Zimmerpflanzen im Winter: Hochsaison für Schädlinge

 
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Zimmerpflanzen im Winter: Hochsaison für Schädlinge

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Gepostet: 17.10.2010 - 17:57 Uhr  ·  #1
Zimmerpflanzen im Winter: Hochsaison für Schädlinge

Die dunkle und kalte Jahreszeit ist nicht nur für den Menschen jedes Jahr aufs Neue eine ungemütliche Zeit. Trockene Luft, wenig Sonnenlicht und übermäßige Wärme im Haus schwächen Zimmerpflanzen und machen sie anfällig für Schädlinge.
Zu den typischen Schädlingen, die immer wieder auf Zimmerpflanzen anzutreffen sind, gehören Thripse (Fransenflügler), Woll- und Schildläuse, Spinnmilben und Trauermücken.

Welche Pflanzen sind anfällig?
Pflanzen mit weichen Blättern sind für saugende Schädlinge sehr anfällig, während Pflanzen mit harten Blättern oder Sukkulenten kaum betroffen sind. Junge Pflanzen oder Keimlinge hingegen werden besonders oft von Trauermückenlarven befallen, die als Fraßschädling gelten.
Pflanzen leiden unter Schädlingen, wenn sie leicht geschwächt sind und zusätzliche Umwelteinflüsse das Ansiedeln des jeweiligen Schädlings begünstigen. Trockene Luft bei Pflanzen mit recht weichen Blättern ist zum Beispiel eine perfekte Voraussetzung für Spinnmilben. Pflanzen, die am häufig zum Lüften geöffneten Fenster stehen, können leicht von Woll- oder Schildläusen befallen werden.
Je feuchter das Gebiet, aus dem eine Pflanze stammt, desto mehr macht ihr die trockene Luft im Winter zu schaffen und desto anfälliger ist sie für Schädlinge.

Woran erkennt man Schädlinge?
Die meisten Schädlinge werden an Zimmerpflanzen erst bemerkt, wenn sie bereits Schaden angerichtet haben. Blätter werden auffällig schnell gelb oder fallen bereits im grünen Zustand ab, Pflanzen lassen die Triebspitzen hängen oder weisen deutliche, helle Flecken an den Blättern auf.
Dann ist es bereits höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Bevor aber ein chemisches Mittel eingesetzt wird, sollte der Schädling bestimmt werden und eventuell versucht werden, ihn mit natürlichen Mitteln zu bekämpfen. Denn nicht jedes Mittel hilft gegen jeden Schädling und auch sogenannte „PflanzenSCHUTZmittel“ können die Pflanzen schwächen und schädigen.

Thripse (Fransenflügler) sind etwa einen Millimenter lang, geflügelt und an zwei deutlichen dunklen Querstreifen zu erkennen. Sie sitzen größtenteils unter den Blättern und bewegen sich nur wenig. Sie gehören zu den saugenden Schädlingen, da sie die Blattzellen anstechen und den Pflanzensaft aussaugen.
Betroffene Pflanzen zeigen silbrige Verfärbungen der Blätter auf der Oberseite und meist kann an der betroffenen Stelle auf der Blattunterseite eine Gruppe von Schädlingen gefunden werden.
Thripse breiten sich leicht aus, und auch benachbarte Pflanzen sind meist schnell betroffen. Die Tiere selbst sind nur schwer mit bloßem Auge zu erkennen. Die Larven und Eier sind noch unscheinbarer.



Als Gegenmaßnahmen eignen sich bei geringem Befall das einfache, aber regelmäßige Abwischen der Blätter und eventuell ein Wechseln des Substrats. Einzeln auftretende Thripse können auch mit den Fingern vom Blatt gewischt werden. Bei stärkerem Befall eignen sich systemische Mittel, die über die Erde in die Pflanze aufgenommen werden und dort von den Schädlingen gefressen werden.

Woll-/Schmierläuse sind bis zu zwölf Millimeter große, weiße Tiere, deren Wollnester meist als erstes auffallen. Die Tiere selbst erinnern an Kellerasseln. Sie sitzen häufig in Blattachseln oder unter Blättern. Dort produzieren sie zur Eiablage eine wollige Wachshülle, aus der dann Hunderte von Jungtieren schlüpfen können.
Auch wenn die Fortpflanzung eher in der warmen Jahreszeit stattfindet, sind Wollläuse im Winter an krautig wachsenden Zimmerpflanzen oft anzutreffen und richten dort deutliche Schäden an.



