Geheimnisse des Titanenwurz gelüftet: Ein Einblick in die faszinierenden Eigenschaften der Amorphophallus titanum

Warum stinkt die Titanenblume so? Chemische Zusammensetzung des Geruchs.

Autor: GREEN24   
Veröffentlicht: 12.11.2024 - 11:12 Uhr
 
 
Die Titanenblume, auch bekannt als Titanenwurz oder botanisch als Amorphophallus titanum, fasziniert Botaniker und Pflanzenliebhaber weltweit. Ihr gigantischer Blütenstand und der charakteristische, an Verwesung erinnernde Geruch haben ihr den Spitznamen "Leichenblume" eingebracht. In jüngster Zeit haben Forscher signifikante Fortschritte in der Entschlüsselung der Geheimnisse dieser außergewöhnlichen Pflanze gemacht. In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Titanenblume und ihre einzigartigen Eigenschaften.
Die Amorphophallus titanum ist eine der größten Blütenpflanzen der Welt und stammt ursprünglich aus den Regenwäldern Sumatras in Indonesien. Eine ihrer bemerkenswertesten Eigenschaften ist der massive Blütenstand, der bis zu drei Meter hoch werden kann. Diese beeindruckende Größe ist jedoch nicht das einzige faszinierende Merkmal dieser Pflanze.
Blühzyklus und Bestäubung

Ein Highlight bei der Untersuchung der Titanenblume ist ihr einzigartiger Blühzyklus. Die Pflanze verbringt Jahre im vegetativen Zustand, in dem sie Energie speichert. Ein kompletter Blühvorgang kann bis zu einem Jahrzehnt dauern. Sobald die Pflanze bereit ist, blüht sie innerhalb weniger Tage und verströmt für etwa 24 bis 48 Stunden einen stark übelriechenden Geruch, der an Verwesung erinnert. Dieser Geruch dient dazu, Aasfresser wie Käfer und Fliegen anzuziehen, die als Bestäuber fungieren.

Chemische Zusammensetzung des Geruchs
Wissenschaftler haben kürzlich Fortschritte in der Identifikation der chemischen Verbindungen gemacht, die für den charakteristischen Geruch verantwortlich sind. Studien zeigen, dass die Titanenblume eine komplexe Mischung organischer Verbindungen freisetzt, darunter Dimethyltrisulfid, das auch in verrottendem Fleisch vorkommt. Diese chemischen Signale sind von essenzieller Bedeutung für die ökologische Rolle der Pflanze, da sie spezifische Bestäuber anlocken.

Lichtwahrnehmung und Wachstumsprozesse
Ein weiteres Forschungsthema ist die Lichtwahrnehmung der Titanenblume. Wie andere Pflanzen besitzt sie spezielle Photorezeptoren, die es ihr ermöglichen, auf Lichtintensität und -qualität zu reagieren. Diese Mechanismen beeinflussen nicht nur das Wachstum der Pflanze, sondern auch den Zeitpunkt der Blüte, was von großer Bedeutung für die Fortpflanzungsstrategie ist.

Botanische Forschung und Kultivierung
Die botanische Forschung hat auch praktische Implikationen für die Kultivierung der Titanenblume außerhalb ihres natürlichen Habitats. Forscher arbeiten daran, die optimalen Bedingungen für die Anzucht und Pflege dieser seltenen Pflanze zu bestimmen, um ihre Überlebensrate zu erhöhen. Ein besseres Verständnis der Umweltanforderungen und physiologischen Prozesse trägt dazu bei, die Erhaltung und Kultivierung dieser bemerkenswerten Pflanze zu unterstützen.

Fazit
Die Titanenblume ist zweifelsohne eine der faszinierendsten Pflanzen der Welt. Dank intensiver botanischer Forschung kommen wir den Geheimnissen dieser Gigantin immer näher. Von ihrem einzigartigen Blühzyklus über die chemische Zusammensetzung ihres intensiven Geruchs bis hin zu den speziellen Wachstumsbedingungen gibt es noch viel zu entdecken und zu verstehen.

Quelle & Beschreibung
"Secrets of the Corpse Flower Revealed" - Phys.org
Botanische Forschungspublikationen zur Titanenblume

Der eigentümliche Geruch der Titanenwurz, oft als Leichenblume bekannt, erinnert an verwesendes Fleisch und zieht während ihrer seltenen Blütezeit zahlreiche neugierige Besucher in Gewächshäuser weltweit an. Wissenschaftler sind ebenso von dem Phänomen fasziniert, dass die Pflanze kurz vor der Blüte durch Thermogenese Wärme produziert, eine bei Pflanzen seltene und noch nicht vollständig verstandene Eigenschaft.

Eine Studie unter der Leitung von Dartmouth erforscht nun die Titanenwurz, um grundlegende genetische Pfade und biologische Mechanismen aufzuklären, die die Wärmeproduktion und die Herstellung geruchsintensiver Chemikalien während der Blütezeit steuern. Der Artikel, der am 4. November in PNAS Nexus veröffentlicht wurde, identifiziert unter anderem eine neue Komponente des Geruchs – eine organische Chemikalie namens Putrescin.

