Topinambur - schon der Name klingt geheimnisvoll. Tatsächlich ist er auf ein brasilianisches Indianervolk zurück zu führen. Allerdings hatten diese Indianer nicht mehr mit der Knolle zu tun, als dass sie zum Zeitpunkt der Einführung im Jahre 1610 gerade in Europa weilten. Denn kurzerhand gab man der alten Kulturpflanze den Namen dieses Indianerstammes, sie war ja als so genannte Indianerpflanze nach Europa gekommen. Tatsächlich stammen die Knollen aber aus Mexiko und wurden schon in vorkolumbianischer Zeit von den einheimischen, indigenen Urvölkern angebaut. Topinambur (botanisch Helianthus tuberosus) ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblüter. Sie ist nahe verwandt mit der Sonnenblume. Ihre Blütenstände erinnern an den beliebten ‘Langen Heinrich’, eine alte Bauerngarten-Staude, die ebenfalls der Gattung Helianthus angehört.
Eine Knolle weltweit angebaut
Neu ist sie also nicht. Sie wurde bereits vor Einführung der Kartoffel in Deutschland erfolgreich angebaut. Von der ertragreicheren Kartoffel wurde sie dann aber wieder verdrängt. Heute wird sie immer noch in einigen Anbaugebieten in Baden, Brandenburg und Niedersachen erwerbsmäßig kultiviert. Der Großteil der hiesigen Ernte wird für die Schapsbrennerei verwendet.
In Nordamerika, Russland, Australien und Asien liegen die Hauptanbaugebiete.
Andere Bezeichnungen für die Topinambur sind Borbel, Erdartischocke, Erdbirne, Erdschocke, Erdsonnenblume, Erdtrüffel, Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle, Jerusalem-Artischocke, Kleine Sonnenblume, Knollensonnenblume, Rosskartoffel, Schnapskartoffel, Süßkartoffel und Zuckerkartoffel. Einige dieser Namen werden jedoch in verschiedenen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz für andere Feldfrüchte verwendet und damit ist die Verwechslungsgefahr groß.
Gesunder Südamerikaner
Durch die großen Mengen an Inulin, nicht Insulin, und Ballaststoffen sowie Eiweiß ist sie gut als Diätkost geeignet. Ihre Süße wird für Diabetiker empfohlen, da Inulin erst im Dickdarm in Fructosezucker gespalten wird. Vorher wirkt es wie ein Ballaststoff. Der regelmäßige Genuss senkt die Blutfettwerte und fördert Bifidobakterien im Magen-Darm-Trakt.
Sie hat eine gelbliche, bräunliche oder rötliche Schale und wächst zu rundlichen, ovalen oder spindelförmigen, unebenen Knollen heran. Die Erdartischocke schmeckt süßlich und macht sich sowohl als Rohkost im Salat als auch, ähnlich Kartoffeln, gekocht, gebraten oder frittiert in vielen Gerichten sehr gut. Hierzu muss sie nicht geschält werden, kräftiges Abbürsten unter fließendem Wasser ist ausreichend. Auch zu hochprozentigem Verdauungschnaps wird Topinambur häufig gebrannt. Dem Vieh und Wild schmeckt die Pflanze ebenfalls. Sie wird heute wie früher als Futterpflanze verwendet, wobei sowohl die Knollen als auch die grünen Pflanzenteile hierfür geeignet sind. Wühlmäuse, Kaninchen und andere Nagetiere fressen Topinambur auch sehr gerne und können im Hausgarten zur Konkurrenz des Gärtners werden.
Entscheidung auf Dauer
Der Anbau ist vergleichsweise einfach und wenig aufwendig. In gut gelockerte Erde legt man die Knollen im Februar bis April. Sie werden in der Reihe mit einem Abstand von 30 Zentimetern gelegt. Die Reihen sollten etwa 60 Zentimeter Abstand haben. Die Pflanztiefe beträgt zehn Zentimeter.
Topinambur gedeiht auf nährstoffarmen Böden, erweist sich aber mit einer kaliumbetonten Düngung als deutlich ertragreicher. Ein Tomatendünger beispielsweise ist gut geeignet. Geerntet wird ab November, wenn die grünen Pflanzenteile der Staude absterben.
Ist die Knollensonnenblume einmal im Garten, so wird sie nur schwer wieder vollständig zu entfernen sein. Aus kleinen Brutknollen oder Knollenteilen entwickeln sich auch nach sorgfältigster Ernte immer wieder neue Pflanzen.
Aus diesem Grund wird oft empfohlen, Topinambur in Kübeln anzubauen. Dies mindert den Ertrag jedoch stark und ist bei kontrolliertem Anbau nicht notwendig.
Die Sorten sind vielfältig und von unterschiedlicher Gestalt. Man kennt alte Sorten wie ‘Waldspindel’, ‘Bianka’, ‘Rote Zonenkugel’ und neue Züchtungen wie ‘Henriette’, ‘Gute Gelbe’, ‘Gigant’ und ‘Topstar’. Leider sind sie alle nicht lange lagerfähig, so dass man sie von November bis April direkt aus dem Garten in die Küche holt. Im Gegensatz zur Kartoffel ist die Knolle bis minus 30 Grad frosthart und lässt sich unter einer dicken Decke aus Stroh oder Tannenzweigen auch im Winter ernten.
Besser unter Kontrolle
Leider kann man die Sonnenblumenverwandte heute als Neophyt ansehen. Sie wurde als Wild- und Viehfutter unkontrolliert ausgebracht, verbreitet sich durch Wühlmäuse und treibt auf Bächen und Flüssen kilometerweit, um sich in neuen Habitaten anzusiedeln. Durch ihren starken und bis drei Meter hohen Wuchs verdrängt sie in der Natur einheimische Pflanzenarten. Dies scheint besonders an Gewässerufern häufiger zu Problemen zu führen. Sie ist allerdings nicht an allen Standorten invasiv und damit problematisch.
Im Hausgarten kann sie weiterhin problemlos angebaut werden, nur sollte sie weder mit Bodenaushub noch über andere Abfälle in die Natur gelangen, denn schon kleinste Teile der Knolle können austreiben und zu großen Pflanzen heranwachsen.
Bioenergie aus der Knolle
Die Grünmasse der Topinambur eignet sich als Brennstoff in pelletierter Form genauso wie die ganze Pflanze zur Erzeugung von Bioethanol.
Der Gewinn an Energie kann sich hierbei sehen lassen, denn gute drei Kilo getrocknete Pflanzenmasse entsprechen einem Kilo Heizöl. Bei der Gewinnung von Ethanol wird die Indianerknolle nur von der Zuckerrübe geschlagen.
Die Erdsonnenblume ist ein vielseitiges Gemüse, das nicht nur der menschlichen Ernährung dienen kann. Ihr großes Potential und ihre Genügsamkeit macht sie für den Anbau im eigenen Garten interessant. Sie kann den Speiseplan erweitern, des Gärtners Kleintiere ernähren und erfreut als Zugabe noch mit sonnengelben Korbblüten. Einen Versuch ist sie allemal wert. -ab-
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