Zur Bekämpfung eines Wolllaus-Befalls eignet sich als erstes und recht wirkungsvolles Mittel das Absuchen. Die Tiere sind mit dem bloßen Auge sichtbar und können mit einer Pinzette oder ähnlichem von der Pflanze entfernt werden.
Da sie ihre Eier auch in benachbarte Töpfe legen, sollten alle Pflanzen am gleichen Fenster und in der Nähe untersucht werden.
Das Absuchen muss mehrere Male im Abstand von einigen Tagen wiederholt werden, da neue Tiere schlüpfen und so der Befall von Neuem ausbrechen kann.
Bei stärkerem Befall eignet sich wie bei den Thripsen ein systemisches Mittel, dass von den Wollläusen durch die Pflanze aufgenommen wird.

Schildläuse sind ungefähr genauso groß wie Wollläuse, aber nur die Weibchen sind wirklich schädlich. Die Männchen haben Flügel, sind mobil, ernähren sich aber nicht vom Pflanzensaft, während sich die Weibchen durch den typischen braun-schwarzen Schild auszeichnen, an der Pflanze fest sitzen und den Saft aus Blättern und Stengeln saugen. Im Gegensatz zu Wollläusen sitzen Schildläuse auch an Pflanzen mit härteren Blättern und Stielen.

Auf den ersten Blick wirkt ein Befall mit Schildläusen als hätte die Pflanze dunkle Beulen, die aber als zur Pflanze selbst gehörig angesehen werden. Erst bei näherem Betrachten wird deutlich, dass es sich um kleine Tiere handelt, die komplett unter ihrem Schild verborgen sind.
Als Gegenmaßnahmen bei einem Schildlausbefall gilt als erstes ebenfalls das Absuchen der Tiere als nützlich. Zusätzlich und je nach Schwere des Befalls kann auch hier ein systemisches Mittel eingesetzt werden.

Spinnmilben sind auf Pflanzen nur an ihren feinen Netzen in den Blattachseln und unter Blättern zu erkennen. Erst bei genauem Hinsehen sind kleine rote oder weiße Punkte in den Netzen erkennbar. Die Tiere selbst sind mikroskopisch klein (sie gehören zu den Milben) und können höchstens als kleine Punkte ähnlich einem Staubkorn in den Spinnennetzen und unter Blättern wahrgenommen werden.

Spinnmilben treten bei zu geringer Luftfeuchtigkeit auf und gehören ebenfalls zu den saugenden Schädlingen. Befallene und geschädigte Blätter rollen sich ein und trocknen schließlich aus.
Die beste Gegenmaßnahme bei einem Spinnmilbenbefall ist, die Luftfeuchte an der betroffenen Pflanze zu erhöhen. Dies kann durch regelmäßiges Besprühen geschehen, effektiver ist aber je nach Größe der Pflanze das Einhüllen in eine durchsichtige Plastiktüte. In dieser Hülle hält sich Luftfeuchtigkeit länger und vertreibt somit Spinnmilben. Systemische Mittel bei starkem Befall oder großen Pflanzen sind ebenfalls wirksam, sowie verschiedene Spritzmittel.

Trauermücken sind kleine, schwarze Fliegen in der ungefähren Größe einer Fruchtfliege. Mit diesen werden sie auch oft verwechselt. Zu unterscheiden sind sie einerseits an ihrem länglichen Körper, während Fruchtfliegen einen rundlichen Körperbau haben. Andererseits erkennt man sie daran, dass sie sich nicht in der Nähe von Obst, sondern auf der Erde von und rund um Pflanzen aufhalten.

Die ausgewachsenen Trauermücken sind an sich nicht schädlich, aber sie legen ihre Eier bevorzugt in feuchtes Substrat. Die unterirdisch schlüpfenden Larven sind durchsichtige Würmchen, die dann unbemerkt die Wurzeln der Pflanze im Topf an- und sogar abfressen.
Ein beliebtes Ziel für Trauermücken und ihre Larven sind daher Keimlingstöpfe, da diese konstant feucht gehalten werden und somit eine perfekte Umgebung für die Larven bieten. Der Schaden wird, wenn die adulten Mücken nicht bemerkt werden, erst sichtbar wenn die jungen Pflanzen absterben, weil sie keine Wurzeln mehr haben.
Erwachsene Pflanzen hingegen sind nur selten betroffen, da ihre Wurzeln zu hart sind.
Als Maßnahmen gegen einen bestehenden Befall bietet sich zunächst das Wechseln der Erde an, um Eier und Larven zu entfernen. Außerdem können Gelbtafeln (auch Gelbsticker genannt) aufgestellt werden. Dies sind gelbe Plastiktafeln, die mit einem speziellen Leim bestrichen sind, mit dem sie die fliegenden, erwachsenen Tiere fangen.
Eine Gießbehandlung mit passenden Mitteln ist gerade bei stärkerem und ausgebreitetem Befall anzuraten.
Vorbeugend können in Töpfe von Keimlingen, aber auch von erwachsenen Pflanzen Schichten aus anorganischem Material eingebaut werden (siehe Info-Box). Dicke anorganische Schichten hindern die Trauermücken daran, ihre Eier in die Erde zu legen. In anorganischem Material können die Larven nicht überleben. Zu beachten ist hier, dass eine Schicht auf dem Substrat nicht ausreicht. Auch durch die Wasserabzugslöcher im Boden des Topfes gelangen Trauermücken in die Erde, um dort ihre Eier zu legen.

