Sommerliche Quakkonzerte

Autor: Redaktion Magazin   
Veröffentlicht: 10.05.2012 - 19:09 Uhr
 


Teichfrösche sind genau so, man sich Frösche vorstellt. Sie sind grün, sitzen am Wasser und wenn sie nicht gerade mit ihrer klebrigen Zunge Fliegen fangen, pflegen sie lautstark zu quaken. Doch unter ihrer grünen Haut verbirgt sich eine Besonderheit. Sie gehören keiner eigenen Art an, sondern sind eine Mischung aus Seefrosch und Kleinem Wasserfrosch. Wie Maultiere, die einer Verbindung von Pferd und Esel entstammen, können sich Mischlinge getrennter Arten normalerweise nicht untereinander fortpflanzen. Dennoch gibt es reine Teichfroschpopulationen, die sich ohne Rückkreuzungen mit den Elternarten vermehren.

Grüne Quaker unter sich

Teichfrösche (Pelophylax kl. esculentus) und ihre Elternarten, Seefrösche (Pelophylax ridibundus) und Kleine Wasserfrösche (Pelophylax lessonae), werden wegen ihrer vielen Gemeinsamkeiten als Grünfrösche zusammengefasst. Sie teilen sich oft ein Gewässer und gemischte Paare sind häufig. In Farbe, Größe und Verhalten liegen Teichfrösche zwischen den Elternarten und sind sehr variabel. Die seitlichen Schallblasen der Männchen etwa sind beim Seefrosch dunkelgrau, beim Teichfrosch mehr oder weniger hellgrau, beim Kleinen Wasserfrosch dagegen weiß. Männliche Teichfrösche werden bis zu neun Zentimeter groß, weibliche bis zu zwölf. Sie haben braune Augen mit waagerechten, ovalen Pupillen. Passend zur spärlichen Vegetation ist ihre Färbung im Frühling eher bräunlich und wird im Jahresverlauf immer grüner. Außer der hellgrünen Mittellinie und den beiden seitlichen Rückendrüsenleisten zeigen die Frösche auch deutliche Flecken und Tupfen auf der Oberseite. Dieses Fleckenmuster ist individuell verschieden und bleibt im Gegensatz zur variablen Grundfarbe zeitlebens gleich. Die Bewohner eines Gartenteiches kann man also an ihren Flecken gut wiedererkennen.
Sonne, Seerosen und Fliegen
Das Jahr der Teichfrösche beginnt Mitte März. Anders als alle anderen heimischen Amphibien bleiben Grünfrösche beinahe das ganze Jahr am Wasser. Teichfrösche verlassen es nur gelegentlich für mehrwöchige Abstecher an Land und um zu anderen Gewässern zu wechseln. Typischerweise sonnen sie sich am Teichrand oder auf Seerosenblättern und bringen sich bei Gefahr mit einem großen Sprung ins Wasser in Sicherheit. Dort verbergen sie sich im Schlamm. Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus Insekten, die im Flug gefangen werden. Daneben werden Regenwürmer, Nacktschnecken und kleine Amphibien erbeutet, selbst der eigene Nachwuchs wird nicht verschont.
Sie schätzen sonnige, mittelgroße Teiche mit kräftigem Bewuchs und abwechslungsreicher Uferzone. Jungtiere ziehen sich oft in kleinste Tümpel zurück, da sie dort vor den großen Fröschen in Sicherheit sind.

Selbstvertrauen an warmen Tagen

Grünfrösche sind in der Dämmerung und am Tag unterwegs. Ist es kühl, bewegen sie sich kaum und fliehen beim geringsten Anlass ins Wasser. Wird es wärmer, werden sie nicht nur aktiver, sondern auch zutraulicher. Im Garten kann es vorkommen, dass man regelrecht aufpassen muss, nicht auf die an Menschen gewöhnten Frösche zu treten.
Steigen die Temperaturen im Frühjahr über 20 Grad, beginnt das alljährliche Rufkonzert. Kurz darauf, meist im Mai und Juni, beginnt die Paarungszeit. Für die meisten sommerlichen Froschkonzerte sind Grünfrösche verantwortlich. In der Rufgemeinschaft hat jedes Männchen einen festen Platz, der gegen Konkurrenten verteidigt wird. Kommt es zum Streit, versucht ein Männchen dem anderen auf den Rücken zu klettern und es unter Wasser zu drücken. Solche so genannten „Fehlpaarungen“ haben also nichts mit verwirrter Liebestollheit zu tun, auch wenn es teilweise so aussieht, als könnten die Männchen Männlein und Weiblein nicht mehr unterscheiden. Weibchen sind weniger kämpferisch und ruhen häufig in Gruppen neben- und übereinander. Jedes Weibchen heftet mehrere Laichballen, die jeweils aus 500 bis 1000 Eiern bestehen, an Unterwasserpflanzen an.

Griff in die Trickkiste

Teichfrösche können sich untereinander fortpflanzen, weil ein Teil der Frösche die Erbinformation nicht nur doppelt, sondern dreifach in sich trägt. Diese so genannten triploiden Tiere verfügen über die vollständige Erbinformation eines Elternteils, dem sie dann besonders ähneln. Anders als bei vielen anderen Tierarten, bei denen ein dreifacher Chromosomensatz tödliche Auswirkungen hätte, sind die triploiden Frösche ausgesprochen vital. Sie sind daher auch während der Laichzeit sehr erfolgreich.
Eine glibberige Kinderstube
Die aus dem Laich schlüpfenden Kaulquappen ernähren sich vegetarisch von Algen, Wasserpflanzen und wässrigen Früchten. Der Bauch der mit fünf bis neun Zentimetern sehr groß werdenden älteren Larven ist charakteristisch golden bis kupferrot glänzend. Nach zwei bis drei Monaten ist ihre Entwicklung zu Jungfröschen abgeschlossen.

Mitte Oktober ziehen sich die Frösche in ihre Winterquartiere zurück. Diese können, wie beim Kleinen Wasserfrosch, in frostsicheren Verstecken an Land oder, wie beim Seefrosch, im Schlick des Gewässerbodens liegen. Erst im März werden die Tiere wieder zum Vorschein kommen, um ihren Reigen erneut zu beginnen. -rh-



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