Von gehörnten Kürbissen und winzigen Melonen
Immer wieder liest man in Versandkatalogen von neuen Gemüsearten und -sorten, dann stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, dafür Anbaufläche zu opfern. Lohnt sich der Anbau und schmecken die Neuen überhaupt - das ist die Frage.
Zwei besonders empfehlenswerte Arten stammen aus Mittel- und Südamerika und gehören in die Familie der Cucurbitaceae, der Kürbisgewächse. Hierzulande noch nahezu völlig unbekannt dienen beide in ihrer Heimat schon lange der menschlichen Ernährung.
Minigurken für den Salat
Die als Minigurke oder Minimelone angebotene Melothrina scabra ist von kleinem, zierlichem Wuchs, benötigt aber Hilfe zum Klettern. Sie ist auch gut für Gefäße oder Kübel auf dem Balkon geeignet.
Als Starkzehrer braucht die Minigurke ausreichend Nährstoffe und Wasser. Der Standort sollte in der vollen Sonne und etwas windgeschützt sein. Man sät sie ähnlich wie normale Gurken im April aus und pflanzt sie nach den letzten Frösten ins Freie. Die Melothrina ist selbstfruchtbar und wird in der Regel durch Insekten bestäubt. Eine Pflanze ist also ausreichend, um später viele traubengroße Früchte zu ernten. Allerdings bietet es sich an, von dieser zierlichen Pflanze gleich mehrere zu setzen, da sie nicht viel Platz benötigen.
Die Früchte reifen ab August den ganzen Sommer und können direkt von der Pflanze gepflückt und samt Schale gegessen werden. Äußerlich erinnern sie stark an winzige Wassermelonen, sind aber nicht süß wie diese, sondern schmecken typisch nach Salatgurken. Sie können auch genau wie diese verwendet werden. Der häufig genutzte Name Minimelone ist äußerst irreführend und sorgt nicht selten für Enttäuschungen bei der Ernte dieser sonst sehr wohlschmeckenden und auch ertragreichen Minigurke. Gut geeignet sind diese auch für Kinder, die sowohl das Äußere als auch den Geschmack mögen. Das dekorative Aussehen macht Melothrina zum Hingucker in jedem Salat.
Stachelig, lecker, Inkagurke
Eine weitere, sehr empfehlenswerte Art ist Cyclanthera pedata, die Inka-Gurke, der Hörnchenkürbis oder Caigua, wie sie in ihrer Heimat genannt wird. Sie ist sehr kältetolerant, was sie von allen anderen in Deutschland angebauten Gurken unterscheidet. Sogar bei Temperaturen knapp über null Grad wächst sie noch. Ihre Anbaugebiete liegen bis zu 2800 Meter über der Meereshöhe.
Auch Cyclanthera ist selbstfruchtbar und benötigt keine zweite Pflanze, um die sieben bis 15 Zentimeter langen, glatten oder stacheligen Früchte auszubilden. Der Wuchs ist jedoch stärker als bei der Minigurke und nur für große Balkone geeignet. Die Pflanze bildet drei Meter lange, kletternde Ranken aus. Diese Art fühlt sich in nährstoffreichen, feuchten Gartenböden am wohlsten und bringt dort auch den größten Ertrag. Alle 20 bis 30 Zentimeter erscheinen im Sommer die für Kürbisgewächse erstaunlich kleinen, gelb-grünlichen Blüten. Sie werden durch Insekten oder Wind bestäubt. Die Früchte sind hellgrün und hohl. Völlig ausgereifte Früchte enthalten vier bis sechs schwarze Samenkörner.
Der Geschmack erinnert ebenfalls sehr an Salatgurke, doch hat die Caigua ein feines Nussaroma, das sie zu einer echten kulinarischen Überraschung macht. Auch die stacheligen Früchte sind problemlos roh essbar, da die Stacheln weich und leicht zu kauen sind.
Auch aus dem Topf eine Delikatesse
In Südamerika wird die Caigua nicht nur im Salat gegessen, sondern auch gekocht. Dazu halbiert man die reifen Früchte, entfernt die ebenfalls essbaren Samen und füllt die Frucht mit verschiedenen Zutaten, wie Hackfleisch, Zwiebeln und Gewürzen.
Der Anbau ist wie bei Melothrina einfach - sie wird im April vorgezogen und im Mai ausgepflanzt. Dieser Starkzehrer braucht ebenfalls viele Nährstoffe und ausreichend Wasser. An einem sonnigen Standort ist diese Gurke reichtragend und nicht annähernd so empfindlich wie beispielsweise Salatgurken. In den Heimatgebieten wird sie oft an den Fuß eines Strauches oder eines kleinen Baumes gepflanzt und darf dann dort emporranken. Bei dieser Art von Kultivierung sollte man eine verstärkte Düngung und Wässerung aber nicht außer Acht lassen, denn auch die Pflanze, die als Klettergelegenheit dient, verbraucht Nährstoffe und Wasser. Der Boden muss tiefgründig und feucht sein.
Die Cycanthera liefert bis zum ersten Frost wohlschmeckende, Cholesterin senkende Gurkenfrüchte.
Neue Arten - hier lohnt es sich
Alles in allem sind dies zwei neue Gurkenarten, die es verdient haben, dass man ihren Anbau versucht und die Beschaffung ihrer Samen bei der Planung und Bestellung für das nächste Anbaujahr berücksichtigt. Durch den kletternden Wuchs brauchen sie nicht viel Fläche und können an einem Zaun oder Strauch gezogen werden. Die Samen werden mittlerweile schon bei verschiedenen Samenhändlern im Versand angeboten. Hat man sie einmal im Garten, kann man sie jedes Jahr aus den geernteten Samen wieder neu anziehen. -ab-
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