Augen auf beim Pflanzenkauf - Bund deutscher Baumschulen
Nicht jeder Baum passt in einen Hausgarten. Gartenbesitzer müssen deshalb aber nicht auf Bäume verzichten, denn auch für kleine Gärten gibt es passende Bäume.
Qualitätsnormen für kleinkronige Hausbäume
Um sich an gesunden und gut entwickelten Pflanzen erfreuen zu können, benötigt der Kunde Einkaufshilfen und Orientierungspunkte. Dies wird
gewährleistet durch die FFL-Gütebestimmungen. Denn nicht jeder Endverbraucher kann auf den ersten Blick bereits den typischen Wuchs und
Aufbau der Pflanzen erkennen. Die Trägerschaft der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FFL) erarbeitet in Kooperation mit Vertretern aus den Abnehmerkreisen und den Baumschulen die Gütebestimmungen. Die FFL – Gütebestimmungen unterliegen einer ständigen Aktualisierung, um sich der Sortenvielfalt und stetigen Sortimentsentwicklung anzupassen und sind seit Jahren Maßstab für eine einwandfreie Gehölzqualität. Hier findet der Verbraucher technische Vorschriften (DIN 18916). Da Pflanzen sich aber schwer normen lassen, wurden Gütegruppen erarbeitet. Grundsätzlich kann zusammengefasst werden, dass die Bäume ausgereift, abgehärtet, akklimatisiert sein sollten, so dass das Anwachsen und die weitere Entwicklung nicht gefährdet ist. Nachfolgend einige Beispiele für Halb- und Hochstämme, die auf jeder Auszeichnung in den Baumschulen zu finden sind und den Kauf sowie die Bestellung der gewünschten Bäume erleichtern können.
Hochstämme zwei mal verschult (2 x v)
Stamm
- gerader Stamm von mind. 180 cm (Ausnahmen: Kronenveredlungen, Kugel- und Hängeformen)
- Dicke des Stammes (gemessen in 100 cm Höhe, angegeben in cm): 8 - 10; 10 - 12; 12 - 14
Wurzel
- im einfachen Ballen oder im Container
Hochstämme drei mal verschult (3 x v)
Stamm
- gerader Stamm von mind. 200 cm (Ausnahmen: Kronenveredlungen, Kugel- und Hängeformen)
- Dicke des Stammes (gemessen in 100 cm Höhe, angegeben in cm):
12 - 14; 14 - 16; 16 - 18; 18 - 20; 20 - 25
- Höhe des Stammes (nur angegeben bei Solitärgehölzen): 125 - 250 cm
Wurzel
- im Drahtballen oder im Container
Hochstämme vier mal verschult (4 x v)
Stamm
- Dicke des Stammes (gemessen in 100 cm Höhe, angegeben in cm): 20 - 25; 25 - 30
- Höhe des Stammes (nur angegeben bei Solitärgehölzen): 250 - 500 cm
Wurzel
- im Drahtballen oder Container
Anmerkung: Größen und Stammstärken können je nach Baumart variieren
Wie pflanze ich richtig?
Pflanzloch
- etwa eineinhalbmal so groß wie der Wurzelballen des Gehölzes
- bei größeren Gehölzen Aushub von Oberboden (ca. 35 cm) und Unterboden trennen
- Unterboden, bei lehmigen Boden im Verhältnis 1 : 1 mit Sand mischen
- Oberboden im Verhältnis 1 : 1 mit Kompost mischen und einfüllen
- Sohle gut lockern
Pflanzschnitt
- vor dem Einsetzen der Pflanze
- Triebe bei Bedarf einkürzen, Ballenpflanzen, nicht Pflanzen im Topf (abhängig von Gehölzart, Nachfrage beim Kauf in Baumschule)
- bei wurzelnackten Gehölzen Wurzeln anschneiden, Schnittfläche sollte anschließend an dem Boden aufliegen
Ballierte Gehölze
- Ballentuch am Stammgrund nur öffnen, nicht entfernen
- Ballen darf nicht zerfallen, da dann möglicherweise Anwachsen gefährdet
- Vermeidung von Kunstballen beim Kauf
Containerware
- Vorteil: Qualität an ausgewogenem Verhältnis
zwischen Pflanze und Container
- beachten: das Erdreich sollte mit hellen, gesunden Wurzeln gut durchwachsen sein
- Wurzeln dürfen sich nicht am Containerboden ringeln
Pfahl
- Pfahl in Hauptwindrichtung ausrichten (Westen)
- Bindung mittels Schlaufe kurz unterhalb des Kronenansatzes
- kleine Gehölze 1 Pfahl, große Gehölze 3 Pfähle
- im Handel erhältlich, möglichst gut imprägnierte Kiefern oder Fichtenhölzer, Pfähle aus Edelkastanien brauchen nicht imprägniert werden
