Zimmerpflanzen: Die Renaissance des Bogenhanfs

Autor: Redaktion Magazin   
Veröffentlicht: 28.09.2010 - 08:11 Uhr
 
Die Vetreter der Gattung Sansevieria schmückten dank ihrer Genügsamkeit in den 60er und 70er Jahren vor allem öffentliche Gebäude und Restaurants. Ihr angestaubtes Image wurde unterstrichen durch die Vertreter, die sich in den Haushalten der Großeltern wiederfanden. Mittlerweile erlebt die „Schwiegermutterzunge“, wie die Sansevieria auch genannt wird, eine Renaissance. Mehr als 80 Arten sind so variabel im Aussehen, dass sich wirklich für jeden Geschmack eine Sansevierie findet.

Eine botanische Einordnung
Bereits 1794 benannte der schwedische Botaniker Carl Peter Thunberg die Pflanzengattung nach dem italienischen Adeligen Raimondo di Sangro VII., principe de Sansevero. Bei der botanischen Einordnung sind sich die Forscher nicht einig: manche tendieren zur Familie der Agavaceae, andere zu der der Liliaceae, neue Forschungen gehen von einer Familienzugehörigkeit zu den Ruscaceae – Mäusedorngewächsen – aus. Ihren Ursprung hat der Bogenhanf in Mittelafrika, von dort brachte er auch seine Genügsamkeit mit. Sansevierien sind anspruchslos und tolerant: auch kleine Pflegefehler verzeihen sie.
Ihre Eignung zum Designobjekt beweist die „Schwiegermutterzunge“ heutzutage in schlichten Dekorationen moderner Architekten und Designer. Ihren Spitznamen Bogenhanf verdankt sie der faserigen Konsistenz ihrer Blätter – daraus wurden früher angeblich Bogensehnen hergestellt. In den USA beschäftigen sich Forscher mit der Verwendbarkeit der Sansevieria als Faserpflanze.

Verschiedene Arten locken mit interessanten Farben und Formen
Um die 80 Arten der Sansevierien sind heutzutage bekannt. Darunter gibt es sehr hochwüchsige Vertreter wie Sansevieria trifasciata ’Laurentii’, die wohl bekannteste Sorte, aber auch kleine kompakte Pflanzen, beispielsweise Sansevieria trifasciata ’Golden Hahnii’, deren Blätter eine Art Rosette bilden. Besonderer Beliebtheit erfreut sich momentan die Sansevieria cylindrica in verschiedenen Kulturformen, deren runde Blätter bis zu einem Meter lang werden können.

Die Pflege ist einfach
Die Pflege des Bogenhanfs ist ideal für Faulpelze und Dauerurlauber, denn Wasser brauchen die Pflanzen selbst in der Wachstumsphase nur wenig. Im Winter wird das Gießen noch weiter reduziert. Auch an den Standort stellt die "Schwiegermutterzunge" keine außerordentlichen Ansprüche: sie mag es hell, verträgt es jedoch durchaus auch halbschattig. Umgetopft wird sie erst, wenn die Wurzeln sehr dicht werden. Idealerweise wird im Frühjahr umgetopft, durchlässige Erde eignet sich am besten für die genügsamen Pflanzen. Eine Mischung aus grobem Sand, Perlit und Blumenerde schützt vor Staunässe, da Wasser gut ablaufen kann. Dünger einmal im Monat reicht dem Bogenhanf aus.
Überwinterte Sansevierien können im Sommer nach draußen – dies sollte jedoch erst nach den Eisheiligen passieren. In jedem Fall ist eine Gewöhnung an die Sonne notwendig, da sonst Verbrennungen der Blätter die Folge sind. Obwohl die „Schwiegermutterzunge“ im Haus auch mit etwas weniger Licht zurechtkommt, ist sie im Sommer für einen hellen, sonnigen Platz dankbar.

Vermehrung - es gibt viele Varianten
Es gibt verschiedene Methoden, Sansevierien zu vermehren. Eine Möglichkeit besteht darin, die Pflanze zu teilen. Dazu wird der Bogenhanf ausgetopft und samt Wurzelballen geteilt. Schnittstellen können zum Desinfizieren mit Asche bestäubt werden. In der ersten Woche nach der Teilung sollte die Pflanze nicht gegossen werden, dadurch wird vermieden, dass sie zu faulen beginnt. Der Vorteil an dieser Methode ist, man erhält die Eigenschaften der zu vermehrenden Pflanze. Eine mehrfarbige Pflanze bleibt auch mehrfarbig.
Anders ist dies bei der Blattstecklingsmethode: Dazu teilt man ein Blatt in fünf bis zehn Zentimeter große Teilstücke. Die Schnittstellen sollten einige Stunden antrocknen, bevor sie ins Substrat gesteckt werden. Am besten werden sie schon direkt nach dem Schneiden so platziert, dass gut erkennbar ist, welche Schnittstelle nach unten gehört. Anschließend werden die Stecklinge etwa bis zur Hälfte in gut durchlässiges Substrat gesteckt. Hell und bei Temperaturen über 20 Grad sollten sich nach etwa zwei bis drei Monaten die ersten frischen Austriebe zeigen. Das Substrat darf in der Zwischenzeit nicht zu nass gehalten werden. Der Nachteil an dieser Methode ist, dass einige mehrfarbige Sansevieria-Sorten einfarbig grüne Austriebe produzieren. In diesem Fall wäre eine Teilung zu bevorzugen, um ganz sicher zu gehen, dass die gewünschte Zeichnung erhalten bleibt.
Wenn sich aus den Blattstecklingen gut bewurzelte Jungpflanzen entwickelt haben, fühlen sie sich in einem eigenen Topf am wohlsten.
Im Prinzip ist auch eine Vermehrung durch Samen möglich, eine Bodentemperatur von etwa 28 Grad ist dabei notwendig.

Für Schädlinge ist sie nicht sehr interessant
Besonders anfällig für Schädlinge sind Sansevierien nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen wachsen sie auch nicht dem Licht entgegen, sodass sich selbst die hochwachsenden Arten auch für etwas lichtärmere Standorte eignen.
Eine nicht allzu häufig auftretende Abnormität beim Bogenhanf sind Korkwucherungen. Dabei bilden sich auf den Blättern korkartige Gewebewucherungen. Ursache dafür sind anhaltend hohe Wassergaben bei geringer Lichtintensität. Entgegenwirken kann man diesen Wucherungen, indem man gerade im Winter weniger gießt und die Pflanzen heller und etwas kühler stellt. Dünger sollte tabu sein. Eine Krankheit im eigentlichen Sinn sind die Korkwucherungen nicht, sie bleiben jedoch als Schönheitsfehler zurück.

Die elegante Schönheit des Bogenhanfs setzt sich wieder vermehrt durch. Auch in den Läden gibt es wieder häufiger Sansevierien zu kaufen. Für Zimmerpflanzenliebhaber ist es eigentlich keine Frage: Sansevierien passen in jeden Haushalt. Aber Vorsicht: Wer mit einem Verteter beginnt, spürt bald die Suchtgefahr, noch andere und vielfältigere Formen besitzen zu wollen. -nf-






Fotos: ms/nf

Weitere Informationen und Bilder gibt es im Pflanzenmagazin Ausgabe 1/2010
forum/ftopic58638.html

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