Ist eine Wurmkiste sinnvoll?

 
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GreenOlli

Ich hoffe, ich bin mit diesem Thema hier in diesem Unterforum richtig aufgehoben. Die meisten von euch haben vermutlich einen eigenen Garten und da stellt sich die Frage nicht. Vielleicht kann mir aber trotzdem jemand helfen.

Momentan denke ich darüber nach, mir eine Wurmkiste anzuschaffen; also einen Mini-Komposthaufen für die Wohnung. Einen Garten habe ich nicht. Davon verspreche ich mir hochwertigen, natürlichen Dünger (bin kein Freund von Chemie), regelmäßigen Nachschub an Erde für meine Pflanzen und ökologischer ist es auch im Vergleich zur Müllabfuhr.

Nun klingt das bei den Händlern auch alles wunderbar (wenn man von den Anschaffungskosten absieht). Aber so ganz traue ich der Sache noch nicht. Was der Bauer nicht kennt..

Hat jemand Erfahrung mit solchen Wurmkisten? Ist die Pflege sehr aufwändig? Überleben die Tierchen, wenn man mal im Sommer zwei Wochen im Urlaub ist? Kommt am Ende genug Erde dabei raus, das sich der Aufwand lohnt? Im Idealfall brauche ich keine Blumenerde mehr kaufen.

Habe mich schon bei verschiedenen Anbietern belesen, aber ich würde mich mal über echte Erfahrungswerte freuen. Ich hab ja noch soo viele Fragen
Besten Dank im Voraus!
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Silberfisch

Eine Wurmkiste liefert ziemlich nassen matschigen Kompost. Als Dünger gut zu verwenden, aber als Blumenerdeersatz pur zu wenig faserig. Du müsstest Fasermasse (Stroh, Holzhäcksel und ähnliches) unter deinen Küchenabfall mischen, um ihn aufzulockern, bevor du ihn kompostierst.
Die Regenwürmer benötigen außerdem regelmäßige Mineralienzufuhr, entweder durch untergemischten Lehm oder untergemischtes Gesteinsmehl, das du zukaufen müsstest.
Als Projekt ist eine Wurmkiste auf jeden Fall interessant, wobei ich dann aber eher ein leeres Aquarium aufstellen und befüllen würde, weil sich die Würmer dann durch die Glasscheiben beobachten ließen.
Hast du einen Balkon oder soll die Kiste drinnen stehen?
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Loony Moon

Hmm, ich habe damit keine Erfahrungen, würde aber sehr vorsichtig daran gehen.
In den kühleren Jahreszeiten mag so eine Wurmkiste bedingt funktionieren, aber wenn die Sonne richtig knallt wie im letzten Sommer wird sich ein derart kleines System schnell verabschieden, weil es zu heiß wird. Beim richtigen Komposter im Garten haben die Würmer meist mehr Möglichkeiten, in "kühlere" Gefilde zu verschwinden.
Wie Silberfisch schrieb, nur Küchenabfälle werden zu schnell matschig, da muss Fasenmaterial mit rein.
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GreenOlli

Okay, danke euch für die vielen Infos!

Das ist ein interessanter Einwand, dass ich noch Fasermasse dazugeben muss. Das war mir bisher nicht bewusst. Das ich zusätzliche Mineralien brauche, hatte ich allerdings schon gelesen. Normale Ei-Schalen reichen da wohl nicht aus, wie es klingt?!

Ich habe zwar einen Balkon, durch die Südlage kommt der jedoch nicht in Frage. Der heizt sich tagsüber zu sehr auf. Dafür ist aber der Flur schön kühl - ich denke, da könnte die Kiste stehen und die Temperaturen sind konstant genug.

Bei einigen Kisten hatte ich gesehen, dass es unten wie eine Abtropfschale gibt, mit der man den "Wurmsaft" abzapfen und als Flüssigdünger nutzen kann. Das würde bei einem Aquarium wohl nicht gehen. Vielleicht löst diese Funktion auch das Problem mit der matschigen Erde
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Silberfisch

Ich hatte Würmer als Abfallverwerter im Terrarium mit tropischen Schnecken auf stark aufgekalkter Erde, in der sie sich praktisch nicht vermehrt haben. Erst als ich regelmäßig Lehmpulver (Luvos Heilerde oder Lehmsubstrat aus dem Terraristikbedarf) zugab, gab es regelmäßig Nachwuchs. Kalk alleine scheint also als Mineralienquelle nicht auszureichen. In der Natur besteht Humus nicht nur aus verrotteten Pflanzenteilen, sondern auch aus sandigen Bestandteilen, mineralischem Staub und ähnlichem.