Pflanztiefe und einpflanzen
- möglichst nicht tiefer, als in der Baumschule gestanden hat
- Erde einfüllen und festtreten, zuerst Unterboden, dann Oberboden Düngung
- keine Herbstdüngung
- im Frühjahr Grunddüngung, evtl. Kalkbedarf regulieren Gießrand
- vor allem im Frühjahr wichtig
- Gießrand ausbilden, Durchmesser doppelt so groß wie Wurzelballen
- Mulchdecke nicht stärker als 1 cm
- Bewässern
Pflanzzeit
- im Herbst ab Oktober bis zu Ende November optimal
- im Frühjahr ebenfalls möglich, bis kurz vor Austrieb
- ganzjährig bei Containerpflanzen möglich
Rechtsprobleme an der Gartengrenze
Hier bestimmt das Nachbarrechtsgesetz folgendes:
Mit Bäumen außerhalb des Waldes, Sträuchern und Rebstöcken sind von den Nachbargrundstücken folgende Abstände einzuhalten:
1. mit Bäumen außer den Obstgehölzen, und zwar
a) stark wachsenden Bäumen, insbesondere der Rotbuche und sämtliche Arten der Linde, der Platane, der Rosskastanie, der Eiche und der Pappel 4,00 m
b) allen übrigen Bäumen 2,00 m
2. mit Ziersträuchern, und zwar
a) stark wachsenden Ziersträuchern, insbesondere dem Feldahorn, Flieder, Goldglöckchen, der Haselnuss, den Pfeifensträuchern (falscher Jasmin) 1,00 m
b) allen übrigen Ziersträuchern 0,50 m
3. mit Obstgehölzen, und zwar
a) Kernobstbäumen, soweit sie auf stark wachsender Unterlage veredelt sind, sowie Süßkirschbäumen, Wallnussbäumen und Esskastanienbäumen 2,00 m
b) Kernobstbäumen, soweit sie auf mittelstark wachsender Unterlage veredelt sind, sowie Steinobstbäumen, ausgenommen die Süßkirschbäume 1,50 m
c) Kernobstbäumen, soweit sie auf schwach wachsender Unterlage veredelt sind 1,00 m
d) Brombeersträuchern 1,00 m
e) allen übrigen Beerenobststräuchern 0,50 m
4. mit Rebstöcken, und zwar
a) in geschlossenen Rebanlagen, deren Gesamthöhe 1,80 m übersteigt 1,50 m
b) in allen übrigen geschlossenen Rebanlagen 0,75 m
c) einzelnen Rebstöcken 0,50 m
Die Aufzählung der stark wachsenden Bäume ist nur beispielhaft und nicht abschließend. Die Frage, welche anderen Bäume noch stark wachsend sind, ist eine botanische Frage. Ihre Beantwortung hängt davon ab, ob der andere Baum in etwa so groß wird wie die ausdrücklich als stark
wachsend genannten Bäume (Rotbuche, Linde usw.). Ein Erläuterungsbuch zum Nachbarrechtsgesetz Nordrhein-Westfalen (Schäfer, Kommentar zum Nachbarrechtsgesetz NRW, 7. Auflage, Verlag C.H. Beck, München 1985, § 41 Anm. 3) führt dazu aus: »Weitere stark wachsende Bäume sind Atlas- und Libanonzedern (Cedrus Atlantica und Libani), die bis zu 40 m hoch werden können, Eiben (Taxus baccata), Douglasfichten (Pseudotsuga taxifolia), östereichische Schwarzkiefern (Pinus nigra austriaca), die einheimischen Rotfichten (Picea excelsa), der Eschenahorn (Acer negundo), sofern dieser nicht in Heckenform gezogen wird und deshalb die Vorschriften über die Abstände für Hecken maßgebend sind, die serbische Fichte (Picea omorica) - streitig - sowie der Urweltmammutbaum (Metasequoia und Sequioa).« Dagegen rechnet die Birke zu den »übrigen Bäumen«, mit denen 2 m Abstand zu halten ist.
Pflege und Schnitt von Hausbäumen
Düngung
Um Bäume ausgeglichen zu düngen ,sollten im Frühjahr Bodenproben gezogen werden. Diese werden an die LUFA Westfalen-Lippe (Nevinghoff 40 in 48147 Münster) geschickt. Dann erhält der Einsender eine für seinen Standort spezifische Düngeempfehlung. Laubgehölze werden in der Regel im Frühjahr und Ende bis Anfang Juli gedüngt. Die Düngung von Koniferen erfolgt im späten Frühjahr und immergrüne Pflanzen können im Frühjahr bis zum Sommer mit Nährstoffen versorgt werden. Eine Düngung Ende des Sommers oder im Herbst darf auf keinen Fall mehr erfolgen, da sonst das Holz nicht mehr Ausreifen kann und mit Frostschäden im Winter zurechnen ist.
