Neue Wege in der Friedhofsgestaltung

Autor: Frank   
Veröffentlicht: 08.09.2008 - 09:04 Uhr
 
 
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Ein Raum für die Lebenden

Nach Jahrzehnten mit fest gefügten, traditionellen Beerdigungsformen auf deutschen Friedhöfen haben sich inzwischen verschiedene alternative Formen etabliert. So kamen in den letzten Jahren neben Urnenmauern mehr und mehr auch anonyme Bestattungen in Rasenflächen und Aschestreufeldern als billige, praktische und pflegeleichte Lösung auf. Inzwischen aber zeigt sich, dass diese Bestattungsformen den Bedürfnissen vieler Hinterbliebener nicht gerecht werden. Das Wissen, die geliebte Person auch nach ihrem Ableben in einer individuell gestalteten und saisonal bepflanzten Umgebung besuchen zu können, erleichtert die Trauerarbeit. Das Grab auf einem Friedhof als Ort zum Innehalten und Gedenken, umgeben von Bäumen und Grünflächen, schenkt körperliche und seelische Ruhe, gibt Kraft zum Abschiednehmen und verleiht der Verbundenheit mit dem Verstorbenen Ausdruck. Dies macht einen Friedhof zu mehr als einem feierlichen Ort für die Toten: Er ist ein Ort für die Lebenden. Diese Erkenntnis lässt wieder neue Bestattungsformen aufkommen. Friedhofsgärtner und Steinmetze, Friedhofsämter und auch die Kirchen haben erkannt, dass die Menschen individuelle Grabstätten in einer Umgebung wünschen, die von ihren Angehörigen gerne aufgesucht werden. Friedhöfe, die einen hohen Erholungswert haben und die mit Wäldern, Bächen und Seen Frieden und Ruhe ausstrahlen, werden zur Gemeinschaftsgrabstätte, in der die Individualität trotzdem nicht verloren geht.

Ruhestätte zwischen Bergen und Tälern
Ansprechende Parkgräber haben für die Hinterbliebenen eine ähnliche Wirkung wie die traditionellen Einzel- oder Doppelgräber. Lediglich die Grenzen haben sich aufgelöst. „Die Friedhofsplanung der letzten Jahrzehnte war recht monoton und von rechten Winkeln beherrscht", so Friedhofs- und Landschaftsarchitekt Wolfgang Renschler von der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner, mit Ruhestätten, die wie Landschaften anmuten, können sich Hinterbliebene viel besser identifizieren. Berührungsängste mit dem Gemeinschaftsgrab müssen dabei nicht auftreten. Denn bei Landschaftsgräbern ändert sich lediglich der Fokus der Betrachtung: Schon der Friedhof selbst ist doch ein Ort der gemeinsamen Bestattung. Neue landschaftsgärtnerische Konzepte sind deshalb eine sinnvolle Antwort auf die aktuellen Entwicklungen in der Begräbniskultur." Bundesweite Maßstäbe setzte zum Beispiel das Landschaftsgräberfeld „Mein letzter Garten" in Karlsruhe. Abweichend vom traditionellen Friedhof, auf dem sich Grab an Grab reiht und die Hinterbliebenen einen ganz bestimmten Abschnitt betreuen, wurden hier zwei große Flächen gestaltet, in denen sich die Erdbestattungsgräber und Urnengrabstätten dezent einfügen. Den ersten Teil des Landschaftsgartens prägt ein zweistufiger Wasserfall als Symbol des Lebens. Wie das Leben endlich ist, versiegt auch das Wasser, und zurück bleibt ein leeres Bachbett mit meditativem Charakter. Besondere Stauden und Pflanzen, wie beispielsweise Bambus, vermitteln einen fernöstlichen Eindruck. Zur Seite des Bachbettes neigen sich Urnengemeinschaftsgräber, die mit Buchsbaum eingefasst sind. Auch im zweiten Teil des Landschaftsgräberfeldes ist Wasser ein wichtiges Element. Das trockene Bachbett mündet hier in einen Teich, an dessen Ufern sich mit Granitsteinen eingefasste Urnengrabstätten befinden. Ein Steg führt zu den Erdbestattungsgräbern, die weinbergartig angelegt sind und zu denen jeweils eine schlanke Granitsäule gehört, die sich elegant erhebt und als Stele individuell gestaltet werden kann. Das Beispiel aus Karlsruhe steht nicht alleine: Mehr und mehr Friedhöfe werden so oder ähnlich umgestaltet und entwickeln sich zu Oasen in den Städten.

CMA
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