Nein, ein Aquarium ließe sich nicht anzapfen, das würde nur dem besseren Beobachten dienen und du müsstest als Basis schon eine Erdmischung (zum Beispiel verbrauchte Erde vom letzten Umtopfen) verwenden und relativ vorsichtig mit Abfall füttern.
Das Abzapfen des "Saftes" muss sein, wenn du nur Küchenabfälle kompostierst, weil das Ganze sonst ziemlich flüssig verrotten/verfaulen würde, womit die Würmer nicht klar kämen. Als Indoordünger würde ich den "Saft" allerdings nicht verwenden, der müffelt ziemlich stark säuerlich und die Rückstände auf Blumenerde fangen schnell an zu schimmeln.
Die Kiste selbst müffelt, wenn sie verschlossen ist, nur ein wenig säuerlich. Würde ich persönlich nicht in der Wohnung haben wollen, aber wirklich schlimm riecht es nicht. Wenn man also ein wenig tolerant ist...
Der Kompost selbst ist, wenn er nur aus Küchenabfällen besteht, sehr "fett". Untermischen unter normale Erde geht, pur eignet er sich nicht für Zimmerpflanzen. Abzapfen des "Saftes" hilft nicht dagegen, er ist dadurch nur kein Brei mehr.
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GreenOlli

Wunderbar, nochmals danke für deine Hilfe!

Alte Erde fällt ja immer mal wieder an, die könnte ich tatsächlich immer wieder mit dazu geben und die Erde somit mit frischen Nährstoffen anreichern. Gerade die Balkonerde sieht durch die Sonneneinstrahlung immer schnell danach aus, als würde sie gewechselt werden wollen.

Was ich schade finde, dass der Dünger riecht. Ich könnte den Dünger zwar auch für unsere Balkon-Pflanzen nutzen, aber das meiste Grün steht in der Wohnung. Laut der Werbung sind die Wurmkisten bei richtiger Handhabung komplett geruchsneutral. Gut zu wissen, dass das nicht unbedingt der Fall ist.

Weißt du auch, ob man bei der Auswahl der Würmer auf etwas bestimmtes achten sollte? Müssen es unbedingt Würmer aus dem Fachgeschäft sein oder könnte ich auch einfach Regenwürmer im Park einsammeln?

Was mich auch noch beschäftigt: Aller paar Monate habe ich einen ziemlich starken Befall mit Trauermücken - die kommen durchs Fenster einfach immer wieder in die Wohnung. In solchen Fällen bekomme ich die "Invasion" immer ganz gut wieder durch Nematoden in den Griff. Könnte es funktionieren, die Nematoden auch in der Wurmkiste anzusiedeln und somit immer wieder in die Blumentöpfe zu bringen? Dann müsste ich nicht jedes Mal neue Nematoden kaufen und hätte vielleicht so eine Art geschlossenen Kreislauf. Das wäre ein Traum
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Silberfisch

Gerne

Vielleicht hängt die Geruchsentwicklung auch davon ab, was man in welchen Mengen kompostiert.
Normale Regenwürmer aus dem Rasen findet man nicht in einem Komposthaufen, es handelt sich dabei um eine andere Art. Aber wenn du im Angelladen eine Dose "Dendrobena" holst, dann hast du gute Kompostwürmer, die auch mit Indoorbedingungen gut klar kommen.
Alternativ gibt dir vielelicht jemand mit Komposthaufen ein paar Komposthaufenwürmer ab, das ist dann noch eine andere Art.
Ich hatte Dendrobena.

Nematoden - da bin ich überfragt. Ich könnte mir vorstellen, dass du für die noch anderes Futter anbieten musst, damit sie dir nicht verhungern. Aber ob sie an Springschwänze und Asseln gehen? Die beiden wären weitere gute Helferlinge beim Kompostieren.
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Rose23611

 [M]
hallo

gegen trauermücken schau mal hier topic26576.html
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GinkgoWolf

Hallo alle zusammen

Nach einigem Lesen habe ich nun wieder etwas Abstand zu "meiner" Idee mit der Wurmkiste genommen.
Ich dachte auch, dass man da gute Erde von bekommt bzw. dass man das Kompostergebnis anschließend in die eigenen Erdsubstrate untermischen kann. Aber so einfach wie der Komposthaufen meiner Eltern scheint das System nicht zu sein... schade eigentlich.

Ich find's aktuell doof, meine Küchenabfälle wie Kartoffelschalen, Bananenschalen, Möhrengrün etc. in den Müll zu entsorgen. Eine Biotonne haben wir hier nicht. Und ehrlich gesagt, fände ich die Idee toll, die anfallenden Reste an Kompostierbarem selber zu "verwerten".
Da ich einen sommerheißen Südbalkon habe (wieder... manche Dinge ändern auch Umzüge nie... ) und auch in der Wohnung ein reinlicher Mensch bin, bliebe bei mir nur ein Platz im Keller. Aber da wäre die Temperatur vermutlich relativ konstant irgendwo bei 13-15°C. Luftfeuchte weiß ich gar nicht, ich hab aktuell nur ein Thermometer, aber kein Hygrometer für den Keller. Aber allzu feucht wird es da wohl nicht sein...

Aber wenn das Endergebnis aus der Wurmkiste eben mit Erde nicht so viel gemein hat, dann lass ich das doch erstmal wieder. Schade.

lg
Henrike

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