Sonnenschutz
Hohe Temperaturschwankungen - besonders im Winter - schädigen nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Pflanzen. Die Bäume können mit Schilf-, Strohmatten davor geschützt werden. Indem sie, nicht zu stark, um den Stamm gewickelt werden. Sie sind im Fachhandel überall
erhältlich. Im Winter besteht die Gefahr von Frostrissen am Stamm von Obstbäumen durch das ungleichmäßige Erwärmen der Rinde. Ein reflektierender Kalkanstrich kann dies verhindern.
Winterschutz
Alle frisch gepflanzten Gehölze sollten mit Holzhäckseln oder Laub gemulcht werden. Immer- und wintergrüne Laubbäume benötigen auch im Winter Wasser. Bei gefrorenem Boden können die Wurzeln nicht genügend Feuchtigkeit aufnehmen. Deshalb muss im Herbst und in frostfreien
Perioden ausgiebig gegossen werden.
Schnitt
Zeitpunkt
Der optimale Schnittzeitpunkt ist für jede Baumart verschieden. Dennoch gilt generell, dass der Baumschnitt zwischen Oktober und Februar erfolgen soll - am besten gegen Ende der Winterruhe, bei trockener und warmer Witterung. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt ein schneller Wundverschluss. Vermieden werden sollte ein Schnitt während des Blattaustriebes der Pflanzen.
Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt wird in den Baumschulen bereits durchgeführt. Besondere Beachtung sollte den Zwieseln gewidmet werden. Bei einem Zwiesel weist ein Baum keine durchgehende Stammachse, sondern zwei gleichstarke Leittriebe auf. Dies kann später zu Stammbruch führen, daher sollte einer der beiden Leittriebe bereits frühzeitig entfernt werden.
Kugelformen
Hausbäume, die Kugelformen aufweisen, sind in der Regel sortenspezifisch gewachsen und benötigen keine weiteren Schnittmaßnahmen.
Formgehölze
Immergrüne Formgehölze müssen, um ihre Form zu behalten, mindestens einmal im Jahr geschnitten werden. Der beste Zeitpunkt hierfür ist von Mitte Mai bis Ende Juni, sie können aber auch noch im August geschnitten werden. Ein späterer Schnitttermin kann zu Frostschäden an den frischen Trieben führen. Der Rückschnitt sollte an Tagen mit bedecktem Himmel erfolgen, damit die äußeren Blätter, die sich bisher im Pflanzeninneren befanden, nicht durch ungewohnte, starke Sonneneinstrahlung geschädigt werden.
Nistkästen
Zu einem Garten gehört munteres Vogelgezwitscher. Aber um den kleinen biologischen Schädlingsbekämpfern einen Wohnort bzw. naturnahe Rückzugsmöglichkeiten bieten zu können, sollten Nistkästen im Garten angebracht werden. Das Anbringen der Nistkästen sollte im Februar bis
März, vor der Brutzeit der Vögel, erfolgen.
Unter- und Bepflanzungen von Hausbäumen
Das Unter- und Bepflanzen von Hausbäumen erfreut nicht nur das Auge, es hat auch ökologische und arbeitswirtschaftliche Vorteile. So eine Pflanzengemeinschaft profitiert von einander und kann in ihrer Zusammensetzung jederzeit verändert werden. In den dichten Staudenteppichen
keimt kein Unkraut, was im Hausgarten zu mehr Genuss führen kann. Des Weiteren wird der Boden gegen Austrocknung und Kahlfrost geschützt. Die Bodenoberfläche wird stärker mit nützlichen Bodelebewesen durchsetzt, dadurch lockerer und enthält mehr Bodenluft. Dadurch wird nicht nur der Hausbaum wachstumsfreudiger und widerstandsfähiger. Es wird auch ein Lebensraum für Kleinstlebewesen, die für intakten biologischen Kreislauf bis zu den Vögeln hin notwendig sind, geschaffen. Dadurch können die Lebensbedingungen für Schädlinge und Krankheiten soweit gemindert werden, das auf jeglichen Pflanzenschutz verzichtet werden kann.
Im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Münster-Wolbeck gibt es eine einzigartige Sammlung schwach- und mittelstarkwachsender Baumarten für den Hausgarten. Diese Bäume sind für die Pflanzung in Hausgärten besser geeignet als die oft stark wachsenden Waldbaumarten. Schon Einfahrten und kleine Flächen reichen als Standort aus, wenn die Grenzabstände entsprechend dem Nachbarrecht in Nordrhein-Westfalen eingehalten werden.
Interessenten können diese Sammlung, die detailliert ausgeschildert ist, an Werktagen, außer freitags, von 8 bis 16 Uhr nach telefonischer Anmeldung besichtigen.
Gartenbauzentrum Münster-Wolbeck/Essen
Kühlshammerweg 20 - 45149 Essen
Münsterstraße 62-68 - 48167 Münster-Wolbeck
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