, keine EC-Karte!"
Es war ein Affen heißer Tag, der Benzinpreis hatte sich endlich permanent zur Freude der Ölmultis, auf 1,50 Euro eingependelt. Ich entschloss mich daher die Pumpe mit meinem Oldtimermotorrad aus Breitenfeld zu holen. Eine Fahrt mit der DKW, und einem Rucksack würde mir sicher gut tun. Also die alte Kiste angeschmissen, Bargeld lacht und ab nach Breitenfeld.
Der Flötistin 71,30 Euro auf den Tresen geknallt, und dann die Pumpe in den Rucksack verfrachtet. Das war unter den Temperaturen eine äußerst schweißtreibende Angelegenheit.
Nicht nur die Temperatur war hoch, sondern auch das Gewicht der Pumpe, vergleichbar mit einem massiven Eisenrohr mit einem Ø von 100 mm einer Länge von 800 mm.
Das Gewicht balancierte ich unter starken Flüchen, gegen wen auch immer, dennoch kontrolliert mit meiner DKW die 18 km nach Hause.
Sofort wurde die Pumpe wieder in die Tiefe bugsiert, Strom dran, Sicherheitsseil sorgfältig befestigt und Wasser marsch.
Eine unbeschreibliche Freude kam beim Pumpen auf, mein Herz hüpfte noch mehr als es sonst schon tut.
Nicht lange, keiner will es glauben, die Pumpe lag wieder im Sand und stand.
Erst wollte ich mir das Leben nehmen, für einen Suizid war ich denn doch noch zu jung und zu feige.
Schnell zog ich die Pumpe samt dem Druckschlauch, dem Stromkabel am Sicherheitsseil nach oben.
Baute die Pumpe ab uns staunte.
Eine Reparatur traute ich schon zu, aber die Schwierigkeit bestand in der zerstörungsfreien Öffnung derselben.
Dank WWW fand ich die Vertriebsfirma, mit Sitz irgendwo im Schwarzwald, und auf deren Homepage sogar eine Explosivzeichnung.
Nur kein Hinweis auf die zerstörungsfreie Öffnung.
Flugs deren Nummer gewählt, und prompt gab man mir die Durchwahlnummer eines sehr pfiffigen Techniker.
Der Kontakt entstand am nächsten heißen Julitag, seine hilfreichen Tipps sog ich gierig auf.
Als die Sonne ein wenig tiefer schien, baute ich mir nach seinen Angaben eine Vorrichtung zum besseren Halt der Pumpe. Baute ein handliches Werkzeug in gemischter Holz-Eisenbauweise.
Spannte das Pumpengehäuse vorsichtig ein, und drehte die Pumpe auf, konnte alles der Reihe nach, wie auf der Explosivzeichnung vergleichen.
Sorgfältig die Turbinenräder zerlegt, gereinigt und wieder systematisch zurückgebaut.
Die Pumpe erfolgreich mit dem Gehäuse vereint. Druckschlauch dran, und diese sofort wieder in den Brunnen abgelassen.
Wasser marsch die dritte, inzwischen betrug die Wassersäule schon 80 cm, es war ein unschlagbares Gefühl, mein Brunnen hat Wasser.
Mittlerweile wurde es schon spät, ich legte ich einen Schlauch provisorisch bis vor an die Strasse, und ließ es regnen.
Endlich mussten die Nachbarn auch erkennen, dass ich nun auch ein Brunnenbesitzer bin.
Lange dauerte die Freude nicht, da ich den etwa 20 m langen Druckschlauch im unterirdischen Bereich mit einer Muffe nicht sehr sorgfältig verband, platzte bei dieser Übung. Der Schlauch mit dem Seil klatschte in das Rohr und blockierte das Ziehen der Pumpe am Sicherheitsseil. Die Pumpe war voll in Ordnung und förderte das Wasser durch den abgerissenen Schlauch wieder in den Brunnen zurück.
Mittlerweile wurde es Anfang August, ich hatte die Faxen total dick, und ließ das Projekt voller Zorn ruhen.
In der zweiten Augustwoche kribbelte es doch mächtig gewaltig, und ich beschloss mit meinem Helfer den Brunnen endgültig in Betrieb zu nehmen.
Als erstes zogen wir mit aller Gewalt das Schlauch – Kabel - Strickwirrwar aus dem Rohr.
Als alles entwirrt war, sah ich die Ursache, die Muffe hatte ich wirklich stümperhaft angebaut. Bei dem hohen Druck der Tiefpumpe musste sie einfach bersten. Als erstes stellte ich die Pumpe in die Regentonne, Stecker rein und sofort schoss aus dem vorhandenen Druckschlauchrest ein dicker fester Wasserstrahl. Die Pumpe war demnach in Ordnung und ich konnte das Projekt Brunnen für dieses Jahr zu meiner vollsten Zufriedenheit beenden. Ein ausgedienter Komposter wurde über dem Bohrloch postiert, der Pumpe wurde ein neuer Druckschlauch spendiert, das Sicherheitsseil sorgfältig verknotet und das Kabel griffbereit abgelegt.
Damit der Brunnen jederzeit Wasser spenden kann, habe ich fürsorglich die Stromversorgung und die Regnerschläuche ausgerollt.
Von Stund war ich auch endlich Besitzer eines 11 m tiefen Brunnen, welcher 2 m in eine Grundwasserader steckt.
Am schwersten an dieser Geschichte ist die Beschreibung vom Brunnen bohren. Man sieht ja nichts mehr, weil sich ja alles unter der Erde abspielt.