Intelligenz
Im Institut für Elektronik läuft ein einzigartiges Experiment: ein Intelligenztest für Schleimpilze. Kandidat ist Polycephalum. Zu deutsch: der Vielköpfige. Wie viel er im Kopf hat, wird sich zeigen ... Vorgegeben ist ein Labyrinth mit zwei Punkten A und B. Gefragt ist nach der kürzesten Verbindung zwischen A und B. Eine Aufgabe, die lösbar ist. Für uns. Und für einen Schleimpilz?
Toshiyuki Nakagaki holt seinen Schützling zum Test. Physarum Polycephalum ? eine einzige riesige Zelle. Zunächst einmal soll sie in das Labyrinth umziehen. Und das geht verblüffend einfach: Stück für Stück wird abgetrennt und umgesetzt. Kein Vielzeller würde diese Prozedur überstehen, aber für Schleimpilze gelten andere Gesetze. Nakagakis Stückwerk ist völlig ausreichend. Für die gleichmäßige Verteilung sorgt der Schleimpilz selbst: Die Portionen von Polycephalum vereinigen sich wieder und besetzen das ganze Labyrinth. Jetzt kann der eigentliche Test beginnen: Finde den kürzesten Weg von A nach B.
Dazu wird in beiden Punkten ein Futterdepot eingerichtet. Mit Haferflocken ? Polycephalums Leibgericht. Der Schleimpilz kann nicht widerstehen und macht sich über die Futterstellen her. Der Zeitraffer bringt seine ganze Gier zu Tage. In regelrechten Fresswellen stürzt er sich auf die Haferflocken. Trotz allem aber hält er die Verbindung aufrecht zwischen den beiden Futterquellen. Über kräftige Adern, die das Labyrinth durchziehen. Manche Wege jedoch scheint er zu meiden. Aus Sackgassen zum Beispiel ziehen sich die Adern zurück, hinterlassen nichts als ihre Spuren. Auch Umwege werden geräumt. Und nach einigen Stunden gibt es nur noch eine Hauptschlagader, einen Verbindungsstrang zwischen A und B. Ohne Zweifel der kürzeste Weg. Intelligenztest bestanden.
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