Abschieds- und Erinnerungskultur
Auch die Orte des Trauerns und des Abschiednehmens von Verstorbenen sind dem Zeitgeist unterworfen. Ihre Gestaltung unterliegt den jeweiligen gesellschaftlichen Normen, wissenschaftlichen Erkenntnissen, religiösen Vorstellungen sowie medialen Sehgewohnheiten. Die Kurzstudie „Schöne Orte den Toten - Kulturwissenschaftliche Umkreisungen des Totenkults zu Beginn des 21. Jahrhunderts" von Dr. Traute Helmers widmet sich diesem besonderen Thema. Abschieds- und Aufbahrungsräume in Krankenhäusern, Hospizen, Krematorien oder Bestattungsinstituten werden von der Autorin genauso in den Blick genommen wie Friedhöfe und Friedwälder. Sie hinterfragt, was Menschen denken und fühlen, was sie wünschen und erwarten, wenn sie sich von einem Verstorbenen verabschieden oder sich ihrer Toten erinnern wollen. Außerdem beleuchtet sie schlaglichtartig, wie sich die Abschieds- und Erinnerungskultur im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie sich dies an den verschiedenen Orten widerspiegelt.
Zurück zur Natur
So hat sich beispielsweise die Friedhofs- und Bestattungskultur in der Bundesrepublik in den letzten Jahren stark verändert. Zwei Trends, die man bei einem Friedhofsbesuch deutlich wahrnehmen kann und die Helmers u.a. in ihrer Studie beschreibt, sind die Renaturalisierung und die Individualisierung, was Beisetzungsformen und Grabgestaltung betrifft.
Immer mehr Verstorbene werden in Deutschland eingeäschert. Das mag damit zu tun haben, dass die Kosten und der Aufwand für eine Urnengrabpflege deutlich geringer sind als bei einer Erdbestattung. Aus dem Grund des vermeidbaren Pflegeaufwandes werden gewiss auch Seebestattungen oder das Beisetzen der Urnen in Friedwäldern oder so genannten Trauergärten immer beliebter. Darüber hinaus üben Naturbestattungsräume für viele Menschen heute aber auch eine besondere Faszination aus: Mit dem Wiedereinfügen eines Toten in den Kreislauf der Natur wird die Sterblichkeit als sinngebender Akt wahrgenommen. Dagegen wird das klassische Grab mit solch positiven Assoziationen offenbar seltener in Verbindung gebracht.
Persönliche Zeichen
Bei der Grabgestaltung scheint es in den letzten Jahren eine gewisse Abkehr vom Mainstream und der ästhetischen Gleichschaltung zu geben. Nicht nur bei der Auswahl der Grabsteine und der Bepflanzung suchen viele Hinterbliebene nach individuellen Wegen. Anders als noch vor einigen Jahren, werden heute immer häufiger auch ganz persönliche Trauerzeichen an einem öffentlichen Ort wie dem Friedhof platziert. Das können Kuscheltiere, kleine Engel, selbstgebastelte Osterhasen, Bänder in den Bäumen oder Fotos und Briefe sein. Designgrundsätze und traditionelle ästhetische Vorstellungen treten bei einer solchen Grabgestaltung zumeist in den Hintergrund. „Erinnerungsformen, die vormals als ‚peinlich, hilflos etc.‘ registriert bzw. eliminiert wurden, erfahren eine Aufwertung zum gewollten, visuellen Kommentar des Ortes", stellt Helmers fest. „Das Banale wird als absichtsvolle wie auch als beiläufige Erscheinungsform sozialer Gedächtnisse geschichtsfähig."
Zukunft gestalten
Die Kurzstudie von Dr. Traute Helmers ist der jüngste Beitrag der von Aeternitas e.V. ins Leben gerufenen Initiative „Zukunft gestalten". Mit der im Februar 2012 herausgegebenen Arbeit möchte der Verein die öffentliche Diskussion über derzeitige und künftige Entwicklungen in der Abschieds- und Erinnerungskultur wach halten. Die Fachöffentlichkeit aus Bestattungswesen, Kunst, Architektur, Religion und Wissenschaft soll ins Gespräch gebracht werden. Darüber hinaus ist aber auch jeder an diesem Thema Interessierte eingeladen, seine Ansichten zur Abschieds- und Erinnerungskultur in die Diskussion einzubringen. Alle eingesandten Beiträge werden auf der Aeternitas-Homepage veröffentlicht.
