Beim Thema Stauden denken viele zunächst an Beetstauden wie Phlox und Rittersporn oder polsterbildende Arten für Rabatten und Steingärten.
Seltener finden sich gelungene Beispiele für eine Gestaltung der Übergangsbereiche von Freiflächen wie Rasen oder Sitzplätze zu den dauerhaft Struktur und Sichtschutz bietenden Gehölzen.
In der Natur werden Gehölze stets von ein oder mehrjährigen krautigen Pflanzen begleitet. Es gibt kaum eine Waldgesellschaft ohne entsprechende Krautschicht, und an den Rändern von Gebüschen und Waldsäumen findet sich jeweils entsprechend der Standortbedingungen eine artenreiche Gesellschaft von Blütenpflanzen.
Sträucher im Garten
Eine Vor- oder Unterpflanzung von Sträuchern auch im Garten bietet daher die Möglichkeit, die besondere Wirkung mancher Naturplätze nachzuempfinden. Wie abweisend wirkt dagegen das Aufeinandertreffen von Kantensteinen mit einer Rindenmulchdecke, deren Wahl meist mit dem geringen Pflegeaufwand dieser Version begründet wird.
Im Einflussbereich von Gehölzen werden je nach Licht- und Bodenverhältnissen unterschiedliche Arten aus dem Bereich der Schatten- und Waldrandstauden verwendet. Besonders Wildstauden und Sorten mit Wildstaudencharakter kommen gut mit der eher mäßigen Nährstoffversorgung sowie der vorhandenen Wurzelkonkurrenz zurecht. Auch frühblühende Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckchen und Blausternchen finden dort ihren Platz wo anspruchsvollere Arten nicht recht gedeihen.
Auf basenreichen Böden mit natürlicherweise guter Nährstoffversorgung bieten sich die Arten aus der Krautschicht der Buchenwälder, die in Mitteleuropa ihren Verbreitungsschwerpunkt haben, an. Auch sie nutzen im Frühjahr die Zeit vor dem Laubaustrieb der Bäume zum Wachstum und zur Blüte, sie begnügen sich den Rast des Jahres mit wenig Licht und kommen auch mit Sommertrockenheit gut zurecht.
Zur Unterpflanzung geeignete Pflanzen
Der bekannteste Vertreter ist das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), das im Frühling den Waldboden weiß färbt. Der gleiche Effekt lässt sich auf rohhumusreicheren Standorten mit dem nahezu zeitgleich blühenden Sauerklee (Oxalis acetosella) erreichen, dessen Blättchen in jungem Zustand essbar sind. Etwas später folgen Waldmeister (Galium odoratum), Maiglöckchen (Convallaria majalis) und der Bärlauch (Allium ursinum). An sonnigen und wärmeren Plätzen, wenn der Gehölzrand nach Süden orientiert ist, auch die Walderdbeere (Fragaria vesca).
Weitere Blütenfarben erhält man durch die Verwendung von Leberblümchen (Hepatica nobilis), Lerchenspornarten (Corydalis cava und solida), von Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) und Günsel (Ajuga reptans) sowie des gelben Buschwindröschens (Anemone ranunculoides) und verschiedener Primelarten. Eine Besonderheit ist der Aronstab (Arum maculatum) mit seinem grünen Hochblatt um den Blütenkolben. Zusätzlich zu den Wildformen gibt es bei einigen Arten auch Gartenformen mit abweichenden Blütenfarben und Blattzeichnungen.
Bei der Verteilung der Arten in einem Staudensaum sind deren Wuchseigenschaften zu beachten. Lerchensporne, Aronstab, Bärlauch und andere Zwiebelpflanzen ziehen sich schon bald nach der Blüte wieder in den Boden zurück. Sie überlassen ihren Platz spät austreibenden Stauden wie Salomonsiegel, Knotenbraunwurz oder Wurmfarn oder solchen deren Laub lange ansehnlich bleibt, wie dem Lungenkraut und der gefleckten Taubnessel.
Stärker ausläufertreibende Arten wie Maiglöckchen und Bärlauch sollten durch Kanten begrenzt werden oder die Möglichkeit zur Ausbreitung in Gehölzbestände hinein erhalten. Stark wachsende Arten wie Immergrün (Vinca), Goldnesseln (Lamium), Scheinerdebeere (Duchesna) oder Gundelrebe (Glechoma) sollte nur verwenden wer über reichlich Platz verfügt oder bereit ist einen erhöhten Pflegeaufwand zu leisten.
Der Pflegeaufwand
Eine Bepflanzung mit bodendeckenden Wildstauden bedarf nur am Anfang einer gewissen Pflege. Sind gleichwertige, zum vorhandenen Standort passende Partner ausgewählt, entwickelt sich eine dauerhafte Gemeinschaft, die schon bald weder Hacke noch Spaten bedarf. Solch ein ungestörter Bereich am Gehölzrand sorgt auch für zusätzliches Leben im Garten. Im Frühjahr bietet er ein zusätzliches Nahrungsangebot für Insekten, wobei sich besonders das extrem früh mit der Blüte einsetzende Lungenkraut hervortut. An ihm lassen sich schon am ersten sonnigen Frühlingstag verschiedene Wildbienen und Wollschweber beobachten. In der sich mit der Zeit bildenden Bodenstreu finden zahlreiche Kleintiere ihr Winterquartier, zum Beispiel die heimischen Marienkäferarten.
Die Pflege in den ersten Jahren nach der Pflanzung besteht in der Regulierung der Ausbreitungstätigkeit. Sich stärker verbreitende Arten sind zugunsten der schwächeren einzuschränken. Bei den aufkommenden Sämlingen ist zu entscheiden, wer an welchem Platz erwünscht ist. So werden beispielsweise die Samen von Sauerklee, Primeln und Leberblümchen verschleppt, so dass sie auch im weiteren Umfeld der ursprünglichen Pflanzung auftauchen werden. Wenn sich die Freiflächen zwischen den Pflanzen geschlossen haben, wird das Keimen von außen zufliegender Samen wirksam verhindert. Die weitere Pflege besteht dann bei einigen Arten im regelmäßigen Rückschnitt, nach der Blüte beim Lungenkraut und der Taubnessel oder im zeitigen Frühjahr wie beim Waldmeister. Bei vielen Arten erfolgen das Absterben und die Zersetzung oberirdischer Teile eher unauffällig. In Maßen kann auch Herbstlaub auf der Pflanzfläche verbleiben, außer dem von sehr großblättrigen Gehölzen, das zum Verkleben neigt.
So lässt sich durch die Verwendung heimischer, aber auch fremdländischer Stauden mit Wildcharakter, auch auf engem Raum ein pflegeleichter Bereich gestalten, der sowohl den Verlauf der Jahreszeiten beobachten lässt als auch über seine Bestandsentwicklung die Reifung eines Gartens über die Jahre hin abbildet. -hs-
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