Ich habe selbst noch nie Orchideen aus Samen vermehrt, habe aber einige Orchideenbücher bei mir zu Hause. Hier mal eine kurze Übersicht zur Vermehrung.
Als erstes ist die Wahl der Aussaatgefäße wichtig. Hierfür eignen sich zum Beispiel Reagenzgläser. Sie müssen hitzebeständig sein (wegen der Sterilisierung) und eine möglichst kleine Öffnung haben, um eine Infektion durch Pilz- und Bakteriensporen so gut wie möglich zu verhindern.
Als erstes muss der Nährboden kurz aufgekocht werden. Dabei werden pflanzliche oder anorganische Nährstoffe hinzugefügt (hängt von der Orchideenart ab). Anschließend muss der pH-Wert ermittelt werden. Um den Nährboden suarer zu machen, kann man tropfenweise Schwefel- oder Salpetersäure hinzugeben. Um dem Nährboden weniger sauer zu bekommen, gibt man Natronlauge hinzu.
Der noch heiße Nährboden wird in die Gefäße gefüllt (zum Beispiel Reagenzgläser). Dabei dürfen die Öffnung und die Seitenwände nicht mit dem Nährboden berührt werden.Dann werden die Gefäße mit einem Stopfen verschlossen. Dieser kann aus Watte oder besser aus Zellstoff sein. Sie müssen so gewickelt werden, dass ein Gasaustausch zwar möglich ist, aber keine Pilz- oder Bakteriensporen eindringen können.
Danach werden die Gefäße zweimal im Abstand von zwanzig Minuten bei 100 Grad sterilisiert. Hierzu kann man einen Schnellkochtopf mit den Eigenschaften eines Drucktopfes verwenden. Zwanzig Minuten reichen dabei für die Sterilisation aus..
Dann werden die Gefäße in eine schräge Lage gebracht, damit der Nährboden eine möglichst große Oberfläche bildet. Er sollte aber nicht zu schnell abkühlen, damit eine starke Kondenswasserbildung verhindert wird.
Aus aufgeplatzten Kapseln geernteter Samen muss sterilisiert werden. Am einfachsten ist es, 10 Gramm frischen Chlorkalk in 140ml destilliertem Wasser zu lösen und den Aufguss zu filtrieren (durch ein Filterpapier laufen lassen). In einem kleinen Reagenzglas übergießt man den Samen mit einigen Millilitern des Filtrats und schüttelt das Ganze zehn bis zwanzig Minuten intensiv durch. Danach schüttet man die Sterilisationsflüssigkeit vorsichtig weg.
Auf einem elektrischen Kocher erhitzt man in einem flachen Kochtopf Wasser bis zum Sieden und reduziert dann die stromzufuhr so, dass eine ständige Dampfentwicklung stattfindet.
In die linke Hand nimmt man nun das sterile Gefäß mit dem Nährboden und das Gefäß mit den sterilen Samen und hält die beiden Öffnungen in den aufsteigenden Wasserdampf. Mit einem Impfspatel wird eine kleine Menge Samen möglichst gleichmäßig auf der Oberfläche des Nährbodens verteilt. Dabei dürfen die Öffnungen der Gefäße nicht aus dem Wasserdampf raus.
Der Watte- oder Zellstoffpfropfen wird über einer Gas- oder Spiritusflamme kurz abgeflammt und dem Glas mit dem Nährboden wieder aufgesetzt, und zwar so, dass er ein Stück über der Oberkante des Gefäßes hinausragt.
Das Ganze wird mit einer dünnen Schicht Zellstoff abgedeckt, die zur Abwehr eindringender Pilz- oder Bakteriensporen mit einem Fungizid eingepudert wurde. Dann folgt noch eine Kappe aus dünner PVC- oder Alufolie, die eine Wasserverdunstung aus dem Nährboden weitgehend verhindert.
Bei 22 Grad, diffusem Licht und einer Luftfeuchtigkeit um 60% sind sie am besten untergebracht. Dabei sollten die Gefäße nicht zu häufig berührt werden.
Ilyana