GPP/Aeternitas
Auch die Orte des Trauerns und des Abschiednehmens von Verstorbenen sind dem Zeitgeist unterworfen. Ihre Gestaltung unterliegt den jeweiligen gesellschaftlichen Normen, wissenschaftlichen Erkenntnissen, religiösen Vorstellungen sowie medialen Sehgewohnheiten. Die Kurzstudie „Schöne Orte den Toten - Kulturwissenschaftliche Umkreisungen des Totenkults zu Beginn des 21. Jahrhunderts" von Dr. Traute Helmers widmet sich diesem besonderen Thema. Abschieds- und Aufbahrungsräume in Krankenhäusern, Hospizen, Krematorien oder Bestattungsinstituten werden von der Autorin genauso in den Blick genommen wie Friedhöfe und Friedwälder. Sie hinterfragt, was Menschen denken und fühlen, was sie wünschen und erwarten, wenn sie sich von einem Verstorbenen verabschieden oder sich ihrer Toten erinnern wollen. Außerdem beleuchtet sie schlaglichtartig, wie sich die Abschieds- und Erinnerungskultur im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie sich dies an den verschiedenen Orten widerspiegelt.
Zurück zur Natur
So hat sich beispielsweise die Friedhofs- und Bestattungskultur in der Bundesrepublik in den letzten Jahren stark verändert. Zwei Trends, die man bei einem Friedhofsbesuch deutlich wahrnehmen kann und die Helmers u.a. in ihrer Studie beschreibt, sind die Renaturalisierung und die Individualisierung, was Beisetzungsformen und Grabgestaltung betrifft.
Immer mehr Verstorbene werden in Deutschland eingeäschert. Das mag damit zu tun haben, dass die Kosten und der Aufwand für eine Urnengrabpflege deutlich geringer sind als bei einer Erdbestattung. Aus dem Grund des vermeidbaren Pflegeaufwandes werden gewiss auch Seebestattungen oder das Beisetzen der Urnen in Friedwäldern oder so genannten Trauergärten immer beliebter. Darüber hinaus üben Naturbestattungsräume für viele Menschen heute aber auch eine besondere Faszination aus: Mit dem Wiedereinfügen eines Toten in den Kreislauf der Natur wird die Sterblichkeit als sinngebender Akt wahrgenommen. Dagegen wird das klassische Grab mit solch positiven Assoziationen offenbar seltener in Verbindung gebracht.
Persönliche Zeichen
Bei der Grabgestaltung scheint es in den letzten Jahren eine gewisse Abkehr vom Mainstream und der ästhetischen Gleichschaltung zu geben. Nicht nur bei der Auswahl der Grabsteine und der Bepflanzung suchen viele Hinterbliebene nach individuellen Wegen. Anders als noch vor einigen Jahren, werden heute immer häufiger auch ganz persönliche Trauerzeichen an einem öffentlichen Ort wie dem Friedhof platziert. Das können Kuscheltiere, kleine Engel, selbstgebastelte Osterhasen, Bänder in den Bäumen oder Fotos und Briefe sein. Designgrundsätze und traditionelle ästhetische Vorstellungen treten bei einer solchen Grabgestaltung zumeist in den Hintergrund. „Erinnerungsformen, die vormals als ‚peinlich, hilflos etc.‘ registriert bzw. eliminiert wurden, erfahren eine Aufwertung zum gewollten, visuellen Kommentar des Ortes", stellt Helmers fest. „Das Banale wird als absichtsvolle wie auch als beiläufige Erscheinungsform sozialer Gedächtnisse geschichtsfähig."
Zukunft gestalten
Die Kurzstudie von Dr. Traute Helmers ist der jüngste Beitrag der von Aeternitas e.V. ins Leben gerufenen Initiative „Zukunft gestalten". Mit der im Februar 2012 herausgegebenen Arbeit möchte der Verein die öffentliche Diskussion über derzeitige und künftige Entwicklungen in der Abschieds- und Erinnerungskultur wach halten. Die Fachöffentlichkeit aus Bestattungswesen, Kunst, Architektur, Religion und Wissenschaft soll ins Gespräch gebracht werden. Darüber hinaus ist aber auch jeder an diesem Thema Interessierte eingeladen, seine Ansichten zur Abschieds- und Erinnerungskultur in die Diskussion einzubringen. Alle eingesandten Beiträge werden auf der Aeternitas-Homepage veröffentlicht.
GPP/Aeternitas
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