Springschwänze gehören eigentlich zu den Nützlingen im Erdreich. Sie sind bis zu einen Millimeter lang, weiß und fallen hauptsächlich beim Gießen auf, weil sie dann gemäß ihres Namens aufspringen. Ein mit Springschwänzen befallener Topf macht beim Gießen den Eindruck als hätte man mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser gegossen.

Springschwänze fressen in der Erde abgestorbene Pflanzenteile und sorgen somit für die nötige Kompostierung. Sie können nur in Ausnahmen schädlich werden, wenn sie zu zahlreich vorhanden sind und ihnen als Folge die Nahrungsquelle abgestorbener Pflanzenteile ausgeht. Dann werden in manchen Fällen auch gesunde Wurzeln angefressen.
Als Gegenmaßnahme kann der Topf (wenn die Pflanze in Erde steht) für mehrere Minuten mit Wasser geflutet werden. Dies schwemmt die Tiere an die Oberfläche und sie können mit dem überschüssigen Wasser abgegossen werden. Längeres Trockenhalten der Erde verringert die Anzahl an Springschwänzen ebenfalls. Häufig verschwinden die Tiere mit der Zeit aber von alleine, was Gegenmaßnahmen nicht zwingend erforderlich macht.

Im Frühjahr können außerdem noch Blattwespenlarven und Minierfliegenlarven auftreten. Auch diese sitzen häufig an Pflanzen mit weichen Blättern und gehören zu den Fraßschädlingen. Es sind mehrere Zentimeter lange Raupen, meist gut getarnt in hellem Blattgrün, die lange Gänge in die Blätter fressen. Vom befallenen Blatt bleibt nur die unterste Schicht übrig und das Blatt stirbt nach einer Weile ab.

Sowohl Blattwespen- als auch Minierfliegenlarven sind allerdings nur zeitweise auf den Pflanzen anzutreffen. Sobald die eigentlichen Tiere schlüpfen, ist der Befall von alleine beendet.
Da die Tiere recht groß sind, können sie als Gegenmaßnahme leicht von den Pflanzen abgesammelt werden.

Vorbeugen vor Schädlingen
Zum Vorbeugen reicht es bei vielen Schädlingen bereits, die Pflanzen über den Winter regelmäßig abzusuchen und eventuelle Schädlinge gleich zu entfernen. Exemplare, die in feuchteren Gegenden beheimatet sind, sollten öfter mit kalkarmem Wasser besprüht werden, um die Luftfeuchte zu erhöhen.
Ein früh erkannter Befall von Schädlingen kann meist schneller, einfacher und für die Pflanze stressfreier bewältigt werden, als ein starker, lange unbemerkter Befall, der zudem noch auf andere Pflanzen überspringen kann.



Info-Box: Trauermücken effektiv abwehren
Um einen Topf vor Trauermücken zu schützen, wird bereits beim Einsetzen der Pflanze unten in den Topf eine Schicht anorganisches Material eingebracht. Diese Schicht dient gleichzeitig der Drainage und kann zum Beispiel aus Seramis oder Splitt bestehen. Zusätzlich sollte die Drainageschicht dann noch mit etwa einem Zentimeter Aquarienkies abgedeckt werden.
Auf diese Schicht folgt nun das normale Substrat und der Wurzelballen der Pflanze.
Ist der Wurzelballen vollständig mit Substrat bedeckt, wird die Oberfläche mit einer weiteren Schicht feinem Aquarienkies abgedeckt. Die Deckschicht sollte wieder ein bis mehrere Zentimeter dick sein.
Bei der Wahl des Materials sollten feine Stoffe Vorzug finden, da gröberes Material Lücken lassen kann, durch die wieder Tiere eindringen können. Die Pflanzen stören sich an diesen Schichten meist nicht. Um die obere Schicht beim Gießen nicht aufzuwühlen und Lücken zu ermöglichen, sollten Trauermücken gefährdete Pflanzen nur von unten über den Untersetzer gegossen werden.

-pk-

Weitere Informationen und Bilder gibt es im Pflanzenmagazin Ausgabe 3/2010 Seite 56-59

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