Kompass-Pflanze Lactuca serriola f. integrifolia

 
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Dieter Hermann

Ein erstaunliches Phänomen lässt mich auf die, kürzlich vorgestellte Lactuca serriola f. integrifolia, den Kompass-Lattich, zurückkommen.
Dieser hält die Breitseite seiner Blätter nicht, wie die meisten Pflanzen (mehr oder weniger) parallel zur Erdoberfläche, sondern senkrecht dazu. Außerdem richtet er sie in Nord-Süd-Richtung aus (s. Foto). Daher der Name "Kompass-Lattich".
Das verschafft der Pflanze den Vorteil, das schwächere Sonnenlicht am Vor- und Nachmittag besser ausnutzen zu können. Zudem vermeidet die senkrechte Blattstellung eine zu starke Erhitzung bei Sonnenhöchststand.
Das zweite der folgenden Fotos wurde gegen 17.00 Uhr von Osten her aufgenommen, so dass die von Westen her beschienenen Blätter leuchtend grün erscheinen.

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass sich Pflanzen mit Hilfe der Schwerkraft kleiner Partikel, die sie in die Zellen des Vegetationskegels einbauen, im Schwerefeld der Erde orientieren, also Oben und Unten unterscheiden können. Wer weiß - vielleicht bedienen sich die Kompass-Pflanzen zur Nord-Süd-Ausrichtung ihrer Blätter mittels ferromagnetischer Substanzen des Erdmagnetfeldes.

Bisher habe ich noch nicht herausfinden können, ob Untersuchungen mit dieser Fragestellung durchgeführt worden sind. Vielleicht weiß die / der eine oder andere mehr darüber.
Lactuca serriola f. integrifolia (2).JPG
Lactuca serriola f.  …  (2).JPG (114.94 KB)
Lactuca serriola f. integrifolia (2).JPG
Lactuca serriola f. integrifolia (1).JPG
Lactuca serriola f.  …  (1).JPG (85.06 KB)
Lactuca serriola f. integrifolia (1).JPG
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Nuwa

das Sonnenlicht scheint schon der entscheidende Faktor für die Nord - Süd - Ausrichtung zu sein, da gab es eine Studie bei der herauskam, dass Pflanzen im Schatten ohne diese Ausrichtung wachsen...
die N/S -Ausrichtung reduziert den Wasserverlust...
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Dieter Hermann

Grüß' Dich, Nuwa,

dass lediglich Sonnenlicht- bzw. Wärme-Einflüsse für die Blattstellung maßgeblich sein könnten, ist natürlich möglich, obgleich mir auch dabei der zugrunde liegende Steuerungsprozess rätselhaft erscheinen würde. Nur schließt das Argument, dass die Nord-Süd-Ausrichtung der Blätter bei Pflanzen im Schatten fehlt, nicht aus, dass das Magnetfeld der Erde einen Einfluß darauf haben könnte. Denn eine solche Ausrichtung stellt einen Zustand höherer Ordnung dar, der von der Pflanze einen höheren Energieaufwand erfordert. Den wird sie aus ökonomischen Gründen nicht aufbringen, wenn die Notwendigkeit dazu - wie beim Wachsen im Schatten - nicht gegeben ist.

Widerlegen könnte man die von mir aufgestellte Hypothese nur durch ein Experiment, bei dem die Kompass-Pflanzen an einem sonnigen Standort einem künstlichen Magnetfeld, das dem Erdfeld überlagert wird, ausgesetzt werden und dabei unabhängig vom resultierenden Magnetfeld die N/S.Ausrichtung beibehalten wird.

Mit herzlichem Dank für Deinen Hinweis
Dieter Hermann
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Nuwa

Hallo Dieter,
habe mal nachgeschaut, aber nichts über neuere Untersuchungen an Kompasspflanzen, auch nicht an dem amerikanischen Pendant Silphium laciniatum, gefunden...
Es gab übrigens mal eine Studie über den Einfluss der Blattform bei L. serriola forma integrifolia und forma serriola:
http://redbuttecanyon.net/pubs/Werk_PlantCellEnv_1984.pdf

Gut vorstellbar, dass auch mehrere Faktoren beteiligt sind - wenn man z.B. an Blattschneiderameisen denkt, da spielt z.B. das Magnetfeld und die thermische Orientation eine Rolle.

Wie schön, dass es immer noch Rätsel zu lösen gibt!
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Dieter Hermann

Guten Abend, Nuwa,

nach der, von Dir zitierten Abhandlung hat Lactuca serriola, der wir unseren Gartensalat verdanken, bisher schon eine honorige wissenschaftliche Aufmerksamkeit gefunden. Vielleicht findet sich da auch noch ein Interessierter der das, von mir vorgeschlagene Experiment durchführt; und wenn es auch nur zum Ausschluß eines Magnetfeldeinflusses wäre. Immerhin ist die Orientierungsmöglichkeit mit Hilfe des Erdmagnetfeldes nicht nur im animalischen Bereich bekannt. Auch in der Botanik kennt man den Begriff Magnetotaxis.

Jawohl, Nuwa, davon bin ich auch überzeugt: Grund zum Staunen werden wir immer haben, denn je mehr wir wissen, umso geheimnisvoller wird die Welt.

Mit Dank und Gruß
Dieter

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