Ich möchte hier mal von meinen Erfahrungen berichten, die ich als TropicsFan gemacht habe.
Ebenso wie der TE war ich der Meinung, dass Lüften, speziell im Winter, Gift für die Babies sind. Von wegen dem kalten Zug (man liest ja genug darüber). Ich muss dazu sagen, dass ich ein Haus habe, dass auf drei Stockwerke verteilt ist, die logischerweise mit einem Treppenhaus miteinander verbunden sind. So, meine Idee war jetzt, dass es ausreichten würde, einfach die Tür vom Pflanzenzimmer (23°C, 60-80% rLF) zu öffnen, um so die warme, feuchte Luft ins Treppenhaus zu entlassen.
Rein von der Physik her, wäre das schon gegangen (2. HS Thermodynamik - warm geht zu kalt, feucht zu trocken), aber die Dynamik war natürlich viel zu gering. Dazu kam, dass dummerweise vor der Aussenwand (Westsweite) Schränke (5,5x2 m) standen.
Kommen wir nun zum Resultat dieser Konstellation: rechts neben dem Schrank war ein Sitzkissen (wie man es z.B. fürs Fußballstadion verwendet) flächig an die Wand gelehnt. Dieses wollte ich für den samstäglichen Besuch meines Heimatvereins ins Stadion mitnehmen. Doch - oh Schreck! - es hatte sich eine veritable Pilzkultur diverser Schimmelarten angesiedelt und sowohl die Wand, als auch das Sitzkissen waren befallen. Ok, nicht schlimm habe ich mir gedacht, das Kissen in die Waschmaschine (90°C) befördert und die relativ kleine Stelle an der Wand 15 Minuten mit dem Heißluftföhn behandelt. damit war die Sache für mich rum ums Eck.
Bis ich am darauffolgenden Montag einen ziemlich aufgeregten Anruf meiner Frau im Büro erhielt. Links neben dem Schrank stand ein kleiner, hockerähnlicher Stoffbehäter mit Deckel, in dem man allerlei Zeug verstauen konnte. Dieser stand ebenfall in flächigem Kontakt zur Wand und zeigte die gleichen Symptome wie das Sitzkissen. Eben nur viel großflächiger.
Zu Hause angekommen, habe ich die Schränke zerlegt und von der Wand weggezogen. Da war dann richtig Alarm! Vom Boden bis in etwas Kopfhöhe war die gesamte Wand über und über mit Schimmel bedeckt. Alle bekannten Farben waren dabei: schwarz, rot, gelb, grün und sogar blau. Erstmal in den Keller und die Atemschutzausrüstung, die ich sonst zum Lackieren verwende, klargemacht, ebenso wie die Augenschutzbrille, die normalerweise fürs Flexen zum Einsatz kommt.
Nachdem der gesamte Inhalt der Schränke ausgeräumt war (den Megaeinsatz der Waschmaschine, nebst den Kosten für 90° Wäsche kann man sich vorstellen), kam dann DanKlorix im Verhältnis 1:1 zum Einsatz. Gott sei Dank hatte der Schimmel noch nicht die Wandfarbe durchdrungen und so hat die Chlorbrühe mit den Pilzen in ~12 Stunden ziemlich kurzen Prozess gemacht. Nach ~24 Std. war die Wand wieder schneeweiß, doch im Pflanzenzimmer hat es dann gerochen wie im Mischraum eines Hallenbades. Um ganz sicher zu gehen, habe ich die Behandlung in vollem Umfang noch einmal durchgeführt.
Die Konsequenz war, dass man den Raum zwei (!) Wochen nicht mehr nutzen konnte, bis der Chlorgestank einigermaßen erträglich wurde. Alle Außenwände des Zimmers wurden danach mit spezieller Antischimmelfarbe (sauteuer!) zwei mal gestrichen. ein Schranksegment mußte auf dem Sperrmüll entsorgt werden, da der Schimmel die Rückwand durchdrungen hat und auch auf der Innenseite fröhliche Urständ hielt.
Die Aussenwände sind jetzt durch Umstellen jetzt möbelfrei und bei allen anderen Wänden wurde ein Abstand von mind. 10 cm eingehalten, um die Luftzirkulation hinter den Schränken zu gewährleisten. Gelüftet wird jetzt im Winter 2 x tägl. - morgens und abends. Dazu wird im Dachgeschoß und im Pflanzenzimmer ein Fenster geöffnet. Es ist unglaublich, was da für ein Kamineffekt entsteht: es entwickelt sich ein regelrechter Wind und die "alte" Luft wird innert kürzester Zeit durch frische ersetzt. Die neue Luft von außen ist of course mit wesentlch weniger Sporen und sonstigem Mikrogetier belastet und enthält wesentlich mehr Sauerstoff als es Deine Pflanzen jemals produzieren können.
Nach nur wenigen Minuten ist die komplette Raumluft ersetzt und die Fenster können wieder geschlossen werden. Die Wände haben ihre ursprüngliche Temperatur kaum eingebüßt und deswegen sind die 20 - 25°C, die unsere Babies so lieben, auch im Nu wieder erreicht. Bleibt die Frage nach der Luftfeuchtigkeit: nach dem Lüften und anschließendem Wiedererwärmen liegt die so bei 30-35% rLF - viel zu trocken für die Tropics. Ich verwende dafür einen Venta-Luftwäscher, den ich nach dem Schließen der Fenster und Wiederaufdrehen des Heizkörpers für eine paar Minuten bei voller Leistung laufen lasse. Nach ~30 Minuten sind sowohl die Temperatur als auch die rLF wieder im optimalen Bereich (22°C, 55% rLF) und meine Lieblinge fühlen sich pudelwohl.
Ich kann Dir nur raten, meine Erfahrungen Ernst zu nehmen, denn den Schimmel hast du schneller in der Bude, wie du glaubst. Bei mir hat das nur eine Woche bis zur Katastrophe gedauert. Dass die Fungis extrem gesundheitsgefährdent sind, dürfte klar sein. In der Anfangszeit sorgen sie für Probleme in den oberen Atemwegen, danach kommen die allergischen Reaktionen und zum Schluß siedeln sich die Burschen in Deinem Körper an. Wärst nicht der Erste, der im wahrsten Sinne des Wortes "verschimmelt".
Tu Dir den Gefallen und lüfte! Räum die Babies aus dem (kaltem) Luftstrom von außen and let it run. Wenn die Temps auch mal kurz auf unter 15°C fallen, stirbt da niemand, wenn im Anschluß wieder geheizt und für die nötige rLF gesorgt wird.