Amerikaner geben schätzungsweise 5 Milliarden Dollar pro Jahr für pflanzliche Präparate aus, deren Wirkungen nicht nachgewiesen ist. In Deutschland dürften diese Ausgaben, entsprechend des prozentualen Bevölkerungsanteils in etwa gleich hoch sein. Diese Mittel versprechen gerne alles, kräftigen des Immunsystems, Abwehr gegen Erkältungen, über Eindämmung von Hitzewallungen bis zur Leistungssteigerung. Eine Studie beweist nun, Käufer sollten wesentlich vorsichtiger sein. Aktuelle DNA-Tests zeigen, dass viele Pillen und Pulver mit Heilkräutern nur wenig mehr als pulverisierter Reis und etwas trockenes Unkraut ist.
Mit einem Test namens DNA Barcode, einer Art genetischer Fingerabdruck, der auch gegen Etikettenschwindel in der Fischindustrie verwendet wird, testeten kanadische Forscher 44 der beliebtesten Kräutermittel von 12 Herstellern. Sie fanden heraus, dass viele nicht das sind, was sie gerne wären. So werden Verpackungen mit populären Kräutern beschriftet, im Produkt selber kommen sie aber nur stark verdünnt, oder gar nicht vor. Oft werden sie einfach durch billige Füllstoffe wie Soja, Weizen und Reis ersetzt oder gestreckt.
Verbraucherschützer und Wissenschaftler sind sich einig, dass die Hersteller von pflanzlichen Ergänzungsmitteln mit oft fragwürdigen Praktiken arbeiten. Die Vertreter der Industrie argumentieren, dass nicht alle Hersteller so vorgehen.
Für die Studie, wählten die Forscher beliebten Heilpflanzen aus, und kauften die Produkte nach dem Zufallsprinzip in verschiedenen Drogerien in Kanada und den Vereinigten Staaten.
Unter den untersuchten Mittel war Echinacea. Ein weltweit beliebtes Mittel zur Vorbeugung und Behandlung bei Erkältungen. Sie enthielten Parthenium hysterophorus, ein Kraut das zur Familie der Astern gehört und vorzugsweise in Indien und Australien wächst. Es kann Hautausschläge, Übelkeit und Blähungen verursachen. Zwar gehört auch Echinacea zur Familie der Astern, es ist aber eine andere Pflanze.
Zwei Produkte aus Johanniskraut könnten zu leichten Depressionen führen, denn sie enthalten keine Heilpflanzen. Anstelle dessen wurde Reis gefunden und eines der Produkte enthielt Alexandriner Senna, ein ägyptischer gelber Strauch, der ein sehr leistungsfähiges Abführmittel ist. Gingko Biloba, der als Leistungssteigernd gepriesen wird, war vermischt mit Füllstoffen und der Schwarznuss, eine potentiell tödliche Gefahr für Allergiker.
Von 44 pflanzlichen Präparaten die getestet wurden, zeigten ein Drittel keine Spur von den Pflanze, die auf den Flaschen beworben wurden. Viele waren versetzt mit Zutaten, die auf dem Etikett nicht aufgeführt sind, solche wie Reis, Sojabohnen und Weizen, die als Füllstoffe eingesetzt werden.
In einigen Fällen waren diese Füllstoffe das einzige was klar enthalten war. Ein Gesundheitsproblem für Menschen mit Allergien oder mit einer Gluteinunverträglichkeit, sagte der Studienleiter Steven G. Newmaster, Biologie-Professor und Direktor für botanische Artenvielfalt des Instituts von Ontario an der Universität von Guelph.
Weil diese neuesten Erkenntnisse durch DNA-Tests gesichert wurden, bieten sie vielleicht die glaubwürdigsten Beweise für viele Fälschungen, Verschmutzung und falsche Etikettierung. Die Industrie der Nahrungsergänzungsmittel ist ein sehr schnell wachsender Markt der schätzungsweise 29.000 pflanzliche Erzeugnisse und Stoffe weltweit verkauft.
"Unsere zufällige Auswahl, deutet darauf hin, dass die Probleme weit verbreitet und die Qualitätskontrolle für viele Unternehmen, sei es durch Ignoranz, Inkompetenz oder Unehrlichkeit, nicht akzeptabel sind", sagte David Schardt, Senior Ernährungsberater am Center for Science. Angesichts dieser Ergebnisse ist es schwer, irgendwelche pflanzlichen Präparate den Verbraucher zu empfehlen."
Dr. Newmaster betonte, dass in Pulvern und Pillen gar keine Extrakte gefunden wurden, aber man fand bei den DNA-Tests fast immer etwas Pflanzenmaterial in den Proben - nur nicht immer die Pflanze oder das Kraut, welches auf dem Etikett genannt wurde. Einige der Fälschungen könnten durch unbeabsichtigte Kreuzkontamination entstanden sein, aus Betrieben in denen verschiedene Pflanzen nebeneinander angebaut werden. Aber das alleine erklärt nicht, die vielen eigenartigen DNA Ergebnisse. So ergab die Studie, dass ein Produkt mit Traubensilberkerze, ein beliebtes Mittel gegen Hitzewallungen und andere Menopausen keine Silberkerze, aber eine ähnliche asiatische Pflanze, die Actaea asiatica enthielt, die für den Menschen giftig ist.
Zu einem ähnlichen Ergebnis, kam eine andere Studie über die Traubensilberkerze am Stony Brook University Medical Center, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde. 36 Traubensilberkerzen-Produkte aus Onlineshops und Drogerien zeigten, dass ein Viertel von ihnen keine Traubensilberkerze enthielt, sondern eine Zierpflanze aus China.
Quelle:
http://www.nytimes.com/2013/11…-seem.html