G. Eric Schaller, Professor für Biowissenschaften und Molekularbiologe an Dartmouth, leitet die Studie. Schaller untersucht, wie Pflanzenhormone Wachstum regulieren und auf Umweltveränderungen reagieren. Zudem schreibt er Kurzgeschichten, insbesondere im Horror-Genre. „Die Leichenblume passt gut in beide Welten“, bemerkt er.
Für ihre Untersuchungen nutzten Schaller und sein Team mehrere Blüten von Morphy, der 21 Jahre alten Titanenwurz von Dartmouth im Life Sciences Greenhouse, um Gewebeproben für genetische und chemische Analysen zu sammeln.
Die Titanenwurz besteht nicht aus einer einzelnen Blüte, sondern aus einer Ansammlung kleiner Blüten, die in einem riesigen Mittelstiel, dem sogenannten Kolben, verborgen sind, der bis zu 3,66 Meter hoch werden kann und das markanteste Merkmal der Pflanze ist.

Die Pflanze kann jahrelang ohne Blüte auskommen – typischerweise dauert es 5 bis 7 Jahre – aber wenn sie blüht, geschieht dies über Nacht. „Die Blüten sind selten und kurzlebig, daher haben wir nur ein kleines Zeitfenster, um diese Phänomene zu untersuchen“, erklärt Schaller.

Eine blütenblattartige Schicht an der Basis des Kolbens, die Spatha, entfaltet sich und bildet eine Schale um den zentralen Stiel, die innen dunkelrot oder kastanienbraun ist. Der Kolben beginnt sich zu erwärmen und liegt später bis zu 20 °F über der Umgebungstemperatur. Kurz darauf verbreitet sich der charakteristische Duft der Pflanze, der auf einem Cocktail von stinkenden schwefelhaltigen Verbindungen basiert, die Fliegen und Aaskäfer anlocken, um die Fortpflanzung der Pflanze zu fördern.

Als Morphy 2016 blühte, nahmen die Forscher neun Gewebeproben während drei Nächten ab dem Höhepunkt der Kolbentemperatur – von der Lippe und der Basis der Spatha sowie dem hoch aufragenden Dorn des Kolbens, dem Appendix. Später ergänzten sie ihre Sammlung um zwei weitere Blattproben.

Alveena Zulfiqar, eine Austauschwissenschaftlerin im Schaller-Labor, entwickelte eine Methode zur Extraktion hochwertiger RNA aus dem Gewebe, was dem Team ermöglichte, RNA-Sequenzanalysen durchzuführen und die Rolle der Gene bei der Erwärmung der Pflanze und der Entstehung des Geruchs zu bestimmen.

„Auf diese Weise können wir erkennen, welche Gene exprimiert werden und welche speziell dann aktiv sind, wenn sich der Kolben erwärmt und einen Geruch aussendet“, erläutert Schaller.
Thermogenese, die Fähigkeit, Wärme zu erzeugen, ist bei Tieren weit verbreitet, bei Pflanzen jedoch selten. In tierischen Zellen unterbrechen spezielle Proteine, die sogenannten Entkopplungsproteine, den Prozess der Speicherung chemischer Energie und setzen sie als Wärme frei. Ähnliche Mechanismen könnten auch bei Pflanzen wirken.

Die RNA-Analyse zeigte, dass Gene, die den pflanzlichen Äquivalenten dieser Proteine, den sogenannten alternativen Oxidasen, entsprechen, in den Geweben zu Beginn der Blüte stärker exprimiert wurden, besonders im Kolben. Ebenso waren zu dieser Zeit Gene aktiv, die am Schwefeltransport und -stoffwechsel beteiligt sind.

Zur Untersuchung der Mechanismen, die diese Gene aktivieren, isolierte das Team während einer weiteren Blüte Gewebe und bestimmte in Zusammenarbeit mit der University of Missouri mittels Massenspektrometrie die Konzentrationen verschiedener Aminosäuren – die Bausteine der Proteine – in den Geweben.

Wie von der RNA-Analyse vorhergesagt, entdeckte das Team hohe Konzentrationen der schwefelhaltigen Aminosäure Methionin, einem Vorläufer von Verbindungen, die beim Erhitzen leicht verdampfen und stechende Gerüche erzeugen. Die Methioninwerte sanken schnell in Gewebeproben, die einige Stunden später entnommen wurden.
Überraschend entdeckte das Team auch erhöhte Konzentrationen einer weiteren Aminosäure in den aus der Spatha entnommenen Geweben. Diese dient als Vorläufer für die Produktion von Putrescin, einer Verbindung, die in toten Tieren entsteht und verwesende Gerüche verursacht.

Diese Studie entschlüsselt erstmals die molekularen Geheimnisse des Gestanks der Titanenwurz, identifiziert die Prozesse, die die Temperaturregulierung ermöglichen, und legt die Rolle der verschiedenen Teile des Blütenstands bei der Entstehung des Aasdufts dar, der Bestäuber anlockt.

Morphy birgt noch weitere Geheimnisse, sagt Schaller, der aktuell untersucht, welche Auslöser die Blüte vorhersagen und ob zusammen untergebrachte Exemplare ihre Blütezeit synchronisieren könnten, um gemeinsam den Geruchspegel zu erhöhen und mehr Bestäuber anzulocken.

Quelle: https://phys.org/news/2024-11-secrets-corpse-revealed.html

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