Fruchtreife der Erdbeere - genießbar und ungenießbar
Autor: Frank Veröffentlicht: 21.10.2013 - 08:50 Uhr
Umschalten zwischen Anziehung und Abstoßung Aktuelle Forschungen belegen anhand des Beispiels der Erdbeere, wie Pflanzen mit einzelnen Genen die Attraktivität ihrer Früchte steuern. So lockt die Erdbeere mit ihren roten Beeren Vögel und Säugetiere an, die die Früchte verzehren. Die unverdaulichen Samen auf der Frucht werden von diesen Tieren wieder ausgeschieden. So tragen die Nutznießer der Pflanze auch zu ihrer Vermehrung bei. Damit nur reife Früchte verzehrt werden, steuert die Pflanze die Genießbarkeit und die Farbe der Frucht durch ein Enzym: die Anthocyanidin-Reduktase.
Der schmale Grad zwischen Anziehung und Abwehr Die Erdbeere ist durch ihre tiefrote Farbe und den süßen Geschmack für Tiere, Vögel und auch Menschen attraktiv. Wilde Erdbeeren locken Tiere an, die bei ihrer Vermehrung helfen sollen. Die Erdbeere ist streng gesehen übrigens keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht. Die winzigen hellen Punkte auf der Frucht sind kleine, ein Millimeter große Nüsse, aus denen sich neue Pflanzen bilden können. Sind diese Samen noch nicht ausgereift, wäre es für die Vermehrung der Pflanze hinderlich, würden diese unreifen Früchte bereits verzehrt werden. Das Enzym Anthocyanidin-Reduktase steuert den Reifeprozess der Frucht und macht diese erst ab der Reife genießbar.
Steuerung durch das Enzym Während der Phase des Wachstums steuert das Enzym die Synthese der Metaboliten, die in grünen Pflanzen Proanthocyanidine genannt werden. Diese Zusammensetzung schützt die Pflanze vor Räubern, abiotischem Stress und Erregern. Wenn die Samen auf der Oberfläche der Erdbeere reif sind, wird das Enzym abgeschaltet. Somit werden Vorläufer von Pro- Anthocyanidin verfügbar, die für die Herstellung von Anthocyanidin gebraucht werden. Dieser Stoff ist zuständig dafür, dass die Erdbeere die Signalfarbe Rot entwickeln und Lebewesen anlocken kann.
Mit der Entwicklung von der grünen zur roten Farbe steuert die Pflanze die Abwehr, die Anziehung und die Genießbarkeit. Die Forschung über die Funktion der (Pro-)Anthocyanidine kann auch für die Landwirtschaft von Interesse sein, da so die Menge der gesprühten Pestizide bestimmt werden kann.
In einem Fernsehbeitrag (ich weiß leider nicht mehr wie er hieß) wurde beschrieben, dass die Erdbeere bei der Vermehrung ihrer Samen ganz besonders auf die Schnecke setzt und dass die schönen Erdbeeren rein evolutionstechnisch Früchte für die Verbreitung durch Schnecken sind. Das fand ich dann doch sehr belustigend, insbesondere da wir "unsere" Erdbeeren nicht so gerne mit den schleimigen Vertretern der heimischen Tierwelt teilen wollen...