Hallo,
mich hat der Gartenvirus bereits als Kind im riesigen Selbstversorger-Garten meiner Großeltern erwischt.
Es war ein wunderschöner Garten, in dem ich sowohl, die Pflanzen als auch die Tiere kennen lernte. Es gab einen Brunnen darin mit einer Schwängelpumpe, die schrecklich quietschte beim Betätigen. Außerdem ein Hühnerhaus, in dem anfangs noch Hühner gehalten wurden.
Am hinteren Rand des Garten standen Walnuss- und Zwetschgenbäume.
In den Beeten wuchs alles, aber wirklich alles, was man zum Leben brauchte: Kartoffeln, Salat, Tomaten, Bohnen, Kohlrabi, Gurken, Erdbeeren, Rotkohl, Kräuter und, und, und...
Zwischendrin setzten "bäuerliche" Blumen, wie Sonnenblumen, Astern, Phlox usw. herrliche Farbtupfer.
Ich kann mich an viele Nachmittage erinnern, an denen die Ernte des Gartens verarbeitet wurde.
So machte man z.B. damals noch selbst Essiggurken ein. Die Gurken mussten gebürstet und wenn ich mich recht erinnere danach über Nacht in Salz eingelegt werden.
Wir entfädelten und schnippelten Bohnen, die anfangs, als noch keine Tiefkühltruhe da war, eingedost wurden.
Den Stachelbeeren mussten mit einer kleinen Nagelscheren die "Schwänzchen" abgeschnitten werden.
All diese Arbeiten fanden draussen auf der Terrasse statt und es war überhaupt keine Frage, dass wir Kinder mitgeholfen haben.
Außerdem hatten meine Großeltern noch einige Äcker auf denen weitere Obstbäume standen. Und es gab ein riesiges Grundstück mit Johannisbeersträuchern. Wenn Erntezeit war, halfen alle mit und wir pflückten tagelang! Aus den Beeren wurde damals Sirup gekocht. Der Sirup wurde im Winter dann mit Wasser verdünnt - er hat herrlich geschmeckt!
Es gab noch etwas im Garten, das mich als Kind immer besonders fasziniert hat: Mein Opa hatte Birnbäume, die er als Spalier gezogen hat (allerdings nicht am Haus entlang, sondern an einem Gerüst). In diesen Birnbäumen hingen überall Flaschen. Die Flaschen wurden, sobald die Birnen kleine Früchte angesetzt hatten, über die Birnen gebunden und im Laufe des Sommer wuchs die Birne in die Flasche hinein. Wenn sie reif war, wurde die Flasche mit (selbstgebranntem)Schnaps aufgefüllt und man hatte so einen sehr originellen Birnenschnaps zum Verschenken.
Dass meine Großeltern bei soviel Arbeit mit dem großen Garten niemals in Urlaub fuhren, versteht sich von selbst. Erstens war es damals noch nicht so üblich, vor allem bei der älteren Generation, zweitens hätten sie es auch nicht gewollt.
Um so geheimnisvoller war die riesige Schneckenmuschel, die (ich habe nie erfahren woher) unter einem Baum im Garten lag. Als Kinder hatten wir unsere Freude daran, sie ans Ohr zu halten, weil man uns gesagt hatte, wir könnten darin das Meer rauschen hören.
Wir wohnten damals recht weit von meinen Großeltern entfernt (als noch noch keine Autobahn gab, war es eine Tagreise). Wenn wir wieder nach Hause fuhren, war das Auto meiner Eltern bis an den Rand voll gepackt mit den herrlichsten Schätzen aus dem wunderbaren Garten!
So war der Garten meiner Großeltern für mich Vielfalt, Reichtum, Geheimnis, Entdeckung, ein Ort des Lernens und vieles mehr.
Keine Frage, dass ich seit es irgend wie möglich war (anfangs noch mit einem gepachteten Grundstück) heute im eigenen Garten, pflanze, hege und pflege. Und wenn ich an manchen Abenden beinahe auf allen Vieren ins Haus krieche, weil ich wieder den ganzen Nachmittag Unkraut gejätet habe, oder wenn ich anstatt abends gemütlich auf der Terrasse zu sitzen in der Dämmerung immer noch Gießkannen schleppe um meine vielen, vielen Kübel, Töpfe und Beete zu gießen, dann weiß ich, dass ich trotz der vielen Arbeit meinen Garten und das Grün um mich herum niemals hergeben möchte!
Gruß Irene